Freitag, April 19, 2024

Zwangssymptome bei Kindern und Jugendlichen: Vorsicht psychische Störungen

Bei Kindern und Jugendlichen erhöhen manche Zwangssymptome erheblich das Risiko, in späteren Jahren psychische Störungen zu entwickeln.

Die Wiederholung von täglichen Ritualen beziehungsweise Verhaltensweisen sind fester Bestandteil der typischen Entwicklung eines Kindes. Solche Verhaltensweisen wie Händewaschen und Duschen sowie Zähneputzen können aber auch obsessiv und zwanghaft betrieben werden. In Folge können entstandene Zwangssymptome bei Kindern und Jugendlichen wiederum auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen hinweisen.



 

Zwangssymptome erhöhen Risiko für eine Psychopathologie

Forscher des Lifespan Brain Instituts (LiBI) des Kinderspitals von Philadelphia (CHOP) und der Perelman School of Medicine an der Universität von Pennsylvania fanden heraus, dass jene Kinder und junge Erwachsene, die Zwangssymptome sowie auch negative Gedanken zugeben, eher zu Psychopathologie neigen. Dazu gehörten auch Depression und Selbstmord.

Dies war die bis dato erste und größte Studie, die Zwangssymptome bei mehr als 7.000 Teilnehmern im Alter von 11 bis 21 Jahren untersuchte. Dabei teilten die Wissenschaftler die Zwangssymptome in vier Kategorien ein:

  • schlechte Gedanken,
  • Wiederholung und Überprüfung,
  • Symmetrie sowie
  • Reinigung und Kontamination.

Mehr als 20 Prozent der Jugendlichen gaben zu, schlechte, negative Gedanken zu haben. Dazu gehörten Gedanken, sich selbst oder andere zu verletzen. Weiters hatten sie Gewaltphantasien und befürchteten, dass sie zukünftig etwas Böses tun könnten, ohne es zu wollen.

Vor allem diese betroffenen jungen Menschen entwickelten häufiger eine schwerwiegende Psychopathologie – über Zwangsstörungen hinaus, bis hin zu Depressionen und Suizid.

 

Zwangssymptome bei Kindern werden häufig nicht rechtzeitig erkannt

Etwa jeder zwölfte Mensch in der Normalbevölkerung leidet an Zwangsstörungen, wobei Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen sind. Dass Kinder zu Hause eindeutige Zwangssymptome entwickeln, ist nicht wirklich ungewöhnlich. Diese können exzessives Händewaschen und Duschen, Zähneputzen oder Wiederholungs- und Kontrollhandlungen sein.

Oft hängen solche Zwangssymptome bei Kindern und Jugendlichen auch mit Begleitstörungen wie Depressionen, Angst- und Essstörungen zusammen. Interessanterweise zeigen manche Kinder in einer Klinik aber häufig keine oder nur sehr wenige Symptome.

Im Grunde genommen beginnen verschiedene schwere psychische Erkrankungen wie die zitierten Depression, Angststörung und Essstörungen meistens im Kindes- oder spätestens Jugendalter.

Etwas später ist das bei der Schizophrenie der Fall. Diese beginnt meist erst im mittleren Jugendalter bis hin zum frühen Erwachsenenalter bis Mitte der Dreißiger. Andere psychische Störungen wie Autismus treten hingegen ausschließlich in der Kindheit auf.




Literatur:

Ran Barzilay et al. Obsessive-Compulsive Symptomatology in Community Youth: Typical Development or a Red Flag for Psychopathology? November, 2018. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry.

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