Jeder zweite Betroffene glaubt, dass Kopfschmerzen oder Kopfweh mit einer Wetterfühligkeit zusammenhängen. Jedoch zeigte sich bisher kein kausaler Zusammenhang.
Mehr als die Hälfte der Patienten mit Kopfschmerzen bringen ihr Kopfweh mit einer ganz speziellen Wetterfühligkeit – auch Meteoropathie genannt – in Zusammenhang. Ob dies stimmt, ist allerdings höchst fraglich. Moderne Methoden zur Vorhersage von Wetter – dem Biowetter – beziehen sich auf eine derartige Vermutung. Für eine diesbezügliche Wettervorhersage werden unterschiedliche meteorologische Faktoren in ein Schema zusammengefügt und damit Wetterlagen klassifiziert, die in Zusammenhang mit unterschiedlichen Beschwerden gebracht werden.
Wetterfühligkeit, Biowetter und Kopfschmerzen
Um im Zusammenhang mit der Wetterfühligkeit zu überprüfen, ob ein solches kategorisches Schema für die Vorhersage von Kopfschmerzen tatsächlich geeignet ist, wurden in verschiedenen Studien Kopfweh-Patienten mit Migräne und Spannungskopfschmerz in eine sekundär-analytische Untersuchung einbezogen.
In einer deutschen Studie zur Wetterfühligkeit vor mehreren Jahren wurden die von Patienten während des Untersuchungszeitraumes täglich gemachten Angaben hinsichtlich Auftreten, Intensität und Dauer der Kopfschmerzen mit den Daten des Wetterdienstes verglichen. Es zeigte sich zwar ein gewisser Einfluss des Wetters auf Kopfschmerzen.
Diese Meteoropathie war aber relativ gering und nur für das Sommerhalbjahr gültig. Nur in 3 von 13 vor definierten Risikowetterklassen ergaben sich entsprechende Übereinstimmungen der Vorhersage – überstrahlte Hochdrucklage/Föhn – mit einem erhöhten Auftreten von Kopfschmerzen.
Das heisst somit, dass im Grunde genommen Betroffene den Einfluss des Wetters als Kopfschmerzverursacher offenbar deutlich überschätzen. Deswegen sollte die Forschung in zukünftigen Untersuchen die Diskrepanz zwischen Attributsneigung und tatsächlichem Einfluss das Wetters stärker fokussieren.
Wetterfühligkeit – Meteoropathie oder Meteorotropismus
Die Wetterfühligkeit oder die Meteoropathie oder Meteorotropismus soll eine Überempfindlichkeit gegenüber Wettererscheinungen bezeichnen. Dabei besteht eine erhöhte Ansprechbarkeit bzw. erniedrigte Reizschwelle des vegetativen Nervensystems.
Dabei wirken sich Witterungserscheinungen wie Luftdruckschwankungen, Föhn, Hitzewellen, wechselnde Luftfeuchtigkeit, drückende Luft oder Gewitter auf Allgemeinbefinden, Stimmung und Leistungsfähigkeit aus und können Kopfschmerzen verursachen.
Bei diesem weitgehend noch unerforschten medizinischen Phänomen der Meteorotropie vermuten Experten als Ursachen Schwankungen des Luftdrucks und so genannte Atmospherics. Jedenfalls gibt es bis heute keine medizinischen Studien, die einen kausalen Zusammenhang zwischen Wetter und Wohlbefinden nachweisen.
Nur ein statistischer Zusammenhang von bestimmten Veränderungen im Wohlbefinden, die bei Wetterveränderungen häufiger auftreten, konnten beobachtet werden. Oft wird von Betroffenen das Auftreten von unspezifischen Symptomen – vermutlich fälschlicherweise – als Wetterfühligkeit interpretiert.
Literatur:
Prince PB, Rapoport AM, Sheftell FD, Tepper SJ, Bigal ME. The effect of weather on headache. Headache. Headache. 2004 Jun;44(6):596-602.
Jan Hoffmann, Tonio Schirra, Hendra Lo, Lars Neeb, Uwe Reuter, Peter Martus. The influence of weather on migraine – are migraine attacks predictable? Ann Clin Transl Neurol. 2015 Jan; 2(1): 22–28. Published online 2014 Dec 16. doi: 10.1002/acn3.139
Quelle: Biowetter, Wetterfühligkeit, Kopfweh bzw. Kopfschmerzen. MEDMIX 2/2005