Donnerstag, April 25, 2024

Verbindliche Ziele zur Zuckerreduktion und Zuckersteuer in Deutschland

Höhere Steuern auf Tabak und Alkohol zeigten, dass man damit den Konsum rasch und deutlich senken kann. Deshalb fordern Experten einer Zuckersteuer in Deutschland.

Unter dem Strich liegt der individuelle Zuckerkonsum in Deutschland deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die negativen Folgen eines überhöhten Zuckerkonsums sind wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen. Früh erworbenes Übergewicht kann Adipositas und weitere ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes II und Karies zur Folge haben. Jeder zweite erwachsene Deutsche wiegt zu viel. Das steigert das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfälle, Herzinfarkte sowie Diabetes. Insbesondere Kinder und Jugendliche gehören zu den anfälligen Bevölkerungsgruppen. Experten in Deutschland fordern dagegen Maßnahmen wie die Zuckersteuer.

 

Übergewicht durch zu viel Zuckerkonsum

Einen großen Anteil an Übergewicht hat zu viel Zuckerkonsum. Aber auch wer versucht, Süßigkeiten bewusst zu vermeiden, kommt ungewollt durch den Verzehr von Fertigprodukten spielend auf das Vierfache der empfohlenen Tagesdosis Zucker.

Besonders in Kinderprodukten steckt eine Menge Zucker. Bei Kindern und Jugendlichen kann das ständige „Versüßen“ von Lebensmitteln früh ein ungesundes Ernährungsverhalten prägen. Studien zeigen, dass über 90 Prozent der Eltern den Zuckergehalt beispielsweise in einem handelsüblichen Fruchtjoghurt deutlich unterschätzen.

In Hamburg haben heute fünf Prozent der Kinder bei ihrer Einschulung so starkes Übergewicht, dass sie als adipös gelten. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte geht davon aus, dass mittlerweile 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland übergewichtig sind.

 

Nationale Diabetesstrategie

Deshalb hat man sich in Deutschland im Koalitionsvertrag auf eine Nationale Diabetesstrategie verständigt. Experten setzen sich für eine umfassende Strategie ein und fordern entschlossene Schritte. Teil dieser Strategie sollten verschiedene wichtige Punkte sein.

Beispielsweise sollte Deutschland eine Nährwertampel auf Lebensmittelverpackungen einführen. Zudem sollte man irreführende Werbung, die gesüßte Kinderprodukte als gesund verkauft, untersagen. Der Nutri-Score ist ein wissenschaftlich fundiertes und praktikables Verfahren. Es bleibt unverständlich, warum die Politik hier nicht entschlossener voranschreitet.

Außerdem sollte Zucker in Babynahrung verboten werden. Zudem sollte man für Fertiglebensmittel und Getränke verbindliche Ziele zur Zuckerreduktion festgelegen.

 

Zuckersteuer in Deutschland gefordert

Die höhere Besteuerung von Tabak und Alkopops hat gezeigt, dass man damit den Konsum schnell und deutlich senken konnte. Nach der Einführung einer Sondersteuer auf bei Jugendlichen beliebten Alkopops 2004, sank der Absatz binnen eines Jahres um 80%.

Deshalb sprechen sich Experten für die Einführung einer Zuckersteuer in Deutschland aus. Langfristig sollte man die aktuellen Umsatzsteuerregeln überarbeiten und gezielt gesunde Lebensmittel niedriger besteuern. Insbesondere die Zuckersteuer in Deutschland könnte ein richtiges und wirksames Instrument dazu sein. Denn es ist belegt, dass eine gezielte Besteuerung von ungesunden Lebensmitteln sich positiv auf das Ernährungsverhalten auswirkt.

Auch der Blick ins europäische Ausland zeigt, dass es möglich ist, die Industrie zu einer Senkung des Zuckergehalts in Lebensmitteln zu veranlassen. Durch spezifische, zeitgebundene Zielvorgaben für die Zuckerreduktion und eine erläuternde Kennzeichnung auf der Vorderseite von Verpackungen. Beispielsweise in Form einer Lebensmittelampel.

Andere Länder haben bereits gesetzliche Vorschriften eingeführt. Etwa zur Besteuerung zuckerhaltiger Getränke oder zur Einschränkung der Vermarktung stark zuckerhaltiger Produkte an Kinder. Die Beispiele aus Frankreich und Großbritannien zeigen, dass nach der höheren Besteuerung die Zuckergehalte innerhalb von ein bis zwei Jahren um bis zu 65 Prozent gesunken sind.

Quelle:

Statement » Verbindliche Zucker-Reduktionsziele und Zuckersteuer – Maßnahmen zur Reduzierung des Zuckerkonsums und zur Vorbeugung von Diabetes. « Cornelia Prüfer-Storcks, Senatorin, Präs. der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg. PK Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Berlin, September 2019.

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