Dienstag, April 23, 2024

Zigaretten rauchen fördert Diabetes mellitus und dessen Komplikationen

Inhalatives Zigaretten rauchen ist ein Co-Faktor für ein Meta­bolisches Syndrom und fördert die Komplikationen eines bereits bestehenden Diabetes mellitus.

Zigaretten rauchen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenkrebs und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Weniger bekannt ist, dass Zigaretten rauchen sowohl kurz- als auch langfristig negativen Einfluss auf die Insulinresistenz hat und die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II fördert. Bei bereits bestehendem Diabetes steigt zudem das Risiko für Makroangiopathie, Nephropathie und Neuropathie drastisch an.



 

Zigaretten rauchen fördert Entstehung von Diabetes

Zigaretten rauchen ist also auch ein wichtiger Faktor, der die Entstehung des Diabetes mellitus Typ II fördert. Verschiedene Studien wie beispielsweise die große US Nurses Health Study zeigte das nachdrücklich. Demnach ergab sich vor allem ein hohes Risiko für junge Raucher beiderlei Geschlechts, mit Dia­betes erkrankte Verwandten hatten. Schließlich zeigte sich auch, dass Passivrauchen bei Jugendlichen die Wahrscheinlichkeit für ein Metabolisches Syndrom vervierfacht.

 

Veränderung der Blut-Cholesterinwerte

Das Rauchen führt auch zu einer pathologischen Veränderung der Blut-Cholesterinwerte. Mit dem Rauchen aufhören kann ein Anstieg des HDL-Cholesterin innerhalb von Wochen bis Monaten auf Werte von Nichtrauchern bewirken und trägt damit ähnlich zur vaskulären Risikoreduktion bei wie die Reduktion des LDL-Cholesterins.

Es darf dabei nicht vergessen werden, dass auch Passiv­rauchen die HDL-C-Konzentration im Blut senkt. Eine Studie ergab bei Zigarettenrauchen exponierten Kindern um 3,8mg/dl geringere HDL-C-Werte als bei Kindern aus Nichtraucherfamilien. Allgemein nimmt man an, dass die Wirkung von Zigarettenrauchen auf die HDL-Werte dosis abhängig ist, es sind auch bei leichten Rauchern Effekte nachweisbar sind.



 

Einfluss auf die Gefäße

Messungen der Intima-Media-Dicke zeigen bei Ex-Rauchern, Passivrauchern und Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern eine stärkere Zunahme. Noch stärker von Zigarettenrauchen-Effekten sind Diabetiker betroffen. Zahlreiche diabetische Spätschäden treten eher auf und die Mortalität ist doppelt so hoch.

Rauchende Diabetiker haben im Vergleich zu nichtrauchenden Diabetikern ein 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko für makroangiopathische Veränderungen wie koronare Herzkrankheit, periphere Verschluss­krankheit und cerebrale Durchblutungsstörungen.

 

Zigarettenrauchen und Atherosklerose

Während Tabakkonsum das Fortschreiten einer Atherosklerose bei nichtdiabetischen Rauchen um 50% beschleunigt, geschieht dies bei Diabetikern um 200%. Dementsprechend ist auch Passivrauchen für Diabetiker gefährlicher als für Nichtdiabetiker: In der Allgemeinbevölkerung nimmt die Atherosklerose-Progression durch ­Passivrauchen um 20% zu, bei Diabetikern um 65%.

Auch eine Mikroangiopathie wird durch Zigarettenrauchen verstärkt. Bereits vor Jahrzehnten konnte der Zusammenhang zwischen Proteinurie und Rauchen nachgewiesen werden, später ergab eine Studie an Typ I Diabetikern mit Nephropathie, dass 53% der rauchenden Patienten eine Progression ihrer Nierenerkrankung erlitten, hingegen nur 11% der Nichtraucher.

Sowohl bei rauchenden Typ-I- als auch Typ II Diabetikern ist das Risiko, eine Neuropathie zu entwickeln bzw. zu beschleunigen, zwei- bis dreifach erhöht. Daneben sind sowohl Diabetes mellitus als auch Rauchen Risikofaktoren für eine erektile Dysfunktion.



 

Zigaretten rauchen und Gewicht

Zigarettenrauchen soll für viele Raucher das Hungergefühl verdrängen und so das Körpergewicht halten helfen. Speziell bei Diabetikern kann diese Überlegung beim Aufhören mit dem Rauchen eine wichtige Rolle spielen. Und wirklich ist das Körpergewicht von Rauchern tatsächlich im Durchschnitt geringer als bei Nichtrauchern. Allerdings ist bei Rauchern die Fettakkumulation meist abdominell verstärkt, deswegen könnte ein Metabolisches Syndrom mitbeeinflusst werden. Da sich bei einem Rauchen Aufhören die Insulinempfindlichkeit verbessert, ist trotz einer möglichen Gewichtszunahme das Aufgeben des Rauchens von eindeutigem Vorteil für Diabetiker.


Literatur:

Zhu P, Pan XF, Sheng L, Chen H, Pan A. Cigarette Smoking, Diabetes, and Diabetes Complications: Call for Urgent Action. Curr Diab Rep. 2017 Sep;17(9):78. doi: 10.1007/s11892-017-0903-2. PMID: 28766247.

Kar D, Gillies C, Zaccardi F, Webb D, Seidu S, Tesfaye S, Davies M, Khunti K. Relationship of cardiometabolic parameters in non-smokers, current smokers, and quitters in diabetes: a systematic review and meta-analysis. Cardiovasc Diabetol. 2016 Nov 24;15(1):158. doi: 10.1186/s12933-016-0475-5. PMID: 27881170; PMCID: PMC5121966.

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