Freitag, März 29, 2024

Zalviso – sublinguales patientengesteuertes (PCA) System

Am Chirurgenkongress berichteten Experten über erste Erfahrungen mit dem neuen innovativen sublingualen patientengesteuerten (PCA) System Zalviso.

Im Rahmen des 58. Österreichischen Chirurgenkongresses lud Grünenthal unter Vorsitz von Prim. Univ.-Prof. Dr. Friedrich Herbst, FRCS zum Symposium, um über erste Erfahrungen mit dem neuen innovativen sublingualen patientengesteuerten (PCA) System Zalviso ® zu berichten. Die beiden Vorstände von Anästhesie und Chirurgie am Klinikum Klagenfurt beschrieben zum einen die Voraussetzungen, wie optimales postoperatives Schmerzmanagement gelingen kann und stellten mit Zalviso ein neues System vor, das alle wichtigen Kriterien einer Akutschmerztherapie erfüllt: nicht-invasiv, bedarfsorientiert und individuell durch den Patienten steuerbar.

„Früher galt unter den Chirurgen der Leitsatz ‘Durchs Messer wird’s besser’. Heute wissen wir, dass auch wir uns mit dem Schmerz auseinandersetzen müssen”, eröffnete Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Mittermair, FACS, FEBS, Vorstand der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Klagenfurt das Symposium des Schmerzspezialisten Grünenthal beim heurigen Chirurgenkongress in Wien. Der Chirurg führte aus, warum die Schmerztherapie definitiv kein Randthema im Rahmen einer gelungenen Operation ist: „Mögliche Folgen von unzureichend behandelten postoperativen Schmerzen sind eine gesteigerte körperliche Stressantwort, eine verminderte Wundheilung oder eine reduzierte Möglichkeit der raschen Mobilisierung. Gerade letzteres ist nach einer Operation von großer Wichtigkeit, denn wenn der Patient nicht mobilisiert werden kann, steigt die Morbidität. Bei großen Eingriffen gilt dies mitunter auch für die Mortalität.“

 

Chronifizierung vermeiden

Werden die Schmerzen nach einer Operation nicht ausreichend behandelt, ist auch das Chronifizierungsrisiko erhöht. Im Schnitt haben etwa zehn Prozent aller Patienten, die vor einer Operation schmerzfrei waren, drei Monate nach ihrem Eingriff noch immer Schmerzen1. Mittermair nennt Beispiele: „Bei einer Leistenhernien-OP chronifizieren bis zu 10 Prozent der Schmerzen, bei einer Gallenblasenoperation gar bis zu 30 Prozent. Paradoxerweise sind bei kleineren Eingriffen wie eben einer Cholezystektomie oder einer Appendektomie die Schmerzen häufig stärker als bei umfangreicheren Operationen. Eine Tatsache, die häufig unterschätzt wird.”

Dies bestätigte auch der Vorstand der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc., und machte es anhand der österreichischen Zahlen fest: „In Österreich gibt es 1,2 Millionen Operationen pro Jahr. Wenn zehn Prozent davon chronische Schmerzen entwickeln, bedeutet das 120.000 neue chronische Schmerzpatienten pro Jahr – die es zu verhindern gilt.“

 

Operationstechnik hat Einfluss

Chirurgisch hat man mehrere Möglichkeiten, das Schmerzgeschehen zu beeinflussen. So bedeutet ein minimal-invasiver gegenüber einem offenen Eingriff weniger Belastung für den Patienten, wobei bei laparoskopischen Techniken wiederum die Anzahl und Größe der Trokare Einfluss haben: „Je weniger Einstiche, desto besser ist es für den Patienten”, so Mittermair. “Bei schlanken Patienten ist die SILS-Methode ideal, bei der es nur einer Inzision im Bereich des Nabels bedarf.” Auch die Verwendung von warmem und feuchtem CO2 und das sanfte Ablassen von Gas kann etwa bei einer laparoskopischen Gallenblasenoperation eine Reizung am Zwerchfell minimieren und damit postoperativen Schmerz reduzieren. Hilfreich ist auch, wenn die Operationsstelle prä- und postoperativ mit einem Lokalanästhetikum infiltriert wird. Hingegen hat intraabdomineller Druck keinen Einfluss auf die Entwicklung von Schmerzen.

 

Erster postoperativer Tag entscheidend

20 bis 40 Prozent der Patienten leiden nach einem chirurgischen Eingriff trotz Therapie unter starken Schmerzen.2 Etwa ein Viertel gibt eine Schmerzstärke von 7 oder mehr auf der Numerischen Rating-Skale NRS an.3,4 „Das präoperative Risiko für die Entwicklung postoperativer Schmerzen korreliert negativ mit dem Alter – je jünger der Patient desto stärker der Schmerz – mit dem weiblichen Geschlecht und wenn bereits vor der Operation bereits Schmerzen vorhanden waren“, erklärt Schmerzmediziner Likar: „Eine gute Schmerztherapie bereits am ersten Tag nach der Operation ist von entscheidender Bedeutung, wie sich das Schmerzgeschehen weiter entwickelt.”

Das neue Positionspapier der Österreichischen Gesellschaft für Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG), das gemeinsam mit allen chirurgischen Gesellschaften erarbeitet wurde, empfiehlt deshalb, im Anschluss an die Operation schnellstmöglich von einer intravenösen Gabe auf nicht-invasive, also orale Schmerzmittel, umzusteigen.5 Entscheidend ist auch die Zufriedenheit des Patienten mit der Schmerztherapie. „Eine postoperative Schmerztherapie sollte individuell erfolgen und optimalerweise – wenn immer möglich – den Patienten aktiv einbeziehen”, so Likar.

“Die patientengesteuerte Analgesie (PCA) hat im Vergleich zu konventioneller Opioidgabe aus mehreren Gründen wesentliche Vorteile: Die Patientenzufriedenheit ist höher, die Schmerzintensität niedriger und die Nebenwirkungsrate ist trotz eines geringfügig höheren Opioidkonsums nicht erhöht.”

 

Neues PCA-System Zalviso ®

Seit kurzem ist in Österreich das neue Analgesie-Konzept Zalviso vom Schmerzspezialisten Grünenthal verfügbar. Das neue PCA-System kombiniert die Vorteile einer patientengesteuerten und hocheffektiven Schmerztherapie mit der nicht-invasiven Applikation. „Zalviso enthält 40 Stück 15μg Sufentanil-Tabletten, die der Patient sich selbst unter die Zunge legen kann. Damit haben Patienten die Möglichkeit, ihre postoperativen Schmerzen selbst zu managen“, erklärt Likar. Das System ist vorprogrammiert und durch ein gechiptes Daumenpflaster personalisiert, damit kann nur der Patient selbst das System aktivieren. Da eine erneute Anwendung erst nach frühestens 20 Minuten möglich ist, kann eine Überdosierung mit der hochpotenten Substanz verhindert werden.

Als besonderen Vorteil beschreibt der Schmerzmediziner die hohe Bioverfügbarkeit von 59 Prozent, die durch die sublinguale Gabe gewährleistet wird. Weiters ist die kurze Äquilibrations-Halbwertszeit von 6,2 Minuten zwischen Plasma und ZNS beachtlich, wodurch ein besonders schneller Wirkeintritt möglich wird.6 Zum Vergleich: Morphin hat eine Halbwertszeit von 168 Minuten (= 2,8 Stunden). Stellt man Zalviso den Standardverfahren i.v.-PCA-Systemen mit Morphin gegenüber, so punktet das neue sublinguale Konzept bei vergleichbarer Nebenwirkungsrate mit einer deutlich besseren Wirkung vor allem zu Therapiebeginn.

 

Erste Erfahrungen

Seit April kommt das innovative Konzept am Krankenhaus Klagenfurt am Wörtersee als erstes Spital in Österreich zum Einsatz. Likar berichtet: „Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass das neue Verfahren gut für die postoperative Schmerztherapie geeignet ist. Zalviso zeigte bei allen Patienten eine sehr gute Wirksamkeit. Die meisten Patienten brauchten das System nur 24 statt der maximal vorgesehenen Behandlungsdauer von 72 Stunden, kamen mit der Anwendung gut zurecht und waren zufrieden.”

Die Voraussetzung einer erfolgreichen Anwendung ist, das Personal umfassend einzuschulen und die Patienten gut anzuweisen. Wichtig ist auch, dass der Patient nach der Verabreichung 10 Minuten nichts trinkt und erst schluckt, wenn sich die kleine Tablette unter der Zunge aufgelöst hat. Nur so wird der Wirkstoff über die Mundschleimhaut aufgenommen und kann schnell wirken.

Likar: “Wir haben mit Zalviso ein wirklich gut geeignetes und sicheres System zur Verfügung, das auch starke postoperative Schmerzen verlässlich lindern kann.” Und nicht zu vergessen: Die Qualität der Schmerztherapie hat Auswirkungen auf die Krankenhauswahl. „Eine gute Schmerztherapie steht an dritter Stelle, wenn es darum geht, ein Krankenhaus zu wählen“, betont Likar.

Über Grünenthal

Die Grünenthal Gruppe ist ein Pharmaunternehmen mit zukunftweisender Forschung, das sich auf die Indikationen Schmerz, Gicht und Entzündungserkrankungen spezialisiert hat. Es ist unser Anspruch, bis 2022 vier bis fünf neue Produkte für Therapiegebiete zu entwickeln, in denen Patienten einen hohen Leidensdruck haben und für die es bislang noch keine ausreichenden therapeutischen Lösungen gibt. Als ein Unternehmen mit vollständig integrierter Forschung und Entwicklung verfügen wir über langjährige Erfahrung in innovativer Schmerzbehandlung und in der Entwicklung modernster Technologien für den Patienten. Da wir uns der Innovation sehr verpflichtet fühlen, liegen die Investitionen in unsere Forschung und Entwicklung über dem Branchendurchschnitt.

Grünenthal ist ein unabhängiges Unternehmen in Familienbesitz mit Konzernzentrale in Aachen, Deutschland. Wir sind in insgesamt 32 Ländern mit Gesellschaften in Europa, Lateinamerika und den Vereinigten Staaten vertreten. Unsere Produkte sind in mehr als 155 Ländern erhältlich, und etwa 5.500 Mitarbeiter arbeiten weltweit für die Grünenthal Gruppe. Der Umsatz betrug im Jahr 2016 rund 1,4 Mrd. €. Weitere Informationen finden Sie unter www.grunenthal.com bzw. www.grunenthal.at


Literatur

1 Perkins FM et al Anästhesiology 2000; 93(4):1123-33.

2 Gerbershagen et al. Anesthesiology 2013; 118: 934-944

3 Gerbershagen HJ et al Anesthesiology 2014; 120(5):1237-1245

4 NRS-11 = Nummerische Rating Skala, 0 = keine Schmerzen, 10 = stärkste vorstellbare Schmerzen

5 Likar et al, Interdisziplinäres Positionspapier „Perioperatives Schmerzmanagement“. Schmerz 2017

6 Willsie SK et al. ClinTher 2015;37:145-55

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