Donnerstag, April 25, 2024

Positive Wirkung der Cannabinoide bei Rheuma-Beschwerden bislang nicht bestätigt

Trotz positiver Berichte zur Anwendung der Cannabinoide gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, um deren Einsatz bei Rheuma zu empfehlen.

Eine wissenschaftliche Bestätigung über eine positive Wirkung von Marihuana, Haschisch, Cannabis bei rheumatischen Erkrankungen bleibt weiterhin aus. In einer aktuellen Untersuchung konnte nicht evaluiert werden, ob Cannabinoide – insbesondere Marihuana – einen therapeutische Nutzen bei Patienten mit Rheuma bringen. Über das Vorab-Ergebnis dieser umfassenden Literatur-Recherche hatte MEDMIX bereits berichtet.

 

Kaum wissenschaftliche Nachweise

Es gibt kaum wissenschaftliche Nachweise für die sinnvolle Verwendung der Cannabinoide bei rheumatischen Erkrankungen. Faktum ist, dass es bis zum heutigen Tag keine einzige kontrollierte Studie zur Anwendung von Marihuana beziehungsweise Cannabis gibt. Kannadische Forscher unter der Leitung von Dr. Mary-Ann Fitzcharles von der McGill University Health Centre in Montreal kamen zu diesem Resümee, nachdem sie dementsprechende medizinische Literatur bis weit zurück in die 1940er Jahre durchforsteten. Das Experten-Team fand nur vier kleine Studien über eine kurzfristige Anwendung von zwei bis acht Wochen. Wobei insgesamt 201 Patienten in den Jahren 2006, 2008, 2010 und 2012 im Fokus von Analysen standen.

Eine Studie mit Patienten mit Osteoarthritis hat man vorzeitig beendet. Und zwar, weil die Wissenschaftler keine Wirkung der Cannabinoide im Vergleich zu Placebo bei diesen Rheuma-Beschwerden entdecken konnten. In den drei anderen Studien, in denen die Gefahr der Befangenheit groß war, konnten geringe Auswirkungen zu Schmerzlinderung und Schlafförderung beobachtet werden. Unter dem Strich war die Rate an Nebenwirkungen aber beträchtlich.

 

Cannabinoide bei Rheuma kritisch betrachtet

Dr. Fitzcharles schloss daraus: „Bezugnehmend auf den gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand können Rheumatologen den Einsatz der Cannabinoide im Grunde genommen nicht empfehlen. Somit auch nicht medizinisches Marihuana als therapeutische Option für rheumatische Patienten.“

Dr. Fitzcharles hat aber auch darauf hingewiesen, dass Tier- und Laborstudien sehr wohl mögliche Vorteile der Cannabinoide im Management von Schmerzen und Entzündungen zeigen konnten. Der wissenschaftliche Nachweis beim Menschen ist aber ausstehend – aber auch erforderlich für die Rechtfertigung einer solchen Therapie. „Es bedarf dringend weiterer wissenschaftlicher Forschungen zum Thema, um die wahre Rolle der Cannabinoide bei rheumatischen Erkrankungen bestimmen zu können“, sagte die Expertin abschließend.


Literatur:

Fitzcharles M.-A., Ste-Marie P. A., Häuser, W. et al.: Efficacy, tolerability and safety of Cannabinoid Treatments in the Rheumatic Diseases: A Systematic Review of Randomized Controlled Trials. Arthritis Care & Research

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