Freitag, April 19, 2024

Wirkstoff gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

Der neue Wirkstoff MM41 gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs lässt den Pankreastumor schrumpfen und verhindert ein erneutes Tumorwachstum.

Im Zuge ihrer Forschungsarbeiten berichteten Wissenschafter des University College London unlängst über die Entdeckung einer chemischen Substanz, durch die das Wachstum eines Pankreastumor in Mäusen um 80 Prozent reduziert werden konnte. Die Substanz, namens MM41, wurde entwickelt, um fehlerhafte Gene lahmzulegen. Allen Beobachtungen zufolge, zielt sie auf kleine Knotenbildungen innerhalb der DNA ab, die sich stark von der normalen DNA Struktur unterscheiden und speziell in fehlerhalten Genen auftreten. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die tödlichste aller häufigen Krebserkrankungen, mit erschreckend niedrigen Überlebensraten, die sich in den vergangenen 40 Jahren kaum verändert haben. Im Zuge ihrer Studie, die sie im Fachjournal Nature Scientific Reports veröffentlichten, gelang es mittels MM41 die Effekte zweier Gene – k-Ras und BCL-2 – zu blockieren. Letztere bei fast allen Pankreastumoren vorhanden.

Die Forscher des University College London, unter der Leitung von Professor Stephen Neidle, führten eine klein angelegte Studie durch, um die Effekte bzw. die Wirksamkeit ihrer neu entwickelten Substanz zu erproben. Dabei wurden zwei Gruppen, mit jeweils 8 Mäusen mit Pankreastumoren, für einen Zeitraum von 40 Tagen mit unterschiedlichen Dosen der Substanz MM41 behandelt. Eine weitere Gruppe mit unbehandelten Mäusen diente als Kontrolle.

 

Wirkstoff gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs bringt bis zu 80-prozentige Reduktion des Pankreastumorwachstums

Bei den mit der höchsten Dosis behandelten Mäusen kam es während der Behandlung zu einer 80-prozentigen Reduktion des Tumorwachstums. Zudem konnte ein erneutes Tumorwachstum verhindert werden. Bei zwei Mäusen aus der mit der Höchstdosis therapierten Gruppe, verschwand der Tumor gänzlich. Bis zu etwa 240 Tage nach Behandlungsende waren keine Anzeichen eines erneuten Tumorwachstums erkennbar. Nebenwirkungen der Substanz wurden keine festgestellt. Es kam zu keinerlei Organ- oder Gewebeschäden und keiner der Mäuse wies signifikante Gewichtsverluste auf. „Diese Erkenntnisse könnten maßgeblich zur Entwicklung einer neuen und sehr wirkungsvollen Herangehensweise in der Pankreaskrebs-Therapie beitragen, und zwar durch die Blockade eines mit fehlerhaften Genen besetzten DNA Abschnittes.“

Einer der durch MM41 gehemmten Gene ist das sogenannte BCL-2 Gen, welches maßgeblich an der Regulation der Apoptose beteiligt ist. Letzteres beschreibt jenen natürlichen Prozess, durch den Zellen gezielt abgetötet werden, bevor sie irreparable Schäden aufweisen. BCL-2 befindet sich in hohen Mengen in vielen Tumoren. In den Mäusen zeigte sich, dass die Blockade dieses Gens mittels MM41, die Prozesse der Apoptose ungestört ablaufen lässt, wodurch potenzielle Krebszellen absterben.

„Es handelt sich um sehr aufregende Ergebnisse,“ betont Neidle. „Dennoch müsse noch an der Substanz gefeilt werden, bevor man sie in Humanstudien einsetzten kann. Zurzeit arbeiten wir an der entsprechenden Optimierung der Substanz.”

In Hinblick auf die geringen Überlebensraten bei Pankreaskrebs ist es besonders wichtig, alternative und vor allem effektive Behandlungsmethoden ausfindig zu machen,“ so Maggie Blanks vom Pancreatic Cancer Research Fund’s CEO.

Quelle: Stephan A Ohnmacht, Chiara Marchetti, Mekala Gunaratnam, Rachael J Besser, Shozeb M Haider, Gloria Di Vita, Helen L Lowe, Maria Mellinas-Gomez, Seckou Diocou, Mathew Robson, Jiri Šponer, Barira Islam, R Barbara Pedley, John A Hartley, Stephen Neidle. A G-quadruplex-binding compound showing anti-tumour activity in an in vivo model for pancreatic cancer. Scientific Reports, 2015; 5: 11385

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