Samstag, April 20, 2024

Das KiTOMI-Modell: wie viel Sex herzkranke Menschen haben dürfen

Sex ist für Herzpatienten kein Tabu: das so genannte KiTOMI-Modell soll zukünftig zeigen helfen, wie viel und welchen Sex herzkranke Menschen haben dürfen.

Das KiTOMI Modell liefert neuartigen Ansatz und macht Schluss mit den Mythen rund um das Thema sexuelle Aktivitäten und herzkranke Menschen. Eine unlängst im Canadian Journal of Cardiology veröffentlichte Studie lieferte dazu fundierte Empfehlungen in punkto sexuelle Aktivität für herzkranke Menschen.

 

Herzkranke Menschen schätzen die Gefahr, die durch sexuelle Aktivitäten ausgehen kann, oft falsch ein

Herzerkrankungen gehen oftmals mit Einbußen der Lebensqualität einher – so auch in Bezug auf die sexuelle Befriedigung. Betroffene berichten häufig über Einschränkungen ihres Sexuallebens. Sowohl herzkranke Menschen als auch deren Partner haben oftmals einen falschen Eindruck über die Gefahren sexueller Aktivität, wodurch sie sexuelle Aktivitäten häufig stark einschränken oder gänzlich einstellen.

Dies sei jedoch nicht zwingend notwendig, glaubt man einer soeben im Canadian Journal of Cardiology veröffentlichten Studie. Diese beinhaltet einen umfangreichen Überblick der aktuell vorhandenen Kenntnisse und beinhaltet evidenz- und expertenbasierte Empfehlungen.

„Der von uns erarbeitete Überblick ermöglichte es uns, mit diversen Mythen aufzuräumen,“ so Erstautor Ricardo Stein von der Abteilung für Kardiologie der Federal University of Rio Grande do Sul in Brasilien. „Im Großen und Ganzen ist das Sterberisiko während dem Geschlechtsverkehr für klinisch stabile Herzpatienten sehr gering. Interessanterweise, trifft dies besonders bei Frauen zu.”

Sexuelle Aktivitäten vertragen klinisch stabile herzkranke Menschen, die sich ja auch anderen Bewegungsprogrammen unterziehen sollten, in der Regel gut. Plötzlicher Herztod ist dabei sehr selten. Sexuelle Aktivitäten wurde im Zuge der Studie in folgende Aktivitäten unterteilt:

  • Küssen (Ki „Kissing“),
  • Berührungen (T, „Touching“),
  • Oralverkehr (O, „oral“) Verkehr,
  • Selbstbefriedigung (M, „Masturbation“) sowie
  • vaginalen bzw. analen Verkehr (I, „Intercourse).

KiTOMI-Sex-Score

 

Basierend auf diesen Aktivitäten sprechen die Experten vom sogenannten KiTOMI-Modell. „Das KiTOMI-Modell ermöglicht es Gesundheitsexperten objektive Empfehlungen für ihre Patienten abzugeben,“ so Claudio Gil S. Araujo vom Heart Institute Edson Saad der Federal University of Rio de Janeiro und der Exercise Medicine Clinic.

„In nahezu allen Fällen ist irgendeine Form von sexueller Aktivität erlaubt. Für Patienten deren Herzerkrankung stark ausgeprägt ist, sei beispielsweise KiT – also Küsse und Berührungen – der erste Schritt, der jedoch in vielen Fällen langsam erweitert werden kann.

 

Ausführliche Beratung für herzkranke Menschen notwendig

Die Autoren unterstreichen die Notwendigkeit ausführlicher Beratung, um herzkranke Menschen und deren Partner die notwendige Sicherheit zu geben bzw. sie über die Verwendung von etwaiger Medikamente – z.B. zur Behandlung erektiler Dysfunktion – zu beraten.

Die Empfehlungen der aktuellen Studie wurden in einem sogenannten „Decision Tree“ zusammengefasst, der den Zustand des Patienten anhand bestimmter Ausgangspunkte evaluiert und anschließend einer Risikogruppe zuteilt und die empfohlenen sexuellen Möglichkeiten definiert.

„Professionelle Beratung in Bezug auf Sexualität sollte einen ebenso hohen Stellenwert haben, wie auch jene in Bezug auf die Rückkehr an den Arbeitsplatz bzw. sportliche Aktivität,“ so Dr. Araújo. „Küsse und Berührungen sind Teil eines gesunden sexuellen Verhaltens und sollten allen Betroffenen aktiv empfohlen werden. Das häufig als Tabu angesehene Thema sexuelle Aktivitäten und herzkranke Menschen sollte offen angesprochen werden, so die Wissenschafter.

Quelle:

“Sexual Activity and Heart Patients: A Contemporary Perspective,” by Ricardo Stein, MD, DSc, Aline Sardinha, PhD, and Claudio Gil S. Araújo, MD, PhD (DOI: 10.1016/j.cjca.2015.10.010).

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