Freitag, April 19, 2024

Risikofaktoren für starke Schmerzen nach einer Brust-OP

Eine große psychische Belastung erhöht das Risiko, dass Patientinnen mit Brustkrebs an starken Schmerzen nach einer Brust-OP leiden.

Rezente Studien beschäftigten sich in den letztem Jahren mit der starken psychischen Belastung der Patientinnen im Zusammenhang mit der Fragestellung, wie stark sie die Schmerzen nach einer Brust-OP wahrnehmen. Dabei zeigte sich, dass eine negative Erwartungshaltung, nach der Brust-OP unter starken Schmerzen leiden zu müssen, die Wahrscheinlichkeit für akute Schmerzen nach einer Operation von Brustkrebs deutlich erhöhen. Deswegen ist es wichtig, besonders gestresste Patientinnen mit negativen Erwartungen bereits vor der Operation zu identifizieren. Denn kann man deren Betreuung bezüglich Management der Schmerzen intensivieren.

 

Ein wichtiger Risikofaktor für akute Schmerzen während der ersten drei Tage nach der Brust-OP ist die pessimistische Erwartung der Patientinnen, dass nach der Operation mit großen Schmerzen zu rechnen ist.

Im Grunde genommen sind viele Patientinnen mit Brustkrebs in sehr hohem Maß seelisch belastet. Infolgedessen haben sie dann ein besonders erhöhtes Risiko, nach der Brust-OP an Schmerzen zu leiden. Denn bei Frauen, die bereits vor dem chirurgischen Eingriff mit Schmerzen rechnen, treten akute postoperative Schmerzen öfter auf.

Dementsprechend muss man die seelische Verfassung der Patientinnen berücksichtigen. Denn mit eine effektive Betreuung erhöht die Chance, den betroffenen Frauen anhaltend starke Schmerzen nach der Brust-OP zu ersparen.

In diesem Sinne wäre ideal, mit ein paar einfachen Maßnahmen jene Frauen herauszufiltern, die besonders unter psychischen Druck stehen. Denn durch eine geeignete Begleitung dieser Patientinnen könnte man zumindest ein Teil der Risikofaktoren für postoperative Schmerzen reduzieren.


Posttraumatische Belastungssymptomen nach der Diagnose Brustkrebs

Diagnose Brustkrebs © shutterstock.com
Diagnose Brustkrebs © shutterstock.com

Die Diagnose Brustkrebs führt bei den meisten Patientinnen zu posttraumatischen Belastungssymptomen. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen halten diese mindestens ein Jahr an. Mehr dazu unter https://medmix.at/posttraumatische-belastungssymptomen-nach-der-diagnose-brustkrebs/


Postoperative Schmerzen identifizieren

Eine rezente Studie wollte in diesem Sinne die möglichen Risikofaktoren für postoperative Schmerzen identifizieren. Die Forscher schlossen dazu 563 Patientinnen mit Brustkrebs in eine Analyse ein. Beispielsweise hat man die demographischen Daten sowie die psychische Verfassung der Probanden vor der Operation erhoben.

Die Schmerzintensität im zu operierenden Bereich wurde von den Patientinnen mithilfe einer Skala von null bis zehn am Tag vor und an den sieben Tagen nach der Operation bewertet. Dabei erkannte man bestimmte Risikofaktoren für akute postoperative Schmerzen, die die ganze erste Woche anhalten. Das waren erstens starke seelische Belastung der Patientinnen vor der Brust-OP, weiter präoperative Schmerzen an der zu operierenden Stelle sowie die Entfernung der Lymphknoten im Bereich der Achseln.

Als wichtigster Risikofaktor für akute Schmerzen während der ersten drei Tage nach der Operation erwies sich die pessimistische Erwartung der Patientinnen, dass nach der Brust-OP mit großen Schmerzen zu rechnen ist.

 

Gefahr Chronischer postoperativer Schmerz

Im Grunde genommen gehören chronische postoperative Schmerzen allgemein zu den häufigsten Komplikationen nach einer Operation. Dies kann dann zu erheblichen negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten führen. Und zwar erhebliche wirtschaftliche sowie auch gesundheitliche Belastungen. Wobei Risikofaktoren für chronische postoperative Schmerzen vor, während und nach der Operation auftreten.

Jedenfalls sind chronische postoperative Schmerzen eine wichtige klinische und sozioökonomische Herausforderung, die neuerdings in der neuen ICD-11 enthalten sind. Dazu hat man unlängst spezifische Risikofaktoren sowie Vorhersagemodelle entwickelt.

Schließlich scheint es möglich zu sein, die Intensität akuter Schmerzen durch multimodale Strategien und spezielle Techniken zu verringern. Der Einsatz von Opioiden vor und während der Operation sollte dabei sehr sorgfältig erfolgen.


Patienten mit postoperativen Schmerzen werden oft unzureichend behandelt

Gerade bei der Chronifizierung von akuten, postoperativen Schmerzen hat sich gezeigt, dass eine schlechte Therapie der Akutschmerzen eng mit anhaltenden, chronischen Schmerzen nach einer Operation verknüpft ist. © giovanni cancemi / shutterstock.com
Gerade bei der Chronifizierung von akuten, postoperativen Schmerzen hat sich gezeigt, dass eine schlechte Therapie der Akutschmerzen eng mit anhaltenden, chronischen Schmerzen nach einer Operation verknüpft ist. © giovanni cancemi / shutterstock.com

Patienten nach Operationen erhalten oft zu geringe Schmerzmittel-Mengen gegen die postoperativen Schmerzen. Deswegen können sie in Folge chronische Schmerzen entwickeln. Mehr dazu unter https://medmix.at/postoperativen-schmerzen-effektiv-begegnen/


Literatur:

Rosenberger DC, Pogatzki-Zahn EM. Chronic post-surgical pain – update on incidence, risk factors and preventive treatment options. BJA Educ. 2022 May;22(5):190-196. doi: 10.1016/j.bjae.2021.11.008. Epub 2022 Feb 24. PMID: 35496645; PMCID: PMC9039436.

Meretoja TJ, Andersen KG, Bruce J, Haasio L, Sipilä R, Scott NW, Ripatti S, Kehlet H, Kalso E. Clinical Prediction Model and Tool for Assessing Risk of Persistent Pain After Breast Cancer Surgery. J Clin Oncol. 2017 May 20;35(15):1660-1667. doi: 10.1200/JCO.2016.70.3413. Epub 2017 Mar 13. PMID: 28524782.


Quelle: Europäischen Schmerzföderation EFIC

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