Mittwoch, April 17, 2024

Wie man das Immunsystem natürlich gegen das Coronavirus stärken kann

Stress ist Folge aber auch Stellschraube in der Corona-Pandemie. Was man jetzt tun kann, um sein Immunsystem natürlich gegen das Coronavirus zu stärken.

Unter dem Strich ist die Corona-Pandemie für viele Menschen purer Stress, der unaufhörlich keine Pause macht. Dabei prägen Verunsicherung, gesundheitliche Sorgen, wirtschaftliche Existenzängste und auch soziale Isolation den Alltag. Die erhöhte psychische Belastung sollte aber nicht nur als Folge der pandemischen Entwicklung betrachtet werden. Denn ein aktuelles Review zeigt: Dauerhafter Stress kann seinerseits die Immunabwehr schwächen und so als möglicher Verstärker auf die Infektionswelle zurückwirken. Ins Positive gewendet heißt das aber auch: Wer dem Stress gezielt entgegenwirkt, kann sein Immunsystem auch gegen das Coronavirus SARS-Cov-2 natürlich stärken – nicht nur, aber gerade auch in der freien Zeit der Corona-Pandemie.

Stress hat vielfältige Auswirkungen auf den ganzen Körper. Ausgehend vom Gehirn als zentraler Schaltstelle vermeldet eine Kaskade von Hormonen und anderen Botenstoffen, dass es eine besondere Herausforderung zu bewältigen gibt. Als Auslöser für Stress kommt Ärger am Arbeitsplatz ebenso infrage wie Stress mit dem Partner. Weiter sind eine chronische Krankheit oder – wie jetzt gerade während der Corona-Pandemie – ein anhaltendes Gefühl von Unsicherheit und Angst Risikofaktoren. Über Nervenverbindungen einerseits und das Blutgefäßsystem andererseits gelange der Alarmruf in jeden Winkel des Körpers und lasse auch die Funktion der Immunzellen nicht unberührt.

 

Stress und Immunabwehr

Eine Schlüsselrolle dabei spielt das Stresshormon Cortisol, das in der Nebennierenrinde hergestellt wird. Man weiß bereits seit langem, dass Cortisol die Fähigkeit des Immunsystems zur Infektabwehr verändert. Mittlerweile ist ein ganzes Netzwerk von Nerven- und Immunbotenstoffen bekannt, die mehr oder weniger direkt mit Cortisol interagieren, unter Stress freigesetzt werden und die Infektanfälligkeit erhöhen. Manche dieser Stressmediatoren stören etwa die Barrierefunktion der Haut und der Schleimhäute. Dadurch können Krankheitserreger – insbesondere Viren, die wie SARS-CoV-2 die Atemwege befallen – leichter in den Körper eindringen.

Wie groß der Einfluss psychischer Faktoren auf die Anfälligkeit gegenüber SARS-CoV-2 ist, ist noch nicht bekannt. Erste Untersuchungen legen jedoch nahe, dass Stressoren wie ein niedriges Einkommen oder Arbeitslosigkeit, Partnerlosigkeit, mangelhafte Ernährung oder beengte Wohnverhältnisse auch hier eine negative Rolle spielen. Diese Belastungen sollten Ärzte daher auch im Patientengespräch erfassen. Weiter sollten sie das bei der Abschätzung des individuellen Krankheitsrisikos stärker berücksichtigen.

 

Gesundheit fördern: mit Lachen, Schlafen und Spazieren gehen das Immunsystem natürlich gegen das Coronavirus stärken

Während chronischer Stress die Infektanfälligkeit erhöht, kann akuter, nur kurz anhaltender Stress genau das Gegenteil bewirken. In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass eine gezielte, kurzfristige Aktivierung der Stressantwort gesundheitsfördernd wirkt. Das kann man sich auf vielfältige Weise zunutze machen; als „Stress“ gilt hierzu nämlich auch gemäßigter Sport wie Fahrradfahren, Gymnastik oder Spazierengehen.

Einmal am Tag allein, mit dem Partner oder der Familie an die frische Luft zu gehen, kann man gerade an freien Tagen gut einplanen. Auch Lachen, beispielsweise bei einem gemeinsamen Spiel oder einem lustigen Film, aktiviert die gesundheitsfördernde Stressachse. Das gleiche gilt für Singen. In unserem digitalen Zeitalter ist dies gemeinsam auch bei räumlicher Isolation möglich.. Dabei werden Herzschlag und Atmung beschleunigt, der Sauerstoffverbrauch erhöht und die Immunaktivität gesteigert.

Schnell wirksame und alltagstaugliche Maßnahmen gibt es auch, wenn es darum geht, chronische Stressfaktoren wie Schlafmangel oder Vereinsamung zu reduzieren. Hier kann es hilfreich sein, etwa regelmäßige Bettzeiten einzuhalten, die abendliche Bildschirmzeit zu reduzieren. Und bei Bedarf mit Ohrstöpseln für einen ungestörten Schlaf zu sorgen. Und das gerade in Coronazeiten ausgeprägte Gefühl der Isolation kann manchmal bereits durch kurzfristige Kontakte auf Spaziergängen, beim Einkaufen oder am Telefon gelindert werden.

Für viele ist es hilfreich, sich für ein Telefonat oder ein digitales Treffen zu verabreden – auch das kann ein Gefühl von Einsamkeit bereits lindern. Gute soziale Bindungen können, auch wenn sie nur digital stattfinden, ein wirksames Moment der Immunabwehr sein, denn sie puffern negative langfristige Stresseffekte. Auch immer mehr Selbsthilfegruppen, Institutionen des Kulturbetriebes und der Kirchen sowie andere Institutionen bieten Onlineangebote an. Es lohnt sich dies zu prüfen. Nicht zuletzt können auch psychotherapeutische Verfahren dazu beitragen, einen guten Umgang mit Belastungen zu erlernen. Man ist seinem Stress also nicht hilflos ausgeliefert.


Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM): www.dgpm.de

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