Samstag, April 20, 2024

Geringe West Nil Virus Aktivität in Österreich und Europa

Im Grund genommen registriert man in Europa einen Rückgang der West Nil Virus-Fälle, wobei man in Österreich 2019 einen Fall diagnostizierte.

Bei dem ersten im Jahr 2019 in Österreich diagnostizierten West Nil Virus Fall handelt es sich um einen Patient mit Fieber und makulopapulösem Exanthem. Dabei kam dieser mit Verdacht auf Masern in die Ambulanz der 4. Medizinische Abteilung mit Infektions- und Tropenmedizin des Sozialmedizinisches Zentrum Süd – Kaiser- Franz-Josef-Spitals in Wien. Dort vermutete man West Nil Fieber, wobei die Infektion das Zentrum für Virologie an der Meduni Wien dann labordiagnostisch bestätigte. In Österreich sowie in ganz Europa ist heuer West Nil Virus Aktivität sehr gering.

 

Starker Rückgang der West Nil Virus-Infektionen in Österreich und Europa

Dies war die bisher einzige nachgewiesene Infektion, während im Vergleichszeitraum des Vorjahres 2018 bereits 20 Fälle bestätigt worden waren. Dieser starke Rückgang an West Nil Virus-Fällen zeigt sich auch allgemein in Europa. Denn im Jahr 2018 konnte man insgesamt 2083 Fälle registrieren, hingegen heuer bislang erst 127 Fälle.

Besonders auffällig sind die vergleichsweise geringen Zahlen in Italien mit derzeit drei nachgewiesenen Fällen (576 im Jahr 2018). Zudem in Serbien, wo man ebenfalls 2019 erst drei Fälle (415 in 2018) meldete.

Die meisten Fälle traten heuer bisher in Griechenland auf (88 Fälle), gefolgt von Rumänien (11) sowie Zypern (9). Die Information über die West Nil Virus Aktivität wird wöchentlich durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) kommuniziert (www.ecdc.europa.eu).

 

Das West Nil Virus ist ein Flavivirus

Das West Nil Virus, ein Flavivirus, zirkuliert natürlicherweise zwischen Vögeln und der auch bei uns heimischen Hausgelse (Culex pipiens). Das Virus wird durch Zugvögel bzw. Wandervögel in betroffene Gebiete eingeschleppt, vermehrt sich in dort ansässigen Vögeln und Gelsen und kann in der Folge in diesen Gebieten endemisch werden.

Eine Störung des Amplifikationszyklus von West Nil Virus zwischen Vögeln und Gelsen im Frühling und Sommer, zum Beispiel durch ungünstige Wetterbedingungen, hat starken Einfluss auf die West Nil Virus Fallzahlen beim Menschen, die zufällig durch den Stich virustragender Gelsen infiziert werden.

 

Infektionen in Österreich

In Österreich wurden zwischen 2009 und 2019 bis dato insgesamt 45 im Inland erworbene West Nil Virus-Fälle bestätigt. Die wahrscheinlichen Ansteckungsorte sind in Wien, in Niederösterreich und im Nordburgenland zu finden (Abbildung oben).

In Summe konnte man seit 2009 in Österreich 55 West Nil Virus Infektionen nachweisen. Zehn davon waren aus anderen europäischen Ländern importiert. Es gab bislang in Österreich keinen Todesfall beim Menschen.

Von den 45 autochthonen Fällen sind bei 11 der Patienten neurologische Symptome aufgetreten. In 16 Fällen wurde ein West Nil Fieber diagnostiziert und 2 der Infizierten waren asymptomatisch. Schließlich konnte das Blutspender Screening 16 Fälle nachweisen.

Seit dem Jahr 2014 werden die Blutspenden aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland von Juni bis Oktober vom Österreichischen Roten Kreuz mittels WNV Nukleinsäurenachweis Methoden auf West Nil Virus getestet. Von diesen circa 80 000 jährlich getesteten Spenden wurde 2014 erstmalig das West Nil Virus bei einer Blutspenderin diagnostiziert.

Im Jahr 2015 wurde bei 5 Spendern, 2016 bei 3, 2017 bei einem und 2018 bei 6 Spendern eine West Nil Virus Infektion nachgewiesen. Die Testung von einer gleichbleibenden Anzahl von Spendern ermöglicht den Vergleich der West Nil Virus Aktivität pro Jahr in der entsprechenden Region. Im Jahr 2019 wurden bisher bei keinem Spender West Nil Virus nachgewiesen. Das entspricht einer geringen West Nil Virus Aktivität.

Die Saison ist aber noch nicht vorüber. Denn 20% der West Nil Virus Infektionen in Österreich hat man erst im September nachgewiesen. Die meisten West Nil Virus Infektionen beim Mensch bleiben asymptomatisch. Etwa 20% der Infizierten entwickelt ein West Nil Fieber. Während in weniger als 1% neurologische Erkrankungen, wie Meningitis oder Enzephalitis, teilweise mit schlaffer Lähmung, auftreten.

 

Diagnose

Die Diagnose einer West Nil Virus Infektion erfolgt in der Frühphase durch Nachweis von Virus im Blut bzw. Harn. Wenige Tage nach Krankheitsbeginn kann man die Infektion serologisch, durch den Nachweis von IgM Antikörpern diagnostizieren. Beziehungsweise auch durch einen 4-fachen Titeranstieg der Antikörper in einem Folgeserum. Die West Nil Virus IgM Antikörper können einige Wochen bis Monate nach einer Infektion noch nachweisbar sein.

Das Zentrum für Virologie führt auch spezielle Tests wie z.B. Antikörper Neutralisationstests durch. Damit kann man Antikörper-Kreuzreaktionen innerhalb der Flaviviren vor allem mit dem FSME Virus ausschließen. Schließlich bestätigt das dann auch serologisch eine West Nil Virus Infektion.

logo-virusepidemiologische-informationenQuelle:

VIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION” NR. 17/19-6. Prof. Dr. Stefan Aberer. Department für Virologie der Med. Universität Wien.

 

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