Freitag, März 29, 2024

Weniger Belohnungsgefühle durch Fruchtzucker

Fruchtzucker führt verglichen mit Traubenzucker nicht nur zu einer schwächeren Sättigung, sondern stimuliert auch in geringerem Ausmass das Belohnungssystem im Gehirn.

Im Vergleich zu Traubenzucker sättigt Fruchtzucker nicht nur weniger, sondern stimuliert auch das Belohnungssystem im Gehirn in geringerem Ausmass. Forschende der Universität Basel, die in der Fachzeitschrift „Plos One“ eine dementsprechend Studie veröffentlicht hatten, befürchten deswegen einen überhöhten Konsum, der ungesunde Folgen verursachen könnte. Grundsäctzlich wird industrieller Fruchtzucker in Süssgetränken und Fertigmahlzeiten für verschiedene Erkrankungen mit verantwortlich gemacht.

 

Unterschiedliche Effekte von reinem Traubenzucker und Fruchtzucker

Trotz ihrer ähnlichen Struktur wirken Fruktose und Glukose – also reiner Traubenzucker – auf den Körper ganz unterschiedlich: Die Einnahme von Glukose führt innerhalb weniger Minuten zu einem starken Anstieg vom Insulin im Blut, während die Fruktose die Insulinausschüttung nur wenig stimuliert. Fruchtzucker oder Fruktose ist ein Kohlenhydrat, das natürlicher in Früchten und Gemüse vorkommt und in dieser Form unbedenklich ist.

Die Forschenden benutzten dabei kombinierte pharmakologische und bildgebende Methoden wie die funktionelle Magnetresonanztomografie (MRI).

 

Gehirnaktivität untersucht

In der placebokontrollierten Doppelblind-Studie – der Forschungsteams um Prof. Christoph Beglinger vom Universitätsspital und Prof. Stefan Borgwardt von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds – erhielten zwölf gesunde, junge Männer mittels einer Magensonde je einmal Fruktose, Glukose und Placebo verabreicht. Im Blickpunkt standen die unterschiedlichen Wechselwirkungen der beiden Zuckerarten zwischen Magen-Darm-Trakt und Gehirn. Den Probanden wurden darauf Blutproben zur Bestimmung von Sättigungshormonen entnommen, sie wurden nach ihrem Sättigungsgefühl befragt und mittels einer funktionellen funktionelle Magnetresonanztomografie wurde ihre Gehirnaktivität im Ruhezustand untersucht.

Es zeigte sich, dass Fruktose im Vergleich zu Glukose weniger gut in der Lage, Sättigungsgefühle hervorzurufen und die Belohnungssysteme im Gehirn zu stimulieren. Die Auswertung der MRIs ergaben nämlich, dass sich die beiden Zuckerarten in der Netzwerkaktivierung innerhalb des limbischen Systems mit Hippocampus und Amygdala deutlich unterscheiden – in jener Hirnregion, die Emotionen und Triebe reguliert. Zudem stiegen die Sättigungshormone im Blut nach dem Fruchtzucker-Konsum kaum bis wenig an – im Gegensatz zur Glukose, die ein starkes Signal hervorrief. Das subjektive Sättigungsgefühl war tendenziell ebenfalls weniger von der Einnahme von Fruktose beeinflusst.

„Die Studie könnte erste wichtige Hinweise über die fehlenden sättigenden und belohnenden Effekte von Fruktose liefern“, sagen die Erstautorinnen Dr. Bettina Wölnerhanssen und Dr. Anne Christin Meyer-Gerspach. Wieweit dabei der unterschiedliche Insulinspiegel oder andere Einflüsse eine Rolle spielen, müssten weitere Untersuchungen mit mehr Probanden zeigen. Hinweise aus der Forschung mehren sich, dass isolierter, industriell hergestellter Fruchtzucker – wie man ihn zunehmend in Süssgetränken, Süssigkeiten und Fertigprodukten findet –, dem menschlichen Organismus Probleme bereiten. Den Fruchtzucker bzw. Fruktose steht im Verdacht, verschiedene Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes, Leberverfettung und Gicht zu begünstigen.

Quelle:

Bettina Karin Wölnerhanssen, Anne Christin Meyer-Gerspach, André Schmidt, Nina Zimak, Ralph Peterli, Christoph Beglinger, Stefan Borgwardt: Dissociable Behavioral, Physiological and Neural Effects of Acute Glucose and Fructose Ingestion: A Pilot Study; Plos One, published June 24, 2015, doi: 10.1371/journal.pone.0130280

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