Samstag, April 27, 2024

Welttuberkulosetag 24. März

Am 24. März 1882, präsentierte Robert Koch in Berlin seine Entdeckung des Tuberkulose-Erregers, dieser Tag wird deswegen als Welttuberkulosetag begangen.

Vor über 130 Jahren, am 24. März 1882, präsentierte Robert Koch vor der Physiologischen Gesellschaft in Berlin seine Entdeckung des Tuberkulose-Erregers, das Mycobacterium tuberculosis. Dieser Tag wird traditionell als Welttuberkulosetag begangen, um auf die Bedeutung dieser Entdeckung hinzuweisen und auch daran zu erinnern, dass die Erkrankung trotz großer medizinischer Fortschritte noch immer weltweit täglich mehr als 4.500 Menschenleben fordert.

 

 

Ein Drittel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose infiziert

OA Dr. Rudolf Rumetshofer, Leiter der Tuberkulosestation Severin im Otto Wagner Spital der Stadt Wien: „Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung trägt das für die Erkrankung verantwortliche Bakterium in sich, weist aber keine Symptome auf und ist somit nicht ansteckend. Rund 10% der Infizierten entwickeln aber im Lauf ihres Lebens eine aktive Tuberkulose und stellen damit ein Ansteckungsrisiko für andere Menschen dar.“

Von jenem Drittel der Weltbevölkerung, das mit dem Tuberkuloseerreger infiziert ist, werden jährlich jedoch nur etwa 1,2 Millionen Menschen präventiv behandelt. 600.000 der an Tuberkulose Erkrankten haben eine multiresistente Tuberkulose, aber nur 160.000 von ihnen werden mit wirksamen Medikamenten behandelt. Nur jeder 8. Patient mit multiresistenter Tuberkulose wird tatsächlich geheilt. „Tuberkulose ist heute zwar eine prinzipiell heilbare Infektionskrankheit, die Gefahr besteht jedoch darin, dass eine unzureichende Therapie oder Therapiefehler zur Entwicklung resistenter Tuberkulosebakterien führen“, erläutert ÖGP-Generalsekretär und Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Universitätsklinikum Bernd Lamprecht.

 

Die Situation in Österreich[1]

In Österreich konnte im Jahr 2017 ein Rückgang der Tuberkulose-Erkrankungen um 10% verzeichnet werden, es wurden bisher 569 Tuberkulose-Fälle gemeldet. Das ist ein Rückgang um 65 Fälle zum Vergleichszeitraum 2016. Sowohl bei den Patienten mit österreichischer (2016: 210; 2017: 194) als auch ohne österreichische Staatsbürgerschaft (2016: 424; 2017: 375) war ein Rückgang der absoluten Fallzahlen zu verzeichnen. Diese Zahlen spiegeln den Europatrend wieder. Die Anzahl an schwierig zu behandelnden multiresistenten Tuberkulose-Fällen ist im vergangenen Jahr mit 15 (2016: 15) multiresistenten und 3 XDR (Extensively drug-resistant tuberculosis) (2016: 2) Tuberkulose-Isolaten annähernd gleich geblieben.

 

Rasche und exakte Diagnostik wichtig

Für die Diagnostik der Tuberkulose stehen in ganz Österreich qualifizierte Labors zur Verfügung. Mittels Schnelltest (Nukleinsäureamplifikationstechnik) kann Tuberkulose bereits innerhalb weniger Stunden mit hoher Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden. Ob bei der jeweiligen Tuberkulose-Erkrankung Resistenzen vorliegen, wird mit den zeitlich deutlich aufwändigeren Tuberkulosekulturen ausgetestet. In Österreich wird bei allen Tuberkuloseerregern eine Resistenztestung durchgeführt. Daher weiß man in Österreich sehr genau über die Resistenzsituation Bescheid.

Dr. Mag. Alexander Indra, Leiter des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene der AGES: „Seit 2016 werden in Österreich alle Isolate von an Tuberkulose erkrankten Personen mittels Ganzgenom-Sequenzierung durch das österreichische Tuberkulose-Referenzlabor in der AGES analysiert. Durch Vergleich der gewonnenen Daten konnte 2017 im Zusammenarbeit mit dem European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), der Universität Zürich und den Gesundheitsbehörden der betroffen Länder ein europaweiter Tuberkulose-Ausbruch unter Asylwerbern aus der östlichen Region Afrikas aufgeklärt werden. Im Gegensatz zu anderen Methoden der Ausbruchsabklärung ermöglicht die Ganzgenomsequenzierung einen detaillierten Einblick in den Übertragungsverlauf und die molekulare Resistenzentwicklung. Die erfolgreiche internationale Zusammenarbeit wurde durch die Publikation in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift The Lancet Infectious Diseases abgeschlossen.“

 

Standardmedikamente für die Tuberkulosetherapie in Österreich zeitweise nicht verfügbar

Laut Tuberkulose-Spezialist Rumetshofer sind zur Tuberkulosetherapie in Österreich theoretisch alle wirksamen Medikamente verfügbar. Faktum ist aber, dass in Österreich immer weniger Standard-Tuberkulose-Medikamente zur Verfügung stehen und teilweise importiert werden müssen. Zeitweise waren in den letzten Jahren in Österreich Standardmedikamente vorübergehend nicht zur Verfügung gestanden, so Rumetshofer weiter. „So ist beispielsweise Isoniazid, ein Grundpfeiler der Tuberkulosetherapie und das Standardpräparat der präventiven Therapie, in Österreich derzeit nicht verfügbar“. Es muss ein alternatives Präparat verordnet, chefärztlich genehmigt und dann aus Deutschland importiert werden. Rumetshofer: „Diese Hürden provozieren Therapiefehler und können zur Entwicklung von Resistenzen beitragen!“ Ein großer Teil der Tuberkulosemedikamente zur Behandlung der multiresistenten Tuberkulose muss ebenfalls importiert werden, da sie in Österreich nicht verfügbar sind.

Neben einer konsequenten Tuberkulosetherapie, die überwiegend von den Lungenfachärzten durchgeführt wird, seien auch die öffentlichen Gesundheitsorgane gefordert, die mit Umgebungsuntersuchungen und Untersuchungen von Risikogruppen wesentlich zum Rückgang der Tuberkulose-Zahlen beitragen, so Rumetshofer abschließend.

Quelle: Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie

[1] AGES

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