Donnerstag, April 25, 2024

Welt-Rheuma-Tag am 12. Oktober 2017

Am Welt-Rheuma-Tag am 12. Oktober 2017 stehen Chancen und Risiken einer Therapie-Reduktion mit weniger Medikamente im Blickpunkt.

Rheumapatienten leben heute mit Hilfe moderner Medikamente häufig frei von krankheitsbedingten Schmerzen. Wenn Betroffene über längere Zeit beschwerdefrei sind, so wünschen sie sich oft, auf Medikamente verzichten zu können. Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) e.V. weisen zum Welt-Rheuma-Tag am 12. Oktober darauf hin, dass eine Reduktion der medikamentösen Therapie sich für einen Teil der Rheumapatienten – wenn auch nicht für alle – eignet und nur in enger Absprache mit dem behandelnden Rheumatologen erfolgen sollte. Ein kontrolliertes, ärztlich begleitetes Absetzen könne zu mehr Lebensqualität und weniger Nebenwirkungen führen.

„Den Erfolg einer wirksamen Therapie empfinden viele Patienten mit schwerwiegenden rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen wie einen Neuanfang“, berichtet Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Präsident der DGRh über seine Erfahrungen aus der Klinik. „Dennoch erscheint der Wunsch, mit möglichst wenig Medikamenten auszukommen, sehr nachvollziehbar“, so der Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Denn die Rheuma-Therapie kann auch unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen, wie Magen-Darm-Beschwerden, Hautreizungen oder Kurzatmigkeit. Neben antientzündlich wirkenden Schmerzmitteln und Kortison nehmen Patienten auch Wirkstoffe, die den Fortschritt der Krankheit verlangsamen. Dazu gehören Methotrexat und hoch wirksame Biologika.

Studien haben gezeigt: Je kürzer Rheumapatienten erkrankt waren, desto größer sind die Chancen für einen erfolgreichen Therapieabbau. Es ist zudem aussichtsreicher, lediglich die Dosis zu verringern, als die Präparate sofort ganz abzusetzen. „Auch mit welchem Medikament die Reduktion der Therapie beginnt, sollten Arzt und Patient gemeinsam entscheiden“, rät Lorenz. Ein Aufflammen der Rheuma-Erkrankung, der sogenannte „Flare“, ist deutlich wahrscheinlicher, wenn der Patient seine Medikamente komplett absetzt: Im Falle einer Halbierung der Medikamentendosis war bei 38,9 Prozent der Studienteilnehmer innerhalb eines Jahres ein Krankheitsrückfall zu verzeichnen. Setzten die Patienten die Medikamente hingegen komplett ab, erlitten 51,9 Prozent innerhalb eines Jahres einen „Flare“.

„Wann, bei wem und wie ein Therapieabbau durchgeführt werden kann, müssen Arzt und Patient im Gespräch klären“, betont Professor Lorenz. Als Voraussetzung gilt, dass der Patient mindestens sechs Monate in „Remission“ – also beschwerdefrei war. Wichtig sei es, regelmäßig den Rheumatologen aufzusuchen um die Krankheitswerte und Symptome engmaschig kontrollieren zu lassen. „Eine abgesenkte Medikation bedeutet in der Regel auch, dass das Risiko für stärkere Entzündungen bei rheumatischen Erkrankungen steigt. Die Patienten müssen gemeinsam mit dem Rheumatologen abwägen, was die subjektiv empfundene Lebensqualität stärker einschränkt: die Erkrankung oder die Nebenwirkungen“, so Lorenz. Auf dieser Basis könnten sie gemeinsam das richtige Maß an Therapie finden.

Wirtschaftliche Überlegungen oder gar das Drängen seitens der Krankenkasse – wie es beim Einsatz kostspieliger Biologika schon vorkam – dürfen keinen Einfluss auf die Entscheidung haben, welche und wie viele Medikamente Rheumapatienten erhalten. Entscheidend sei: „Das Reduzieren oder Absetzen der Rheuma-Medikamente darf ausschließlich der Lebensqualität des Patienten dienen.“ Darauf weist der Präsident der DGRh zum Welt-Rheuma-Tag am 12. Oktober 2017 hin.

Literatur:

Haschka J, Englbrecht M, Hueber AJ, Manger B, Kleyer A, Reiser M, Finzel S, Tony HP, Kleinert S, Feuchtenberger M, Fleck M, Manger K, Ochs W, Schmitt-Haendle M, Wendler J, Schuch F, Ronneberger M, Lorenz HM, Nuesslein H, Alten R, Demary W, Henes J, Schett G, Rech J. Relapse rates in patients with rheumatoid arthritis in stable remission tapering or stopping antirheumatic therapy: interim results from the prospective randomised controlled RETRO study. Ann Rheum Dis. 2015 Feb 6. pii: annrheumdis-2014-206439.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25660991

Related Articles

Aktuell

Kombination von Azelastin und dem Nasenspray Fluticason bei allergischer Rhinitis

Die Kombination von Azelastin und dem Corticoid-Nasenspray Fluticason kann die Symptome einer allergischen Rhinitis deutlich verringern. Allergische Rhinitis, oft gekennzeichnet durch Symptome wie Niesen, Nasenjucken,...
- Advertisement -

Latest Articles

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...