Donnerstag, März 28, 2024

Welt-Frühgeborenen-Tag 2016

Neonatologe Prof. Dr. Andreas Müller zum Welt-Frühgeborenen-Tag 2016: Elternkontakt fördert die Entwicklung von Frühgeborenen.

Zum Welt-Frühgeborenen-Tag 2016. Jedes Jahr werden 60.000 Kinder in Deutschland zu früh geboren – etwa jedes Zehnte. Trotz des medizinischen Fortschritts sind gerade bei den ganz kleinen Frühgeborenen die Sterberate und das Risiko für Behinderungen immer noch hoch. Anlässlich des diesjährigen Welt-Frühgeborenen-Tages am 17. November lädt das Perinatalzentrum am Universitätsklinikum Bonn zu dem Mini-Symposium „Zu früh im Leben?“ ein. Ein Thema dieser Veranstaltung wird in diesem Jahr die Rolle der Eltern bei der Versorgung von Früh- und Risikogeborenen sein. Dazu erklärt Prof. Dr. Andreas Müller, Direktor der Neonatologie am Universitätsklinikum Bonn:

Warum sind Eltern für Sie auf der Neugeborenen-Intensivstation keine Besucher?

Die Bindung des Kindes zu Mutter und Vater entsteht schon im Mutterleib. Ihre Anwesenheit und die Körpernähe bieten dem Neugeborenen Sicherheit. Das ist von unschätzbarem Wert! Denn es ist nachgewiesen, dass der enge Kontakt zu den Eltern den Heilungsprozess und die Entwicklung des Kindes positiv beeinflusst. Daher ist es ganz wichtig, die Eltern frühzeitig zu integrieren, das heißt sie nicht nur gut über Therapien aufzuklären, sondern sie auch in die Pflege und die Behandlung fest einzubeziehen. Ein schönes Beispiel ist auch das so genannte „Känguruhen“, bei dem Frühchen Haut an Haut unter warmen Tüchern auf der Brust der Eltern liegen. Damit sollte so früh wie möglich begonnen werden, da es die gegenseitige Bindung zwischen Eltern und Frühgeborenen und die Stillbereitschaft der Mutter fördert. Gerade bei den sehr unreifen Frühgeborenen ist die frühe Ernährung mit Muttermilch eine wichtige Maßnahme Komplikationen zu vermeiden.

Und wie wichtig ist es für Mutter und Vater?

Zunächst schafft es für die emotional stark belasteten Eltern Transparenz. Sie erhalten alle Informationen und sind in alle Entscheidungen eingebunden. Zudem ist es für sie beruhigend, immer bei ihrem Kind sein zu können und sich nicht als Störfaktor zu empfinden. Es minimiert ihre Ängste und Sorgen. Auch fühlen sie sich nicht hilflos und ohnmächtig, sondern sie werden darin bestärkt, dass sie etwas für ihr Kind tun können.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Organisation einer Neugeborenen-Intensivstation?

Die Mitarbeiter einer Kinderintensivstation müssen lernen die Eltern als Partner zu sehen. Wir dürfen uns auf dem „Raumschiff“ Intensivstation nicht abkapseln und müssen Eltern und natürlich auch Geschwisterkindern die Möglichkeit geben, rund um die Uhr Zugang zu ihrem Neugeborenen zu haben. So gibt es bei uns keine eingeschränkten Besuchszeiten für nächste Angehörige. Aber wir brauchen auch die finanziellen Mittel, es baulich umzusetzen, dass die Eltern praktisch mit auf der Station leben können. Mit dem am Universitätsklinikum Bonn geplanten und im Bau befindlichen Eltern-Kind-Zentrum, auch ELKI genannt, sind wir hier schon ein ganzes Stück vorangekommen. Denn dort sind für die Neugeborenen-Intensivstation vier Mutter-Kind-Einheiten eingeplant, in denen die Mutter gemeinsam mit ihrem Kind aufgenommen werden kann.

Das Perinatalzentrum am Universitätsklinikum Bonn lädt Betroffene, Ärzte, Pflegende und Interessierte dazu ein, sich am Donnerstag, 17. November über dieses Thema auf dem 2. Mini-Symposium „Zu früh im Leben“ zu informieren. Die kostenlose Veranstaltung findet ab 18 Uhr im Hörsaal im Lehrgebäude neben der Hautklinik, Sigmund-Freud-Straße 25, auf dem Venusberg statt.

Das vollständige Programm gibt es unter:

http://www.neonatologie-bonn.de/weltfruehgeborenentag-2016-2/

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