Donnerstag, März 28, 2024

Reisekrankheit, Kinetose: Was hilft gegen Übelkeit unterwegs auf Reisen?

Was gegen Übelkeit bei der Autofahrt oder auf Reisen hilft: für Menschen mit Reisekrankheit sind das Medikamente und richtige Verhaltensweisen.

Fast jeder Mensch kann unter einer sogenannten Kinetose – der Reise- oder Bewegungskrankheit – leiden. Jedoch sind vor allem Kinder bis 12 Jahre sind betroffen. Für viele Betroffene mit Reisekrankheit stellt sich vor Reiseantritt die Frage, was gegen Übelkeit durch lange Autofahrten mit Bus und PKW, Reisen mit Fähren sowie Flüge (vornehmlich in Kleinflugzeugen) hilft. Jedenfalls lösen solche Situationen oft eine Reisekrankheit aus. Wobei bei etwa einem Drittel der betroffenen Personen auch schwere Symptome auftreten.

 

Reisekrankheit, Kinetose: Was tun gegen Übelkeit auf Reisen oder auf der Autofahrt?

Es gibt verschiedene Verhaltensweisen während der Fahrt oder auf Reisen, die helfen können, Übelkeit und andere Symptome der Kinetose zu vermeiden.

Es ist besonders wichtig, geradeaus in Fahrtrichtung zu schauen oder einen festen Punkt in Fahrtrichtung zu fixieren. Dies gilt insbesondere beim Autofahren, unabhängig von der Art des Transportmittels.

Bei Menschen, die besonders anfällig sind, kann bereits ein kurzer Blick auf die Rückbank, zum Beispiel um mit jemandem zu sprechen, zu starkem Unwohlsein und starkem Brechreiz führen.

Wie bereits erwähnt, sollte man keinesfalls während der Fahrt lesen oder mit dem Smartphone spielen. Das Anschauen von Fernsehinhalten für Kinder auf kleinen Bildschirmen während der Fahrt kann ein Standbild erzeugen, was in Verbindung mit der gleichzeitigen Bewegung des Körpers Übelkeit auslösen kann.

In den meisten Fällen reicht es aus, selbst das Auto zu fahren, um von Reisekrankheit mit Übelkeit verschont zu bleiben. Betroffen sind fast immer nur Beifahrer.

 

Nützliche Verhaltensmaßnahmen und Hausmittel

Wenn man zu Kinetose neigt, ist es ratsam, während einer Autofahrt so wenig wie möglich zu bewegen, auch den Kopf nicht. Es kann hilfreich sein, den Kopf an die Kopfstütze zu pressen. In Bussen, Bahnen, Zügen, U-Bahnen und Straßenbahnen ist es besser, in Fahrtrichtung zu sitzen.

Auf einem Schiff ist es empfehlenswert, einen festen Punkt am Horizont oder, falls möglich, an Land zu beobachten. Es ist auch vorteilhaft, sich in der Mitte des Schiffs aufzuhalten, da dort die Bewegungen geringer sind. Ähnlich verhält es sich in einem Flugzeug, wo es besser ist, nahe der Tragflächen zu sitzen.

Alkohol sollte, wie bereits erwähnt, vermieden werden, da er die Sinne zusätzlich beeinträchtigt. Stattdessen ist es sinnvoll, in kleinen Schlucken Wasser zu trinken, da dies gegen Übelkeit helfen kann.

Als bekanntes Naturheilmittel gegen Kinetose hilft weiter Ingwer, egal in welcher Darreichungsform. So leistet beispielsweise eine Kanne mit Ingwer-Tee während der Fahrt wertvolle Dienste im Sinne der Vermeidung einer Übelkeit – abgesehen von anderen positiven Wirkungen von Ingwer.

 

Medikamente gegen Kinetose

Weiter kommen rezeptfreie und vom Arzt verschriebene, rezeptpflichtige Antihistaminika sowie spezielle Parasympatholytika und Kalziumkanalblocker zur Anwendung. Wichtig ist, dass betroffene beziehungsweise anfällige Personen Medikamente gegen Kinetose vorbeugend anwenden. Dies sollte nach Präparat eine halbe bis eine Stunde bis zur Einnahme am Vortag. Vorbeugend kann man das Gleichgewicht durch Sport oder auch durch noch mehr Reisen trainieren.

 

Interner Sinneskonflikt, Kinetose

Experten sind der Meinung, dass Übelkeit durch Bewegungszustände durch einen internen Sinneskonflikt ausgelöst wird. Wenn sich das Transportmittel bewegt, herrscht im Inneren des Körpers jedoch Statik. Dieser interne Sinneskonflikt entsteht durch nicht übereinstimmende Sinneseindrücke, wie das visuelle System, das Gleichgewichtssystem und körperliche Empfindungen, die unterschiedliche Bewegungen melden.

Aus diesem Grund tritt Reisekrankheit oft besonders stark auf, wenn beispielsweise während einer Autofahrt gelesen wird oder speziell Kinder während der Fahrt auf dem Smartphone spielen. In solchen Situationen wird dem Sehsinn ein statisches Bild vermittelt, während der Körper durch die Bewegung des Fahrzeugs tatsächlich in Bewegung ist. Viele Menschen sind durch diese unterschiedlichen Reize überfordert und reagieren mit Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine Kinetose in einem Rettungswagen eine bestehende Erkrankung verschlimmern kann und auch die Wirkung von Medikamenten durch die Hemmung der Magenbewegungen beeinträchtigt werden kann.

 

Was erhöht das Kinetose-Risiko?

Es ist möglich, dass auch Menschen mit einem gesunden Gleichgewichtsorgan eine Kinetose entwickeln, da jeder eine individuelle Empfindlichkeit aufweist. Säuglinge sind im Allgemeinen nicht von Kinetose betroffen, während Kinder bis zum Alter von 12 Jahren am stärksten gefährdet sind. Frauen sind in der Regel stärker betroffen, wobei Faktoren wie die Menstruation oder eine Schwangerschaft das Risiko erhöhen können.

Weitere Risikofaktoren für Kinetose sind eine bereits bestehende Migräne, Alkoholkonsum, psychische Erkrankungen sowie natürliche Umwelteinflüsse wie Unwetter, raue See oder Turbulenzen während eines Fluges.


Literatur:

Veronica Takov; Prasanna Tadi. Motion Sickness. StatPearls [Internet]. Last Update: April 27, 2020.

Koch A, Cascorbi I, Westhofen M, Dafotakis M, Klapa S, Kuhtz-Buschbeck JP. The Neurophysiology and Treatment of Motion Sickness. Dtsch Arztebl Int. 2018;115(41):687‐696. doi:10.3238/arztebl.2018.0687

Golding JF. Motion sickness. Handb Clin Neurol. 2016;137:371‐390. doi:10.1016/B978-0-444-63437-5.00027-3

Bles W, Bos JE, Kruit H. Motion sickness. Curr Opin Neurol. 2000 Feb;13(1):19-25.

Yates BJ, Miller AD, Lucot JB. Physiological basis and pharmacology of motion sickness: an update. Brain Res Bull. 1998 Nov 15;47(5):395-406.

John F. Golding. Motion sickness susceptibility. Autonomic Neuroscience. October 30, 2006. Volume 129, Issues 1-2, Pages 67–76.DOI: https://doi.org/10.1016/j.autneu.2006.07.019


Quellen:

Was gegen Übelkeit hilft. MEDMIX 6/2007.

http://www.mayoclinic.org/first-aid/first-aid-motion-sickness/basics/art-20056697

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