Freitag, März 29, 2024

Was bedeutet die Corona-Pandemie für Menschen mit Sehbehinderung in Pflegeeinrichtungen?

Die Corona-Pandemie bedeutet für fast alle Mitbürger eine große Herausforderung, Menschen mit Sehbehinderung haben oft massive zusätzliche Probleme.

Die Corona-Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung und Infektionsvermeidung gelten nun – in unterschiedlicher Ausprägung – bereits seit über einem Jahr. Was für fast alle Mitbürgerinnen und Mitbürger eine große Herausforderung bedeutet, stellt blinde und sehbehinderte Menschen vor massive zusätzliche Probleme. Dies gilt vor allem für diejenigen unter ihnen, die aufgrund altersbedingter Einschränkungen auf Hilfe im Alltag angewiesen sind. Wie die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sich auf Menschen mit Sehbehinderung von Pflegeeinrichtungen auswirken, steht in der Diskussion von Expertinnen und Experten.

Verschärfte Abstands- und Hygienevorgaben, Kontaktbeschränkungen und sich immer wieder kurzfristig ändernde gesetzliche Vorschriften haben seit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 auch den Alltag in Pflegeeinrichtungen verändert.

 

Menschen mit Sehbehinderung stellten die Corona-Vorgaben vor große Herausforderungen

Blinde und sehbehinderte Menschen stellten diese Vorgaben vor große Herausforderungen. „Wer sich von einem anderen Menschen führen und stützen lassen muss, kann dabei nicht anderthalb Meter Abstand einhalten“, sagt Herbert Mauel, Geschäftsführer des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste
e. V. (bpa). Unter strenger Einhaltung der Pandemieregeln wäre es also für viele blinde und sehbehinderte Menschen, die hochaltrig und pflegebedürftig sind, nicht möglich, sich sicher und unfallfrei fortzubewegen, so Mauel weiter.

Hinzu kommt, dass viele ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen aufgrund von Vorerkrankungen im Falle einer Corona-Infektion einem zusätzlich erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf ausgesetzt wären. „Blinde und sehbehinderte alte Menschen standen in den vergangenen Monaten daher ständig vor einer nahezu unmöglichen Abwägung: zwischen einer sicheren Fortbewegung auf der einen und der gerade für diese vulnerable Gruppe besonders wichtigen Minimierung des Ansteckungsrisikos auf der anderen Seite“, erklärt Mauel. Gerade die erste Zeit der Pandemie, in der es schwer war, Desinfektionsmittel und Schutzkleidung für Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner wie auch Mitarbeitende zu beschaffen, sei daher von Verzicht geprägt gewesen. „In dieser schweren Zeit hat sich hier eine Notgemeinschaft gebildet und mit großem Engagement fehlende Kontakte bestmöglich kompensiert“, berichtet der bpa-Geschäftsführer. Mit steigenden Impf- und sinkenden Infektionszahlen entspannt sich die Lage nun allmählich und es kehrt mehr und mehr Normalität in den Alltag der Menschen in Pflegeheimen zurück. Für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeuten der Impffortschritt und die
flächendeckend angebotenen Tests vor allem, dass sie wieder Besuch empfangen können.

 

Die Entspannung der Corona-Lage ermöglicht auch, dass wichtige Projekte wie das lang geplante Zertifikat „Sehbehindertenfreundliche Senioren-/Pflegeeinrichtung“ bald wiederaufgenommen werden können.

Dieses Pilotprojekt des DBSV soll zum einen dazu beitragen, das Sehvermögen von pflegebedürftigen Menschen so lange wie möglich zu erhalten, indem die augenärztliche Betreuung verbessert wird. Zum anderen soll es Wege aufzeigen, wie die Gestaltung der Heime auf die speziellen Bedürfnisse sehbehinderter Bewohner ausgerichtet werden kann. „Dieses wichtige und in die Zukunft weisende Projekt musste wegen der Corona-Pandemie leider vorübergehend auf Eis gelegt werden“, sagt Mauel. „Umso mehr hoffen wir nun auf einen raschen Start.“


Quelle:

Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV): www.dbsv.org

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