Samstag, April 20, 2024

Vitamin K für Blutgerinnung und Knochenbildung

Vitamin K ist ein essentieller Nährstoff für die Blutgerinnung, denn die Synthese verschiedener Blutgerinnungsfaktoren ist Vitamin-K-abhängig.

Im Grunde genommen kontrolliert das Vitamin K nicht nur die Blutgerinnung, sondern aktiviert auch die Knochenbildung. Außerdem soll es sogar vor Krebs Schutz bieten. Das fettlösliche Vitamin K gehört zur Gruppe von Verbindungen mit dem Grundgerüst 2 Methyl-1,4-Naphthochinon (= Menadion). Unterscheiden tun sich die verschiedenen Derivate in der Seitenkette:

  • Vitamin K1 (Phyllochinon) wird in den Chloroplasten von Pflanzen synthetisiert.
  • Vitamin K2 (Menachinon) entsteht nur bakteriell und kann von Pflanzen und Tieren genutzt werden.
  • Die Vitamine K3 und K4 können in der Leber in die biologisch aktive Vitamin-K2-Form übergeführt werden.

Zahlreiche Proteine in der Gerinnungskaskade sind von Vitamin K abhängig, etwa Prothrombin und der Faktor VII. Für die Synthese von Osteocalcin ist Vitamin K ebenfalls verantwortlich. Damit fungiert es indirekt als wichtiger Regulator von Gewebemineralisierung und Knochen-Turn-over. Die genannten Funktionen führten zur Genehmigung folgender Health Claims: Vitamin K trägt zu einer normalen Blutgerinnung bei, Vitamin K trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei.

Übrigens besteht seit vielen Jahren die Empfehlung, das Vitamin D zusammen mit Vitamin K2 einzunehmen, um möglichen gesundheitlichen Risiken entgegenzuwirken. Jedenfalls unterstützen beide Vitamine dabei, dass die Knochen gesund bleiben.

 

Vitamin K-Quellen in der Nahrung

Zu den wichtigsten Vitamin K-Quellen in der Nahrung zählen Kohlgemüse, Spinat, Brokkoli, Kopfsalat, Kartoffeln, Weizenkeimöl und Innereien. Dabei sind in Grünkohl besonders hohe Gehalte zu finden, allerdings ist es manchmal nur schwer zu bekommen. Auch Petersilie hätte hohe Gehalte pro 100 g, betrachtet man aber die Verzehrmenge in Form eines Gewürzes, dann ist diese zu klein, um nennenswert zum täglichen Bedarf beizutragen.

Schließlich beträgt dieser laut den Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bei Männern zwischen 15 und 51 Jahren 70 µg pro Tag. Frauen dieses Alters benötigen 60 µg. Ab 51 Jahren sollten Männer täglich 80 µg zu sich nehmen. Hingegen Frauen 65 µg, wobei für Schwangere und Stillende 60 µg gelten. Schließlich hat die EU ein Referenzwert von 75 µg festgelegt.

 

 

Risikogruppen

Die Versorgung mit Vitamin K in unseren Breiten gilt unter dem Strich als zufriedenstellend. Zu den Risikogruppen zählen Neugeborene sowie Säuglinge. Und zwar weil sie kaum Speicher für Vitamin K haben und das Vitamin in der Muttermilch nur gering vorhanden ist.

Patienten mit Kurzdarmsyndrom, chronischer Pankreatitis, Zöliäkie und zystischer Fibrose sind ebenfalls mangelgefährdet. Colestyramin, Orlistat und Salicylate können die Versorgung beeinträchtigen.

Das typische Symptom für Vitamin K-Mangel ist eine verzögerte Blutgerinnung und damit verbunden ein erhöhtes Blutungsrisiko. Die Toxizität des Vitamins ist gering. Bis zu 10 mg/Tag können über längere Zeiträume zugeführt werden, ohne dass Nebenwirkungen auftreten. Die Absorptionsrate von Vitamin K liegt im Mittel bei 40–80 %. Sie wird durch langkettige Fettsäuren vermindert. Beim Kochen ist das Vitamin ziemlich stabil, aber es ist empfindlich gegen Tageslicht. In tieferen Dünndarmabschnitten läuft eine bakterielle Menachinon-Synthese ab. Wobei derzeit noch unklar ist, in welchem Ausmaß diese zur Versorgung beiträgt.


Fibrinogen-Messung und Blutgerinnung

Im Falle einer Verletzung muss die Blutgerinnung sofort einsetzen, um den Körper vor großem Blutverlust zu schützen. Gerinnt das Blut jedoch zu schnell, kann es zur Bildung von Blutgerinnseln und damit zu lebensbedrohlichen Gefäßverschlüssen kommen. © ZEISS Microscopy
Im Falle einer Verletzung muss die Blutgerinnung sofort einsetzen, um den Körper vor großem Blutverlust zu schützen. Gerinnt das Blut jedoch zu schnell, kann es zur Bildung von Blutgerinnseln und damit zu lebensbedrohlichen Gefäßverschlüssen kommen. © ZEISS Microscopy

Zur Steuerung der Blutgerinnung bei Operationen spielt die Bestimmung des Gerinnungsfaktors Fibrinogen eine ganz zentrale Rolle spielt. Mehr dazu siehe https://medmix.at/fibrinogen-blutgerinnung-messung/


Der Zusammenhang von Vitamin K, Blutgerinnung und die Knochen

Der Zusammenhang zwischen Vitamin K und einer gestörten Blutgerinnung lässt häufig vermuten, dass eine hohe Zufuhr von Vitamin K das Thromboserisiko erhöhen kann. Jedoch ist das offensichtlich nicht wahr. Eine übermäßige Aufnahme von Vitamin K kann nicht zu einer stärkeren Carboxylierung von Gerinnungsfaktoren führen. Eine Ausnahme bilden Patienten, die orale Antikoagulanzien wie Warfarin erhalten, die als Vitamin-K-Antagonisten wirken. Offensichtlich stört hier eine übermäßige Zufuhr von Vitamin K diese Medikation.

Andererseits wird immer deutlicher, dass der langfristige Konsum der Vitamin-K-Antagonisten mit einem beschleunigten Knochenschwund, einer geringen Knochenmasse sowie weit verbreiteten Verkalkungen der Klappen und Arterien einhergeht.


Literatur:

DHA supplementation: A nutritional strategy to improve prenatal Fe homeostasis and prevent birth outcomes related with Fe-deficiency Oktober 2015, Journal of Functional Foods.

Cees Vermeer. Vitamin K: the effect on health beyond coagulation – an overview. Food Nutr Res. 2012; 56: 10.3402/fnr.v56i0.5329. Published online 2012 Apr 2. doi: 10.3402/fnr.v56i0.5329

Brien L. Anticoagulant Medications for the Prevention and Treatment of Thromboembolism. AACN Adv Crit Care. 2019 Summer;30(2):126-138. doi: 10.4037/aacnacc2019867.

Prochaska JH. Subtherapeutic Anticoagulation Control under Treatment with Vitamin K-Antagonists-Data from a Specialized Coagulation Service. Thromb Haemost. 2019 Aug;119(8):1347-1357. doi: 10.1055/s-0039-1692175. Epub 2019 Jun 10.

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