Freitag, April 19, 2024

Vitamin E – Tocoferol und Tocotrienol: vielfache gesundheitliche Wirkung

Vitamin E (Tocopherol und Tocotrienol) wirkt vor allem antioxidativ, gegen Entzündungen, Infektionen, Krebs und stärkt das Immunsystem sowie Herz und Gefäße.

Unter dem Strich biete Vitamin E, ein Gemisch aus Tocopherol und Tocotrienol, vor allem auch eine positive Wirkung bei bei rheumatischen Erkrankungen und auf das Immunsystem. Aber auch bei Infektionen wie möglicherweise auch Covid-19, Atherosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Katarakt, Diabetes, Krebs sowie neurodegenerativen Erkrankungen kann Vitamin E eine positive Rolle spielen. Bei allen diesen Erkrankungen, bei denen oxidativer Stress eine wichtige Rolle spielt, kommt Vitamin E orthomolekularmedizinsch vorzugsweise zur Anwendung.

Vitamin E mit seinen Inhaltsstoffen Tocopherol und Tocotrienol ist wichtiger Bestandteil des antioxidativen Systems. Das Fett-Antioxidans kommt in Arzneimittel, Kosmetika und Lebensmitteln vor.

 

Vitamin E und Covid 19

Aufgrund der begrenzten nachgewiesenen therapeutischen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung von COVID-19 wird immer häufiger die Rolle von Vitamin- und Mineralstoffergänzung zur Stärkung des Immunsystems und seiner Abwehrkräfte untersucht. In einer Reihe von klinischen Studien auf der Intensivstation wurde das ebenfalls untersucht. Und es gibt mehrere Hypothesen, die ihre routinemäßige Anwendung unterstützen.

Schon früher haben klinische Studien einige Vorteile in Bezug auf Vitamin E-Supplementierung und Infektionen der oberen Atemwege gezeigt. Wobei Oxidativer Stress auch zu den wichtigen pathologischen Mechanismen gehört, die die Schwere einer Erkrankung mit COVID-19 beeinflussen. Und Vitamin E ist bekanntlich ein sehr starkes Antioxidans, das gegen zellschädigende Freie Radikale positive Wirkungen entfaltet. Auch könnte das Vitamin E bessere Ergebnisse von Impfungen unterstützen, was derzeit ebenfalls eine Fokus von Forschungen ist.

 

Vitamin E bei Rheuma

In verschiedenen Untersuchungen wurden Wirkung und Vorteile einer Supplementierung mit Vitamin E bei Rheuma beziehungsweise Arthritis und Arthrose bestätigt. Dabei kam Vitamin E in unterschiedlichen Dosierungen (vor allem 200 bis 400 IE/Tag aber auch 800 bis 1200 IE) zur Anwendung. Der Mikronährstoff soll neben Entzündungshemmung und Schmerzlinderung auch die Gelenksteifigkeit vermindern können sowie den Verbrauch von NSAR senken. Aufgrund der guten Verträglichkeit von Vitamin E – bis auf Einzelfälle mit leichten GIT-Reizungen – kann die Einnahme bei Rheuma versucht werden.

 

Natürliche Vorkommen in Nahrungsmitteln

Fettlösliches, von Pflanzen gebildetes Vitamin E findet sich als natürlicher Oxidationsschutz vorwiegend in Samen, Nüssen, Mandeln, Keimlingen und deren kaltgepressten Ölen. Die wichtigsten Nahrungsquellen für Vitamin E sind somit pflanzliche Öle. Soja-, Sonnenblumen-, Mais-, Walnuss-, Baumwollsamen-, Palmen- und Weizenkeimöle enthalten relativ höhere Mengen. Vitamin E kommt aber auch in Gemüse, Vollkorngetreide und Kräutern vor.

Mit Abstand die reichhaltigste Quelle für Vitamin E ist Weizenkeimöl beziehungsweise Weizenkeimlinge, auch Sonnenblumen-, Maiskeim- und Olivenöl sind wichtige Lieferanten – weiter in fetthältige Lebensmittel wie Butter, Milch, Margarine, Eiern, Käse, Fleisch und Fisch.

 

Einnahme-Empfehlungen (Quelle: U.S. National Library of Health) für Vitamin E (Tocopherol)


Säuglinge, Kleinkinder (ausreichende Zufuhr von Vitamin E):

  • 0-6 Monate: 3 bis 4 mg / Tag
  • 7 bis 12 Monate: 4 bis 5 mg / Tag

Kinder:

  • 1 bis 3 Jahre: 6 mg / Tag
  • 4 bis 8 Jahre: 8 mg / Tag
  • 9 bis 13 Jahren: 13 mg / Tag

Jugendliche und Erwachsene:

  • 14 Jahre und älter: 15 mg / Tag
  • Schwangere Teenager und Frauen: 13 mg / Tag
  • Stillende Teenager und Frauen: 17 mg / Tag

Maximale Tagesdosen von Vitamin E für Erwachsene betragen 1.500 IE / Tag für natürliche Formen und 1.000 IE / Tag für synthetische.


 

Vitamin E-Mangel und Mangelerscheinungen

In unseren breiten sind Mangelerscheinungen (wenn dann im Zusammenhang mit Krankheiten, bei denen gleichzeitig die Aufnahme von Fetten gestört ist) selten, da Tocopherol sehr gut in der Leber und im Fettgewebe gespeichert werden kann.

Ein familiärer isolierter Mangel an Vitamin E ist übrigens eine progressive neurodegenerative Störung, die der Friedreich-Ataxie ähnelt. Die Erkrankung wird durch den Mangel an α-Tocopherol-Transferprotein verursacht, der verhindert, dass die Patienten das Vitamin E im Organismus behalten. Orale Vitamin E-Präparate sind eine akzeptierte Behandlung, detaillierte Dosierungsempfehlungen und Berichte über langfristige therapeutische Ergebnisse sind jedoch rar.

In einer rezenten Studie konnte bei einem betroffenen Patienten die spezifizierte und sorgfältig kontrollierte hochdosierte Vitamin E-Therapie über mehr als 3 Jahrzehnte ein erkennbares Fortschreiten des neurodegenerativen Prozesses verhindern.

 

Vitamin E: Tocopherol und Tocotrienol

Natürliches Vitamin E schützt als Gemisch aus Tocopherol und Tocotrienol primär die oxidationsempfindlichen mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Phospholipide in allen Biomembranen, Blut- und Depotfetten im Organismus. Als wichtiges fettlösliches Antioxidans und Radikalfänger schützt Vitamin E oxidationsempfindliche Lipide besonders in Biomembranen und Lipoproteinen vor Schäden durch Sauerstoffradikale.

Beispielsweise senkt Vitamin E die LDL-Oxidierbarkeit und den HbA1c-Wert. Besonders aggressive Lipidperoxid-Radikale können abgefangen und so zerstörerische, autooxidative Kettenreaktionen unterbrochen werden, indem Tocopherol als „Kettenbrecher“ selbst zum deutlich trägeren Tocopheroxyl-Radikal wird. Dieses kann dann entweder von anderen Antioxidanzien, wie Vitamin C oder selenhältigen Glutathionenzymen regeneriert, oder in Form von Addukten „stillgelegt“ werden.

Neben den antioxidativen Effekten hat Vitamin E auch ausgeprägte entzündungshemmende Qualitäten wie Verminderung der COX- und Lipoxygenase-Aktivität, CRP-Senkung, Hemmung von Proteinkinase C und NFКB.

Durch die verminderte Freisetzung von Thromboxan-A2 zeigt Vitamin E einen antikoagulativen Effekt. Bei den antikanzerogenen Eigenschaften von Vitamin E dürften besonders γ-Tocopherol – als Hauptbestandteil des Nahrungs-Vitamin E – und γ-Tocotrienol eine Rolle spielen. Diese beiden Inhaltsstoffe sind auch stärker antiatherogen und antioxidativ als α-Tocopherol.


Literatur:

Jovic TH, Ali SR, Ibrahim N, Jessop ZM, Tarassoli SP, Dobbs TD, Holford P, Thornton CA, Whitaker IS. Could Vitamins Help in the Fight Against COVID-19? Nutrients. 2020 Aug 23;12(9):2550. doi: 10.3390/nu12092550. PMID: 32842513; PMCID: PMC7551685.

Michienzi SM, Badowski ME. Can vitamins and/or supplements provide hope against coronavirus?. Drugs Context. 2020;9:2020-5-7. Published 2020 Jun 22. doi:10.7573/dic.2020-5-7

Lee GY, Han SN. The Role of Vitamin E in Immunity. Nutrients. 2018;10(11):1614. Published 2018 Nov 1. doi:10.3390/nu10111614

Azlina MFN, Qodriyah MS, Kamisah Y. Tocopherol and Tocotrienol: Therapeutic Potential in Animal Models of Stress. Curr Drug Targets. 2018;19(12):1456‐1462. doi:10.2174/1389450118666171122130338

Zaunschirm M, Pignitter M, Kienesberger J, et al. Contribution of the Ratio of Tocopherol Homologs to the Oxidative Stability of Commercial Vegetable Oils. Molecules. 2018;23(1):206. Published 2018 Jan 19. doi:10.3390/molecules23010206


Quellen:

https://www.nlm.nih.gov/medlineplus/ency/article/002406.htm

https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-e/

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