Donnerstag, März 28, 2024

Vitamin D-Supplementierung senkt Sterberate an Krebs

Die Ergebnisse verschiedener klinischer Studien zeigen, dass eine Vitamin D-Supplementierung die Sterberate an Krebs um etwa 13 Prozent verringert.

Gleich drei Metaanalysen klinischer Studien kamen in den letzten Jahren zu dem Ergebnis, dass eine zusätzliche Vitamin D-Supplementierung die Sterberate an Krebs um etwa 13 Prozent verringert. Diese Ergebnisse übertrugen Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nun auf die Situation in Deutschland und errechneten. Bei einer Vitamin D-Supplementierung aller Deutschen über 50 Jahre könnten möglicherweise bis zu 30.000 Krebstodesfälle pro Jahr vermieden und mehr als 300.000 Lebensjahre gewonnen werden – bei gleichzeitiger Kostenersparnis.

 

Vitamin D gegen Krebs

Im Grunde genommen untersuchen Wissenschaftler seit einigen Jahren den Einfluss einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D auf die Prognose zahlreicher Erkrankungen sowie auch vorbeugend gegen Krebs. Im Fokus stehen dabei insbesondere entzündliche Krankheiten, Diabetes, Atemwegserkrankungen und eben Krebs.

Zur Frage, wie sich die Vitamin D-Versorgung auf die Sterberaten an Krebs auswirkt, sind in den vergangenen Jahren gleich drei Metaanalysen großer klinischer Studien erschienen. Die Untersuchungen* kamen zu einem übereinstimmenden Ergebnis: Um rund 13 Prozent sinkt bei einer Vitamin D-Supplementierung die Sterblichkeit an Krebs – über alle Krebserkrankungen hinweg. Welche biologischen Mechanismen dem zugrunde liegen könnten, ist noch nicht genau geklärt. In die Metaanalysen wurden ausschließlich methodisch hochwertige randomisierte Studien aus allen Teilen der Welt einbezogen.

„In vielen Ländern der Welt ist im letzten Jahrzehnt die altersbereinigte Rate der Krebssterblichkeit erfreulicherweise gesunken“, sagt Hermann Brenner, Epidemiologe vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). „Doch angesichts der oftmals erheblichen Kosten vieler neuer Krebsmedikamente ist dieser Erfolg ist vielfach teuer erkauft. Vitamin D dagegen ist in den üblichen Tagesdosen vergleichsweise günstig.“

 

Mangel ist in der älteren Bevölkerung und insbesondere bei Patienten mit Krebs weit verbreitet

Ein Vitamin D Mangel ist in der älteren Bevölkerung und insbesondere bei Krebspatienten weit verbreitet. Brenner und Kollegen errechneten nun, welche Kosten durch eine Vitamin D-Supplementierung der gesamten Bevölkerung Deutschlands ab einem Alter von 50 Jahren entstehen würden. Dieser Summe stellten sie die möglichen Einsparungen für Krebstherapien gegenüber, die insbesondere bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen während der letzten Lebensmonate der Patienten oft mit Kosten im Bereich von mehreren 10.000 Euro verbunden sind.

Für diese Berechnung legten die Wissenschaftler eine tägliche Gabe von 1000 internationalen Einheiten Vitamin D zu 25 Euro pro Person und Jahr zugrunde. Im Jahr 2016 lebten in Deutschland über 36 Millionen Menschen über 50 Jahre. Daraus errechnen sich jährliche Kosten für die Supplementierung von 900 Millionen Euro.

Die Kosten für eine Krebsbehandlung entnahmen die Forscher der wissenschaftlichen Literatur und gingen dabei von mittleren zusätzlichen Behandlungskosten von 40.000 € allein für das letzte Lebensjahr der an Krebs verstorbenen Patienten aus. Eine um 13 Prozent verringerte Krebssterblichkeit in Deutschland entsprach im Jahr ca. 30.000 weniger krebsbedingten Todesfällen, deren Behandlungskosten sich in der Modellrechnung auf 1,154 Milliarden Euro beliefen. Verglichen mit den Kosten für die Vitamin-D-Supplementierung errechnet sich in diesem Modell eine Einsparung bei Krebs von jährlich 254 Millionen Euro.

 

Routinemäßige Bestimmung des Vitamin D-Spiegels laut Forscher verzichtbar

Die Anzahl der verlorenen Lebensjahre zum Zeitpunkt des Krebstods ermittelten die Forscher anhand der Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes. Kosten und Aufwand einer routinemäßigen Bestimmung des Vitamin D-Spiegels hält Brenner für verzichtbar. Denn bei einer Vitamin-D-Supplementierung von 1000 internationalen Einheiten ist eine Überdosierung nicht zu befürchten. Eine solche vorherige Bestimmung war auch in den klinischen Studien nicht vorgenommen worden.

„Angesichts der möglicherweise erheblichen positiven Effekte auf die Krebssterblichkeit – zusätzlich verbunden mit einer möglichen Kostenersparnis – sollten wir nach neuen Wegen suchen, die in Deutschland in der älteren Bevölkerung weit verbreitete Vitamin D-Unterversorgung zu verringern. In einigen Ländern werden sogar Nahrungsmittel seit vielen Jahren mit Vitamin D angereichert – etwa in Finnland, wo die Sterberaten an Krebs um rund 20 Prozent niedriger sind als in Deutschland. Ganz abgesehen davon, dass sich die Hinweise auf weitere positive Gesundheitseffekte einer ausreichenden Vitamin D-Versorgung verdichten, etwa bei den Sterberaten an Lungenerkrankungen“, sagt Brenner und ergänzt: „Schließlich halten wir Vitamin D-Supplementierung für so sicher, dass wir sie sogar für neugeborene Babys zur Entwicklung gesunder Knochen empfehlen.“

Um den eigenen Vitamin D-Spiegel zu verbessern, empfiehlt der Krebsinformationsdienst des DKFZ jedenfalls, sich bei Sonnenschein im Freien aufzuhalten. Und zwar sollte man das ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche für etwa zwölf Minuten machen. Dabei sollte man für diese Zeitspanne Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen unbedeckt der Sonne aussetzen.


Literatur:

Xu Y, Qian M, Hong J, Ng DM, Yang T, Xu L, Ye X. The effect of vitamin D on the occurrence and development of colorectal cancer: a systematic review and meta-analysis. Int J Colorectal Dis. 2021 Feb 17. doi: 10.1007/s00384-021-03879-w. Epub ahead of print. PMID: 33598751.

Niedermaier T, Gredner T, Kuznia S, Schöttker B, Mons U, Brenner H. Vitamin D supplementation to the older adult population in Germany has the cost-saving potential of preventing almost 30,000 cancer deaths per year. Mol Oncol. 2021 Feb 4. doi: 10.1002/1878-0261.12924. Epub ahead of print. PMID: 33540476.

Keum N, Lee DH, Greenwood DC, Manson JE, Giovannucci E. Vitamin D supplementation and total cancer incidence and mortality: a meta-analysis of randomized controlled trials. Ann Oncol. 2019 May 1;30(5):733-743. doi: 10.1093/annonc/mdz059. PMID: 30796437; PMCID: PMC6821324.

Haykal T, Samji V, Zayed Y, Gakhal I, Dhillon H, Kheiri B, Kerbage J, Veerapaneni V, Obeid M, Danish R, Bachuwa G. The role of vitamin D supplementation for primary prevention of cancer: meta-analysis of randomized controlled trials. J Community Hosp Intern Med Perspect. 2019 Dec 14;9(6):480-488. doi: 10.1080/20009666.2019.1701839. PMID: 32002154; PMCID: PMC6968692.
Zhang X, Niu W. Meta-analysis of randomized controlled trials on vitamin D supplement and cancer incidence and mortality. Biosci Rep. 2019 Nov 29;39(11):BSR20190369. doi: 10.1042/BSR20190369. PMID: 31696224; PMCID: PMC6851517.

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