Donnerstag, März 28, 2024

Vitamin D-angereicherte Lebensmittel könnten Sterblichkeit von Krebs senken

Vitamin D-angereicherte Lebensmittel könnten die Sterblichkeit von Krebs ähnlich effektiv senken wie die Zufuhr von Vitamin D mit Präparaten.

Im Grunde genommen konnten Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) mit einer Modellrechnung zeigen, dass mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel die Sterblichkeit von Krebs ähnlich effektiv senken könnte. Und zwar ähnlich stark wie eine Substitution in Form von Vitaminpräparaten.

 

Vitamin D-angereicherte Lebensmittel iminternationalen Supermarkt

Einige andere Länder tun es jedenfalls bereits. Denn dort bieten die Supermärkte Milch und Joghurt, Orangensaft sowie Frühstücksflocken als Vitamin D-angereicherte Lebensmittel an. Und zwar beispielsweise geschieht das in Kanada, Schweden, Finnland sowie in Australien. Das ist dort mit anderen Worten Alltag in jedem Supermarkt. Hierzu regeln in diesen Ländern staatliche Programme, welche Lebensmittel mit welcher Dosis an Vitaminen angereichert werden.



 

Rolle von Vitamin D in der Vorbeugung einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen

Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D galt immer schon als Voraussetzung für gesunde Knochen. Daneben wird heute außerdem die Rolle von Vitamin D in der Prävention einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen untersucht. Hierzu unter anderem von Krebs.

Unter dem Strich sind in den vergangenen Jahren drei Metaanalysen großer randomisierter klinischer Studien zur Frage erschienen, wie sich die Vitamin D-Versorgung auf die Sterberaten bei Krebs auswirkt. Diese Untersuchungen kamen schließlich zu einem übereinstimmenden Ergebnis. Nämlich dass bei einer Supplementierung von Vitamin D die Sterblichkeit durch Krebs um rund 13 Prozent sinkt. Und zwar über alle Krebsarten hinweg.

 

Kann man die Sterblichkeit durch Krebs auch erreichen, wenn Menschen das Vitamin D über angereicherte Lebensmittel zu sich nehmen?

Könnte man allerdings den Effekt auch erreichen, wenn Menschen das Vitamin D nicht mit der täglichen Pille, sondern über angereicherte Lebensmittel zu sich nehmen? Mit dieser Frage hat sich jedenfalls Hermann Brenner vom DKFZ beschäftigt. „Es ist nahezu unmöglich, den Effekt von Vitamin D-angereicherten Lebensmitteln auf die Sterblichkeit von Krebs mit einer klassischen klinischen Studie direkt zu untersuchen“, erklärt der Epidemiologe. „Deshalb haben wir einen indirekten Weg gewählt, um diese Frage mithilfe sorgfältiger Modellrechnungen bestmöglich zu beantworten.“

Mit einer systematischen Recherche der wissenschaftlichen Fachliteratur untersuchten Brenner und sein Team zunächst, welche Steigerung des Vitamin-D-Spiegels sich durch angereicherte Lebensmittel erreichen lässt. Dabei ermittelten sie einen durchschnittlichen Anstieg, der einer Einnahme von 400 internationalen Einheiten (IU) des Vitamins entspricht. „Damit liegen wir in einen Bereich der Dosis, der sich in den Studien zur Substitution als wirksam erwiesen hat. Die Einnahme von 400 Einheiten pro Tag ging mit einer um 11 Prozent geringeren Krebssterblichkeit einher“, erklärt Brenner.

Die Kosten für eine Anreicherung mit Vitamin D schätzen die Wissenschaftler auf nur etwa fünf Prozent der Summe, die erforderlich wäre, die Bevölkerung ab einem Alter von 50 Jahren mit Vitamin D-Tabletten zu versorgen. „Im Vergleich zu den eingesparten Kosten der Behandlung von Krebs wären die Kosten vernachlässigbar gering. Und wir würden weitaus größere Kreise erreichen, etwa Menschen mit einem geringeren Gesundheitsbewusstsein, die häufig besonders niedrige Spiegel von Vitamin-D haben“, ergänzt Tobias Niedermaier, der Erstautor der Studie.

 

Unsicherheiten der Modellrechnungen

Unter dem Strich sehen die Autoren bei allen Modellrechnungen noch Unsicherheiten. Und zwar wie stark mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel die Sterblichkeit von Krebs tatsächlich senken können. Wir beobachten jedoch in Studien zur Anreicherung von Lebensmitteln einen Anstieg des Spiegels von Vitamin D in einer Größenordnung, die in den Studien zur Supplementierung mit einem deutlichen Rückgang der Sterblichkeit von Krebs verbunden war. Daher halten sie es für plausibel, dass sich die Ergebnisse übertragen lassen.



Jedenfalls schlagen Brenner und seine Kollegen daher vor, das Potenzial dieses kostengünstigen und möglicherweise sehr effektiven Ansatzes in weiteren Studien sorgfältig zu prüfen. Und zwar um Todesfälle durch Krebs zu vermeiden.

Neben der Zufuhr von Vitamin D über die Nahrung kann eine ausreichende Versorgung auch durch Sonnenbestrahlung sichergestellt werden. Der Krebsinformationsdienst des DKFZ empfiehlt, sich bei Sonnenschein im Freien zwei- bis dreimal pro Woche für etwa zwölf Minuten aufzuhalten. Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen sollten für diese Zeitspanne unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein.


Literatur:

Niedermaier T, Gredner T, Kuznia S, Schöttker B, Mons U, Brenner H. Potential of Vitamin D Food Fortification in Prevention of Cancer Deaths – A Modeling Study. Nutrients. 2021; 13(11):3986. https://doi.org/10.3390/nu13113986

Keum N, Lee DH, Greenwood DC, Manson JE, Giovannucci E. Vitamin D supplementation and total cancer incidence and mortality. A meta-analysis of randomized controlled trials. Ann Oncol. 2019 May 1;30(5):733-743. doi: 10.1093/annonc/mdz059. PMID: 30796437; PMCID: PMC6821324.

Haykal T, Samji V, Zayed Y, Gakhal I, Dhillon H, Kheiri B, Kerbage J, Veerapaneni V, Obeid M, Danish R, Bachuwa G. The role of vitamin D supplementation for primary prevention of cancer. Meta-analysis of randomized controlled trials. J Community Hosp Intern Med Perspect. 2019 Dec 14;9(6):480-488. doi: 10.1080/20009666.2019.1701839. PMID: 32002154; PMCID: PMC6968692.

Zhang X, Niu W. Meta-analysis of randomized controlled trials on vitamin D supplement and cancer incidence and mortality. Biosci Rep. 2019 Nov 29;39(11):BSR20190369. doi: 10.1042/BSR20190369. PMID: 31696224; PMCID: PMC6851517.


Quelle:

Deutsches Krebsforschungszentrum

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