Samstag, April 27, 2024

Verschlossene Ohrtrompete mit Ballonkatheter weiten

Mittels eines risikoarmen Verfahrens wird eine verschlossene Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre oder Tuba auditiva genannt, mit einem Ballonkatheter geweitet.

Eine verschlossene Ohrtrompete – auch obstruktive Tubendysfunktion genannt – führt zu Druck auf dem Ohr, Hörproblemen und wiederkehrenden Mittelohrentzündungen. Die Symptome beeinträchtigten die Betroffenen bis vor kurzem oft jahrelang, ohne dass ihnen eine Therapie wirksam geholfen hätte. Bielefelder Mediziner haben unlängst ein risikoarmes und einfach funktioniertes Verfahren entwickelt, bei dem die verschlossene Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre oder Tuba auditiva genannt, mit einem Ballonkatheter geweitet wird.



 

Die verschlossene Ohrtrompete mit Ballonkatheter weiten

Die Eustachische Röhre sorgt für einen Druckausgleich zwischen dem Nasen-Rachen-Raum und dem Mittelohr. In der Regel ist sie geschlossen, um das Ohrinnere vor Infektionen aus dem Nasenraum zu schützen. Nur beim Gähnen oder Schlucken öffnet sie sich kurz.

Ist die Funktion der Tuba auditiva beeinträchtigt – ist sie zum Beispiel dauerhaft verstopft oder verengt –, haben die Betroffenen zum einen Probleme mit der Be- und Entlüftung des Ohres, zum anderen ist die Reinigungsfunktion des Mittelohres eingeschränkt.

Die Folge: Schmerzen und häufig eine Mittelohrentzündung, die schlimmstenfalls zu einer Verminderung der Hörfähigkeit führen kann.

Bei der neuen Kathetermethode dringen die Ärzte mit einem Endoskop, meist durch die Nase, in Einzelfällen auch durch den Rachen oder das Ohr, bis zum Eingang der Tube vor.



Anschließend wird der Ballonkatheter in die Trompete vorgeschoben. Nach genauer Positionierung wird der Ballon mit einer Kochsalzlösung bis zu einem Druck von 10 bar aufgeblasen.

Etwa zwei Minuten lang bleibt der Druck aufrechterhalten, dann wird die Flüssigkeit aus dem Ballon abgelassen und der Katheter vorsichtig mit dem Endoskop entfernt. Der Eingriff dauert nur einige Minuten, wird jedoch unter Vollnarkose durchgeführt.

Mittlerweile wird das Verfahren „Bielefelder Ballonkatheter“ häufig eingesetzt. Nebenwirkungen gibt es kaum; vereinzelt werden geringere, ungefährliche Blutungen im Nasen-Rachen-Raum beobachtet.

Studien haben gezeigt, dass nach einer Ballondilatation die Belüftung der Tube um 70 bis 80 Prozent besser funktioniert als vorher.

Auch Kinder sollen von der Methode profitieren können; gerade sie werden häufig von Mittelohrentzündungen geplagt. Heute ist die Ballondilatation ein neuer Standard bei der Behandlung einer obstruktiven Tubendysfunktion und vergleichbaren Erkrankungen.



Quelle: Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirugie (DGHNO KHC)

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