Freitag, März 29, 2024

Varizen, Krampfadern, Besenreiser: Ursachen, Symptome und Therapie

Varizen, Krampfadern, sind krankhaft vergrößerte Venen in den Beinen, als Therapie der Wahl gelten Strümpfe, Medikamente sowie Radiofrequenz- und Laserbehandlung.

Varizen beziehungsweise Krampfadern können Ursache für Symptome wie Schmerzen, Krämpfe, Unruhe und Schweregefühl in den unteren Extremitäten sein. Diese klinisch signifikanten venösen Erkrankungen sind ein häufiger Grund für einen Besuch beim Hausarzt. Denn Schwellungen oder Hautschäden infolge chronischer Veneninsuffizienz treten bei etwa 15% der Bevölkerung auf, und Krampfadern entwickeln sich bei etwa 1% der Bevölkerung. Mit zunehmender Adipositas in der Bevölkerung und einer alternden Bevölkerung wird erwartet, dass die Therapie von venöse Erkrankungen wie Varizen beziehungsweise Krampfadern die Gesundheitssysteme in Zukunft zunehmend stärker belasten wird.

 

Variköse Venen

Bei Varizen beziehungsweise Krampfadern spricht man auch von varikösen Venen. Der Vena saphena magna (der großen Rosenvene) sowie der Vena saphenaparva (der oberflächlichen Vene der unteren Extremität). Unter dem Strich sind es Erweiterungen der oberflächlich an den Beinen gelegenen Venen.

Im Grunde genommen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Allerdings verursachen Krampfadern bei Männern meist wesentlich schwerwiegendere Beschwerden. Die Anfangsdiagnose macht der Arzt übrigens nach einer klinischen Untersuchung. Die soll dann der Ultraschall bestätigen.

 

Ursachen für Krampfadern und Varizen

Ursache für Krampfadern und Varizen sind oft eine angeborene Schwäche der Venenwand. Wobei es einerseits eine Veranlagung für Krampfadern gibt, die viel seltener ist. Andererseits treten die auch mit zunehmendem Alter öfter auf. Weiter besteht in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko.

Übrigens spricht man von der sogenannten sekundären Varikose, wenn es zu einem Verschluss der tiefen Beinvenen kommt. Dann kann das Blut nur mehr über die oberflächlichen Venen abfließen. Verantwortlich dafür ist oft ein verstopftes Blutgefäß, dass durch ein Blutgerinnsel (Thrombose) verursacht wird.

 

Wenn die Venenklappen nicht mehr richtig schließen

Die Muskulatur der sowie die Bewegungen im Sprunggelenk dienen als natürliche Pumpe für den Blutfluss. Die Venen transportieren wiederum das Blut von den Beinen in Richtung Herz. Dabei sorgen dutzende Venenklappen dafür, dass das Blut bei Entspannung des Muskels nicht wieder zurück nach unten fließt. Wenn sich nun die oberflächlichen Beinvenen beispielsweise durch eine angeborene Bindegewebsschwäche stark ausdehnen, dann schließen die Venenklappen nicht mehr richtig. Infolge füllt sich die Vene vermehrt mit Blut aus dem tiefen Venensystem. Dadurch entsteht eine von außen erkennbare Schlangenlinie der Venen, die man als Varize oder umgangssprachlich Krampfader bezeichnet.

Es die oberflächlich erweiterten Venen veränderten die Venenwand und schädigen die Venenklappen, wodurch es zu einem Rückstau des Blutes kommt. Wobei Krampfadern nicht immer nur ein kosmetisches sind.

 

Worauf man bei höherem Risiko für Krampfadern achten sollte

Unter dem Strich begünstigt Übergewicht das Entstehen von Krampfadern. Deswegen hilft es gegen Varizen, wenn man auf sein Gewicht achtet. Wobei man allgemein auch viel Flüssigkeit trinken sollte. Außerdem sollte man nicht rauchen und viel Sport machen.

Negativ sind hingegen langes Sitzen oder Stehen. Wenn das aber sein muss, so sollte man die Kompressionsstrümpfe tragen. Schlecht sind auch heiße Situationen wie Sauna und langes Sonnenbaden! Hingegen tut alles Kühlende den Beinen gut. Deswegen gilt morgens und abends regelmäßig mit kaltem Wasser Duschen als effektiv. Weiter lindert das klassische „Kneippen“ die Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen.

 

Besenreiser – die häufigsten Krampfadern

Die sogenannten Besenreiser-Varizen sind kleine, oberflächlich in der Lederhaut gelegene, netzartige Venenerweiterungen. Sie stellen die häufigste Form von Krampfadern dar. Dabei sind sie
in den meisten Fällen nur kosmetisch unangenehm. Wenn die Besenreiser allerdings im Bereich des Außen- oder Innenknöchels auftreten, so können sie bei manchen Betroffenen auf eine schwerwiegendere Varizenerkrankung hindeuten.

 

Symptome durch Krampfadern

Bei bestehenden Venenschäden treten irgendwann Flüssigkeit und Blutbestandteile durch den erhöhten Druck aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe aus. Dies führt oft zu Wassereinlagerungen (Ödemen) in
den Beinen, anfangs fast immer im Knöchel. Weiter treten Beschwerden Juckreiz, Schwellungen, ein Zug- sowie ein Schweregefühl auf. Häufig sind auch, Krämpfe und Schmerzen.

Unbehandelt drohen Hautveränderungen mit Verhärtung und Pigmentierung der Haut, eine Ausschlag, eine Venenentzündung, Beinvenenthrombose oder Blutungen aus oberflächlich gelegenen, dünnen Varizen. In manchen extremen Fällen bilden sich schlecht heilende Wunden entstehen. Man spricht von einem offenen Bein.

 

Konservative Therapie bei Varizen

Als Basis-Therapie bei Krampfadern gilt sogenannte Kompressionstherapie. Dabei kommt es zum Zusammendrücken der Beinvenen mittels Kompressionsstrümpfen, Kompressionsstrumpfhosen oder
auch Verbänden. Die Behandlung fördert den Rückfluss des Blutes, wobei man zuerst die geschwollenen Beine mit Bandagen behandeln. Danach trägt zieht man die Strümpfe und Strumpfhosen an, um neuen Wassereinlagerungen entgegenzuwirken. Der Bandagist misst die die Strümpfe normalerweise individuell an. Diese sollten Betroffene dann im Alltag konsequent tragen.

Weiter gibt es venoaktive Medikamente, die oral geschluckt werden. Diese können in allen Stadien der Erkrankung eingesetzt und mit der Kompressionstherapie kombiniert werden.

Die verwendeten Wirksubstanzen sind einerseits pflanzlichen Ursprungs. Dies sind beispielsweise Flavonoide sowie Rosskastanien-, Mäusedorn-, Traubenkern-, Kiefernrinden- und Ginkgo-Extrakte. Chemisch stehen Calciumdobesilat, Benzaron sowie Naftazon zur Verfügung.

 

Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten

Die konventionelle Chirurgie mit klassischer Hochligatur und Abstreifen der Vena saphena ist seit fast einem Jahrhundert Standard. Chirurgische Eingriffe erfordern eine Vollnarkose und einen Krankenhausaufenthalt. Außerdem ist die Häufigkeit wiederkehrender Erkrankungen ist hoch.

Eine invasive phlebologische Behandlung ist allerdings immer noch nicht frei von Komplikationen wie Thrombosen. Wie in anderen chirurgischen Populationen spielen nicht nur die Behandlungsmodalität, sondern auch die Risikofaktoren für eine venöse Thromboembolie (VTE) des Patienten eine Rolle.

Alle Patienten, die sich einer Operation der Krampfadern unterziehen, sollten sich jedenfalls anhand der individuellen Beurteilung einer Thromboembolie-Risikobewertung unterziehen. Bei der VTE-Risikobewertung sollten die Merkmale des Patienten und des chirurgischen Eingriffs berücksichtigt werden. Und zwar auch auf bestimmte Faktoren im Zusammenhang mit chronischen Venenerkrankungen. Dazu sind in weiteren Studien objektive und validierte  VTE-Risikobewertungsmodell sowie ein validiertes Protokoll zur antithrombotischen Prophylaxe für bestimmte Patientengruppen zu prüfen und vorzuschlagen.

Im letzten Jahrzehnt gab es einen internationalen Trend, bei dem Radiofrequenz- und Lasertherapie beziehungsweise minimal-invasive Techniken die Operation zu verdrängen beginnen. Oberflächliche Varizen kann der Experte minimalinvasiv, also sehr schonend, durch kleine Hautschnitte mithilfe von kleinen Häkchen entfernen.

 

Die minimalinvasiven Techniken Radiofrequenz- und Laserbehandlung sind Mittel der ersten Wahl.

Die Radiofrequenz- und Laserbehandlung sind minimalinvasive Techniken. Dabei wird ein Katheter in die betroffene Vene eingeführt. Anschließend wird die Krampfader mittels Erhitzung verschlossen. Diese Behandlung wird aufgrund der hohen Wirksamkeit und des günstigen Wirkungs-Nebenwirkungs-Profils von allen Fachgesellschaften als Behandlungsmethode der ersten Wahl empfohlen.

Aktuelle Ergebnisse haben in einem Vergleich übrigens gezeigt, dass die endovenöse Mikrowellenablation eine kürzere Verfahrenszeit, geringere Komplikationen und seltener lokale Rezidive aufwies als die endovenöse Lasertherapie.

 

Verödung der Varizen mittel Sklerosierung mit Flüssigkeit oder Schaum)

Bei der Verödung spritzt der Arzt ein Medikament in die Krampfader und löst damit eine Entzündung aus, was eine Verschließung der Krampfader zur Folge hat. Diese Behandlung gilt als günstige und gut verträgliche Möglichkeit zur Therapie von Krampfadern.


Literatur:

Wołkowski K, Wołkowski M, Urbanek T. Venous Thromboembolism Prophylaxis and Thrombotic Risk Stratification in the Varicose Veins Surgery-Prospective Observational Study. J Clin Med. 2020 Dec 7;9(12):E3970. doi: 10.3390/jcm9123970. PMID: 33297575.

Yang L, Wang X, Wei Z, Zhu C, Liu J, Han Y. The clinical outcomes of endovenous microwave and laser ablation for varicose veins. A prospective study [published online ahead of print, 2020 Aug 10]. Surgery. 2020;S0039-6060(20)30429-3. doi:10.1016/j.surg.2020.06.035

Raetz J, Wilson M, Collins K. Varicose Veins: Diagnosis and Treatment. Am Fam Physician. 2019 Jun 1;99(11):682-688. PMID: 31150188.

Kemp N. A synopsis of current international guidelines and new modalities for the treatment of varicose veins. Aust Fam Physician. 2017;46(4):229-233.

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