Die Operation bringt bei Vaginalprolaps, Scheidenvorfall, kurzfristig gute Ergebnisse, eine perioperativen Beckenbodengymnastik bringt eher nichts.
Als Vaginalprolaps – auch als Scheidenvorfall, lat. Prolapsus vaginae, bekannt – bezeichnet man eine krankhafte Ausstülpung der Vagina nach außen. Bei betroffenen Frauen haben in den meisten Fällen eine oder mehrere Geburten eine Schädigung des Halteapparats der Vagina und Nervenschäden mit nachfolgender Atrophie der Beckenbodenmuskulatur verursacht. Frauen ohne vorherige Geburt erleiden einen Vaginalprolaps bei angeborener oder durch die Menopause ausgelöster Beckenbodenschwäche sowie bei stark erhöhten Druck in der Bauchhöhle (durch Adipositas oder starkem Husten). Diese Fälle sind aber selten.
Chirurgische Therapie und perioperative Beckenbodengymnastik für gute langfristige Ergebnisse
Grundsätzlich bringt eine Operation bei Scheidenvorfall kurzfristig – in den ersten beiden Jahren – gute Ergebnisse. Längerfristige Ergebnisse nach fünf Jahren sind aber oft bescheiden. US-amerikanische Ärzte haben nun in der sogenannten OPTIMAL-Studie überprüft, wie sehr eine zusätzliche perioperative Beckenbodengymnastik die Langzeitergebnisse der Operation bei Vaginalprolaps verbessern könnte.
Als chirurgische Therapie kamen die sogenannte sakrospinale Fixation und die Fixierung an den Sakrouterinligamenten zur Anwendung. Beim chirurgischen Ergebnis brachten beide Verfahren nach 5 Jahren schlechtere Ergebnisse als nach 2 Jahren. Eine zusätzliche perioperative Beckenbodengymnastik brachte keine signifikanten Unterschiede bei beiden Methoden.
Die subjektiv empfundene Lebensqualität war bei den betroffenen Frauen aber auch 5 Jahre nach der chirurgischen Behandlung deutlich besser, trotz des offensichtlich abnehmenden Erfolgs des Eingriffs. Das galt für alle Patientinnen – mit und ohne perioperative Beckenbodengymnastik.
Niedrige Compliance
Die Beurteilung der kurzfristigen, perioperativen Anwendung der Beckenbodengymnastik über 12 Wochen wird allerdings von manchen Experten kritisiert, da bei der bekannt niedrigen Compliance eine konsequente Erhaltungstherapie über 5 Jahre kaum zu erwarten sei.
Ältere Studien haben gezeigt, dass beispielsweise Frauen im Alter über 55 Jahre mit Symptomen eine Vaginalprolaps von einer Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durch Beckenbodengymnastik profitieren.
Literatur:
Morciano A, Ercoli A, Caliandro D, Campagna G, Panico G, Giaquinto A, Zullo MA, Tinelli A, Scambia G, Marzo G, Cervigni M. Laparoscopic posterior vaginal plication plus sacral colpopexy for severe posterior vaginal prolapse. A randomized clinical trial. Neurourol Urodyn. 2022 Sep 22. doi: 10.1002/nau.25052. Epub ahead of print. PMID: 36135387.
Jelovsek JE, Barber MD, Brubake L, et al.: Effect of uterosacral ligament suspension vs sacrospinous ligament fixation with or without perioperative behavioral therapy for pelvic organ vaginal prolapse on surgical outcomes and prolapse symptoms at 5 years in the OPTIMALrandomized clinical trial. JAMA. 2018; 319: 1554–65.
Wiegersma M et al. (Korres.: j.h.dekker@umcg.nl): Effect of pelvic floor muscle training compared with watchful waiting in older women with symptomatic mild pelvic organ prolapse. Randomised controlled trial in primary care. BMJ. 2014;349:g7378