Donnerstag, April 25, 2024

Ursache von Muskelabbau bei Herzschwäche entdeckt

Der fortschreitende Muskelabbau bei Herzschwäche wird auch kardiale Kachexie genannt. Der zugrunde liegende Mechanismus wurden unlängst von Charité-Experten aufgeklärt.

Schreiten Herzschwäche oder schwerer Herzfehler voran, geht dies häufig mit Muskelabbau, einem Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft einher. Berliner Wissenschaftler konnten nun unlängst den Mechanismus zeigen, der dieser – auch kardiale Kachexie – genannten, Erkrankung zugrunde liegt. Prozesse, die den Proteinabbau im Körper verstärken und beschleunigen, lassen sich künftig auf Basis der aktuellen Erkenntnisse möglicherweise medikamentös beeinflussen.

 

Muskelabbau bei Herzschwäche im fortgeschrittenen Stadium

Im Grunde genommen verlieren Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Herzschwäche (Herzmuskelschwäche) in der Regel insgesamt an Muskelmasse und Muskelkraft. Dieser Muskelabbau wirkt sich dann auch negativ auf den weiteren Krankheitsverlauf bei Herzschwäche aus. Zudem haben die Patienten eine schlechte Prognose.

Unter dem Strich betrifft der krankhaft voranschreitende Muskelabbau bei Herzschwäche insbesondere die Skelettmuskulatur. Die verantwortlichen molekularen Signalwege hierfür waren bis jetzt noch nicht vollständig bekannt.

Eine Ursache von Muskelabbau bei Herzschwäche liegt in dem System, das im Körper Blutdruck, Salz- und Wasserhaushalt reguliert. Dem sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). Dieses ist im Krankheitsprozess einer kardialen Kachexie stark aktiviert und der Botenstoff Angiotensin II wird vermehrt gebildet. Angiotensin II ist ein Effektor-Peptid, das direkt auf den Muskel wirkt und dort den Proteinabbau steigert. Eine Verringerung der Muskelmasse ist die Folge.

Bisher erhalten übrigens Patienten mit Herzinsuffiz Medikamenten, die das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System hemmen. Das mindert beispielsweise auch den Muskelabbau bei Herzschwäche für einige Zeit. Jedoch verlieren die herkömmlichen Medikamente nach einigen Jahren aber ihre Wirksamkeit.

 

Neuen Therapieansätzen auf der Spur

Um neue Therapieansätze zu finden, wurde nun der genaue Signalweg untersucht, der zum Proteinabbau im Muskel führt. Im Speziellen steigert Angiotensin II im Muskel die Herstellung eines Proteins mit dem Namen Muscle RING-finger 1 (MuRF1), das eine Schlüsselrolle beim Muskelabbau spielt. Die Forscher konnten so einen neuen Transkriptionsfaktor, der diesen Prozess reguliert, identifizieren und funktionell charakterisieren.

In Experimenten konnten jedenfalls Forscher die Mechanismen aufzeigen, die sich hemmend oder aktivierend auf die MuRF1 Proteinproduktion auswirken. Und die damit den Muskelabbau bei Herzschwäche reduzieren oder steigern können. Hierzu schließt sich eine entscheidende Lücke. Weiter beschreiben die Wissenschaftler einen neuen Signalweg, der für das Entstehen einer kardialen Kachexie wichtig ist. Eine Unterdrückung dieses Signalweges könnte die durch Angiotensin II verursachte Muskelschwäche hemmen. Und infolgedessen therapeutisches Potenzial besitzen.


Literatur:

Du Bois P, Pablo Tortola C, Lodka D, Kny M, Schmidt F, Song K, Schmidt S, Bassel-Duby R, Olson EN, Fielitz J. Angiotensin II Induces Skeletal Muscle Atrophy by Activating TFEB-Mediated MuRF1 Expression. Circ Res. 2015 Aug 14;117(5):424-36. doi: 10.1161/CIRCRESAHA.114.305393. Epub 2015 Jul 2. PMID: 26137861; PMCID: PMC4537692.


Quelle:

http://kardio-cvk.charite.de/forschung/molekulare_kardiologie_und_muskulaere_proteindegradation/

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