Freitag, April 26, 2024

UNAIDS Ziele 90:90:90 in Österreich

Aids Hilfe Wien: Was braucht es um die UNAIDS Ziele 90:90:90 in Österreich zu erreichen?

Nachhaltige partizipative Projekte zu Antidiskriminierungsarbeit, Förderung von Gesundheitskompetenz sowie neue Wege in der Prävention und Test sind erforderlich. 2030 soll die HIV-Epidemie Geschichte sein. Den Weg bis dorthin gibt UNAIDS mit den „90-90-90“-Zielen vor. „Grundlage der Ziele ist das Modell der Treatment Cascade,“ sagte Dr. Bernhard Benka, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten im Ministerium für Gesundheit und Frauen, bei der heutigen Pressekonferenz der Aids Hilfe Wien. „Anhand einfacher epidemiologischer Zahlen können Maßnahmen gesetzt werden, um die Epidemie zurück zu drängen.“ Das bedeutet: Abbau von Diskriminierung von HIV-positiven Menschen und Personen, die einem erhöhten HIV-Risiko ausgesetzt sind und gleichzeitig Aufstockung niederschwelliger Präventions-, Test- und Beratungsangebote, die sich an besonders gefährdete Personengruppen richten.

Antidiskriminierungsarbeit und Abbau von Testbarrieren

Eine der wichtigsten Aufgaben um die HIV-Epidemie zu beenden ist der Abbau von Diskriminierung von gefährdeten Personengruppen und von HIV positiven Menschen. „Die Aids Hilfe Wien hat eine nationale HIV-bezogene Diskriminierungsmeldestelle eingerichtet,“ betont Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien. „2014 und 2015 wurden österreichweit insgesamt 86 Fälle gemeldet und 78 Menschen individuell unterstützt.“ Diskriminierung ist jedoch nicht die einzige Testbarriere. Auch fehlendes Risikobewusstsein, mangelnde Gesundheitskompetenz oder das fehlende Angebot verhindern, dass der Test nachgefragt wird. Genau hier setzt die Aids Hilfe Wien mit einem zielgruppennahen Testangebot wie beispielsweise während der Europäischen HIV- und Hepatitis- Testwoche an. So wurden im November 2016 in 11 Außen-Locations 178 HIV-Antikörpertests durchgeführt. Dabei gab es vier reaktive Ergebnisse.
Mit insgesamt 6.449 HIV-Tests und 41 Neudiagnosen im Jahr 2015 beweist die Aids Hilfe Wien ihre unverzichtbare Rolle in der Reduktion von späten Diagnosen.

Gesundheitskompetenz und Zugang zur Therapie

Manche Menschen können aber selbst niederschwellige Gesundheitsangebote nicht in Anspruch nehmen. Besonders für MigrantInnen erschweren Sprachbarrieren, kulturelle Tabus oder prekäre Verhältnisse den Zugang zum Test oder zu medizinischen und psychosozialen Leistungen. Das aktuelle Projekt „Positiv Health“ der Aids Hilfe Wien widmet sich daher der Förderung der Gesundheitskompetenz von HIV positiven MigrantInnen. Aber auch für Menschen ohne Versicherung ist die Aids Hilfe Wien eine wichtige Anlaufstelle, da sie vorübergehend auch die medizinische Versorgung übernehmen kann. Das Team der SozialarbeiterInnen versucht den fehlenden Versicherungsschutz so schnell wie möglich wieder herzustellen.

Kombinationsprävention

Besser als jede Therapie, ist der Schutz vor einer HIV-Infektion mit dem Kondom – allerdings nicht für jeden immer umsetzbar. Alternativen dazu bieten HIV- Medikamente. Wer unter wirksamer Therapie steht, ist nicht mehr infektiös und auch mit HIV-Medikamenten als prä- und postexpositioneller Prophylaxe können Neuinfektionen verhindert werden. Differenziertes Wissen dazu vermittelt die Aids Hilfe Wien mit ihrer Online-Kampagne „Quickie Check“ für Männer, die Sex mit Männern haben.

Awareness Projekte zum Welt-AIDS-Tag 2016

Anlässlich des Welt-AIDS-Tages 2016 setzt sich die Aids Hilfe Wien unter dem Motto „Bekämpft AIDS, nicht Menschen mit AIDS“, gemeinsam mit zahlreichen PartnerInnen aus Politik, Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft für ein offenes Miteinander mit HIV-positiven Menschen ein. Verschiedene Veranstaltungen und Aktionen zum Welt-AIDS-Tag bieten die Möglichkeit, unter dem Zeichen des Red Ribbons aktiv zu werden und Solidarität zu zeigen. Infos dazu unter www.weltaidstag.at

Aktuelle Daten zu HIV/AIDS

Weltweit leben 3,7 Millionen mit HIV, knapp 70% davon in Subsahara Afrika. 2015 erhielten weniger als die Hälfte (46,3%) aller HIV-positiven Menschen eine HIV-Therapie. Auch in Europa stellt HIV eine große Herausforderung dar. 2015 wurden in den 31 EU/EWR Staaten rund 30.000 Neuinfektionen gemeldet, die Zahlen verbleiben damit auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren. Fast 50% aller Neudiagnosen in Europa werden zu einem späten Zeitpunkt gestellt, mit dementsprechenden Auswirkungen. Auch in Österreich erhalten viele Menschen ihre HIV-Diagnose erst lange nach dem Infektionsereignis. Insgesamt werden in Österreich pro Tag 1-2 Neudiagnosen gestellt, über die Hälfte davon in Wien (2015: 52,3 % aller). Auch die Auswertung der Neudiagnosen in den ersten drei Quartalen 2016 zeigt dieses Bild: von 325 bisher registrierten Neudiagnosen entfallen 149 auf Wien, bzw. 54,5% (177) auf die Region Wien, Burgenland und Niederösterreich. Analog dazu befindet sich ein Großteil aller HIV-PatientInnen in Wien in Betreuung.

Vertiefende Informationen zu den Themen: www.aids.at

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