Freitag, April 26, 2024

Offener Rücken: mit Ultraschall früh Spina bifida erkennen

Ein offener Rücken bei ungeborenen Kindern ist mittels Ultraschall im frühen Stadium zu erkennen, was die frühe Diagnose Spina bifida ermöglicht.

Im Grunde genommen ist die offene Spina bifida eine der häufigsten Fehlbildungen des zentralen Nervensystems von Ungeborenen. Etwa sieben von 10.000 Kindern sind betroffen. Im Volksmund nennt man die Fehlbildung Spina bifida auch offener Rücken. ist Wie Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) unlängst berichteten, können qualifizierte Ultraschall Experten die Fehlbildung Spina bifida mit hoher Sicherheit bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel erkennen. Das ist deutlich früher als bisher üblich. Wenn übrigens werdende Mütter bereits in der Frühschwangerschaft Folsäure einnehmen, dann verringert sich das Risiko einer Spina bifida deutlich, betonen die Ultraschall-Experten.



„In der Regel wird eine Spina bifida bei der Ultraschalluntersuchung im zweiten Schwangerschaftsdrittel zwischen der 19ten und der 22ten Schwangerschaftswoche festgestellt“, berichtet Studienautor Professor Dr. med. Wolfgang Henrich, Chefarzt der Kliniken für Geburtsmedizin der Berliner Charité.

Denn zu diesem Zeitpunkt sei es möglich, die Fehlbildung am Rücken, Spina bifida, im Ultraschall direkt zu erkennen.

„Wenn wir bei der Ultraschalluntersuchung zusätzlich bestimmte Merkmale im hinteren Hirnbereich des Kindes mit heranziehen, können wir die Erkrankung schon deutlich früher feststellen“, so der DEGUM-Experte. Möglich sei eine Diagnose bereits ab der zwölften Schwangerschaftswoche.

 

Frühe Diagnose von Vorteil

In ihrer Studie hatten die Berliner Ultraschall-Experten insgesamt 16.164 Ungeborene untersucht. Ihre Mütter hatten sich zum Ersttrimester-Screening zwischen der 12ten und 14ten Schwangerschaftswoche bei ihnen vorgestellt.

Wie die Ärzte im Fachmagazin „Ultraschall in der Medizin“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) berichten, waren insgesamt elf Feten von einem offenen Rücken betroffen.



Eine frühe Diagnose könne für die Eltern von Vorteil sein, ist Henrich überzeugt. Da schwere Neuralrohrdefekte mit teils erheblichen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen einhergehen, entschließen sich bis zu 90 Prozent der Eltern zu einer vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft.

„Ein Schwangerschaftsabbruch ist körperlich und psychisch umso belastender, je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist“, sagt Henrich.

 

Früh Spina bifida durch Know-how und moderne hochauflösende Ultraschall-Technik erkennen

Das Ersttrimester-Screening können Frauen auf Wunsch zwischen der 12ten bis 14ten Schwangerschaftswoche vornehmen lassen. © dip / shutterstock.com
Das Ersttrimester-Screening können Frauen auf Wunsch zwischen der 12ten bis 14ten Schwangerschaftswoche vornehmen lassen. © dip / shutterstock.com

Voraussetzung für eine frühe Diagnose der Spina bifida seien Know-how und eine moderne hochauflösende Ultraschall-Technik, betont DEGUM-Vorstand Privatdozent Dr. med. Kai-Sven Heling. An der Studie waren ausschließlich Ärzte mit den DEGUM-Qualifikationsstufen II und III beteiligt. Die Diagnostik eröffnet künftig womöglich auch neue Behandlungsoptionen.

Bislang wird offener Rücken direkt nach der Geburt operiert. Die Schädigung der offenliegenden Nervenbahnen ist zu diesem Zeitpunkt bereits weit fortgeschritten. „An einigen Kliniken operieren Ärzte die Kinder schon früher, nämlich bereits im Mutterleib“, berichtet Heling.

Allerdings sei der Eingriff bislang als „experimentell“ einzustufen und es fehlten Studien, die Nutzen und Risiken ausreichend darlegen.

 

Prävention: Folsäure gegen Spina bifida

Die wichtigste Maßnahme im Umgang mit Neuralrohrdefekten bleibe die Prävention, betont die DEGUM. Rund die Hälfte der schweren Fehlbildungen ließe sich vermeiden, wenn Frauen mit Kinderwunsch bereits einige Wochen vor der Empfängnis damit begännen, das Vitamin Folsäure einzunehmen.

Das Ersttrimester-Screening können Frauen auf Wunsch zwischen der 12ten bis 14ten Schwangerschaftswoche vornehmen lassen. Die Untersuchung umfasst einen Bluttest sowie die Untersuchung des Ungeborenen mit hochauflösendem Ultraschall und muss von den Schwangeren selbst bezahlt werden.




Literatur:

F. C. K. Chen, J. Gerhardt, M. Entezami, R. Chaoui, W. Henrich. Detection of Spina Bifida by First Trimester Screening – Results of the Prospective Multicenter Berlin IT-Study. Ultraschall in der Medizin 2015 (Thieme Verlag Stuttgart, Online-Vorabpublikation)

Brei T, Houtrow A. Spina Bifida. J Pediatr Rehabil Med. 2017;10(3-4):165–166. doi:10.3233/PRM-170469

Ayesan Rewane; Sunil Munakomi. Embryology, Central Nervous System, Malformations. StatPearls [Internet]. Last Update: January 6, 2020.

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