Donnerstag, März 28, 2024

Kinder am Bauernhof haben seltener Allergien, übertriebene Sauberkeit

Übertriebene Sauberkeit schaden, verschiedene Umwelteinflüssen wie spielen am Bauernhof können helfen, dass Kinder weniger Allergien haben.

Kinder, die ihre ersten Lebensjahre in ­sehr sauberen, nahezu sterilen Wohnungen aufwachsen, ­scheinen ein beträchtlich höheres Risiko zu haben, eine Allergie zu entwickeln. So konnte die Forschung mehrfach zeigen, dass das Immunsystem eines Kindes ­eine natürliche Menge an Bakterien und ­Viren benötigt. Schließlich sollen diese die körpereigene Abwehrkraft beziehungsweise das Immunsystem stärken. Dementsprechend haben Kinder am Bauernhof weniger Allergien, wie verschiedene Studien zeigen konnten. Anscheinend erhöht also übertriebene Sauberkeit das Allergie-, Neurodermitis- sowie das Asthma-Risiko.



Schließlich zeigen neuere Studien auch Zusammenhänge zwischen dem Konsum von roher Kuhmilch im frühen Leben und Asthma, Heuschnupfen und Rhinitis sowie auch Infektionen der Atemwege. Die epidemiologischen Beweise aus Allergie-Prävalenz-Studien, dass das Aufwachsen auf einem Bauernhof für Kinder ein Schutzfaktor ist, erklären deswegen viele Forscher teilweise auch durch den Verzehr von roher Kuhmilch.

 

Warum Kinder am Bauernhof seltener an Allergien, Asthma und Infektionen der Atemwege leiden

So haben zum Beispiel Bauernhof-Kinder, die in den ersten Lebensjahren viel Zeit im Stall verbrachten, laut verschiedener Untersuchungen ein geringeres Risiko, nach dem fünften ­Lebens­jahr allergisches Asthma und Heuschnupfen zu bekommen. Zudem sollen Kinder auch seltener an Neurodermitis erkranken, wenn im häuslichen Umfeld auch Nutztiere und Katzen leben. Speziell Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr profitieren vom Zusammenleben mit den Tieren.

Kinder, die in Tierställen spielen, atmen eine komplexe Mischung von Mikroorganismen ein. Sehr kleine Partikel von Heu und Gras, die eine Vielzahl von Bakterien, Pilze und Pollen enthalten, treten in ihre Atemwege ein.

Grund dafür ist die Regulation der so genannten IgE-­Antikörpermoleküle in der frühen Kindheit. Diese Moleküle sind dazu da, in der Natur Parasiten abzuwehren. Wenn kleinere Infektionen mit Bakterien oder Viren das Immunsystem in den ersten Lebensjahren zu selten fordert, könnten sich diese IgE-Antikörpermoleküle gegen harmlose Stoffe wie Lebensmittel oder Tierhaare richten. Schließlich können sie so Allergien verursachen.

Statistisch gesehen sind Kinder, die weitgehend isoliert aufwachsen und sich so seltener bei Spielkameraden mit Schnupfen oder ähnlichen harmlosen Infekten anstecken, stärker für Allergien anfällig. ­Dagegen seien Buben und Mädchen mit vielen Geschwistern weniger Allergie gefährdet. Dennoch betonen Experten, dass es dringend davon abzuraten ist, Kinder gezielt Infekten auszusetzen. Auf keinen Fall sollte auch auf Grund dieser ­Ergebnisse auf die empfohlenen Schutzimpfungen verzichtet werden.

 

Asthma-Risiko minimieren

Vor allem beim allergischen Asthma, aber auch bei anderen Infekten der unteren Atemwege, gibt es auch eine erbliche Veranlagung. Experten sprechen vom so genannten genetischen Asthma-Risiko. Beispielsweise ist das Asthma-Risiko eines Neugeborenen um das Dreifache erhöht, wenn ein Elternteil an Asthma leidet. Wobei das Risiko für den Säugling höher ist, wenn die Mutter an Asthma leidet. Dazu konnten Forscher übrigens zeigen, dass sich mit den Umwelteinflüssen im Stall beziehungsweise am Bauernhof oder Ähnlichem sogar diese genetischen Veranlagungen für Allergien wettmachen lassen.



Schließlich vermutet die Wissenschaft auch Zusammenhänge zwischen der Exposition gegenüber Haustieren und Nutztieren im Säuglingsalter und dem Risiko von Asthma und Allergien bis zum Alter von 5 Jahren. Wenn ein Kind im ersten Lebensjahr einen Hund oder eine Katze im Haus hat, kann dies vor Asthma und Allergien bei Kindern schützen. Allerdings kamen finnische Wissenschaftler in einer rezenten Arbeit zu nicht eindeutigen Ergebnissen im Zusammenhang mit Haustieren und dem Schutz vor Asthma und Allergie.


Literatur:

Ojwang V, Nwaru BI, Takkinen HM, et al. Early exposure to cats, dogs and farm animals and the risk of childhood asthma and allergy. Pediatr Allergy Immunol. 2020;31(3):265-272. doi:10.1111/pai.13186

Stokholm J, Chawes BL, Vissing N, Bønnelykke K, Bisgaard H. Cat exposure in early life decreases asthma risk from the 17q21 high-risk variant. J Allergy Clin Immunol. 2018;141(5):1598-1606. doi:10.1016/j.jaci.2017.07.044

Perdijk O, van Splunter M, Savelkoul HFJ, Brugman S, van Neerven RJJ. Cow’s Milk and Immune Function in the Respiratory Tract: Potential Mechanisms. Front Immunol. 2018;9:143. Published 2018 Feb 12. doi:10.3389/fimmu.2018.00143

Loss GJ, Depner M, Hose AJ, et al. The Early Development of Wheeze. Environmental Determinants and Genetic Susceptibility at 17q21. [Published correction appears in Am J Respir Crit Care Med. 2019 Oct 1;200(7):946.] Am J Respir Crit Care Med. 2016;193(8):889-897. doi:10.1164/rccm.201507-1493OC

Erratum: The Early Development of Wheeze. Environmental Determinants and Genetic Susceptibility at 17q21. Am J Respir Crit Care Med. 2019;200(7):946. doi:10.1164/rccm.v200erratum4

Schuler Iv CF, Montejo JM. Allergic Rhinitis in Children and Adolescents. Pediatr Clin North Am. 2019;66(5):981-993. doi:10.1016/j.pcl.2019.06.004


Quellen:

Lena Abensberg. Übertriebene Sauberkeit schadet Kindern. MEDMIX online 2018

Übertriebene Sauberkeit und Allergien, Kinder am Bauernhof haben geringere Risiken. MEDMIX 1/2009

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