Donnerstag, April 25, 2024

Übergewicht als Risikofaktor für Darmkrebs entschlüsselt

Anhaltendes Übergewicht ist ein Risikofaktor für Darmkrebs, überschüssiges Fett löst im Körper eine Stressreaktion aus, die Tumorwachstum unterstützt.

Darmkrebs zählt in unseren Breiten bei Männern zur dritt- und bei Frauen zur zweithäufigsten Tumorerkrankung. Vor allem die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten scheinen eine grundlegende Rolle zu spielen, denn Menschen mit Übergewicht haben ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln entschlüsselten unlängst die detaillierten Zusammenhänge dieses Phänomens und liefern damit die Grundlage für neue Therapieansätze.

 

Übergewicht alarmiert das Immunsystem, dass im Fettgewebe eine Entzündung auslöst

„Wenn der Körper immer mehr überschüssiges Fett speichern muss, entsteht im Fettgewebe eine Stressreaktion“, erklärte dazu Forschungsgruppenleiter und Privatdozent Dr. Thomas Wunderlich. Die Stressreaktion alarmiert die körpereigene Immunabwehr, die wiederum im Fettgewebe eine Entzündung auslöst.

Anhaltendes Übergewicht versetzt den Körper in Dauerstress und die Entzündung breitet sich über das Blut im ganzen Körper aus. Dies führt letztlich zu einer Umprogrammierung von Zellen der Immunabwehr. Das Immunsystem bekämpfen dadurch die Krebszellen nicht mehr. Hingegen fördert es deren Überleben und unterstützt so das Tumorwachstum.

Nur weil man zu dick ist, erkrankt man allerdings noch lange nicht an Krebs. Doch sollten entartete Zellen im Körper vorhanden sein, begünstigt Übergewicht das Tumorwachstum wie beispielsweise beim Darmkrebs.

 

Die Studie gibt aber nicht nur Aufschluss darüber, wie Übergewicht und Darmkrebs zusammenhängen.

Anhand von Mausmodellen konnten die Forscher spezifische Angriffspunkte für mögliche Therapieansätze beim Menschen herausarbeiten. In Mäusen mit Übergewicht konnten die Forscher das Erkrankungsrisiko für Darmkrebs bereits senken.

Hierzu eliminierten sie zum einerseits spezielle Immunzellpopulationen. Andererseits veränderten sie die Genetik der Tiere so, dass bestimmte Immunzellen trotz fettreicher Ernährung nicht mehr umprogrammiert werden konnten. In beiden Fällen schwächte sich die Entzündung ab, entartete Zellen wurden wieder bekämpft und die Darmkrebsentwicklung vermindert.


Literatur:

Claudia M. Wunderlich, P. Justus Ackermann, Anna Lena Ostermann, Petra Adams-Quack, Merly C. Vogt, My-Ly Tran, Alexei Nikolajev, Ari Waisman, Christoph Garbers, Sebastian Theurich, Jan Mauer, Nadine Hövelmeyer, F. Thomas Wunderlich. Obesity exacerbates colitis-associated cancer via IL-6-regulated macrophage polarisation and CCL-20/CCR-6-mediated lymphocyte recruitment. Nature Communications, 2018.

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