Donnerstag, März 28, 2024

Übergewicht und Wirkstoffe verändern bei Diabetes Typ-2 die Darmbakterien

Bei Diabetes Typ-2 verändert sich die Zusammensetzung der Darmbakterien vor allem durch Übergewicht und Medikamente, weniger durch den Diabetes.

Bekanntlich erhöht Übergewicht das Risiko für Diabetes Typ-2 beträchtlich. Unter dem Strich sind etwa 86 % aller Personen mit Diabetes Typ-2 übergewichtig. Denn sowohl bei Übergewicht als auch bei Diabetes Typ-2 spielen Veranlagung, Lebensstil mit Ernährung und Bewegung, aber auch die Zusammensetzung der Darmbakterien eine Rolle. Denn die Darmbakterien, das sogenannte Darmmikrobiom, helfen dem Menschen bei der Nahrungsverarbeitung und haben damit direkten Einfluss auf den Stoffwechsel. Bei Menschen mit Übergewicht ist die Vielfalt der Darmbakterien im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen deutlich verringert. Insbesondere „gute“ Darmbakterien, die Funktionen für einen gesunden Stoffwechsel erfüllen, sind reduziert. Das Gleiche gilt auch für übergewichtige Menschen mit v.

 

Bei Übergewicht und Diabetes Typ-2 ist die Vielfalt der Darmbakterien deutlich verringert

Zahlreiche Wissenschaftler haben die Zusammenhänge von Genetik, Ernährung und Mikrobiom in den Fokus ihrer Forschung gestellt. Ein wichtiger Teil sind dabei Veränderungen des Mikrobioms, die mit Übergewicht zusammenhängen sowie geringere Veränderungen, die spezifisch mit Diabetes Typ-2 zusammenhängen. Da Diabetes Typ-2 meistens mit Übergewicht zusammen auftritt, ist es schwierig zu unterscheiden, welche Veränderungen der Darmbakterien spezifisch nur für Typ-2-Diabetes sind und welche für das Übergewicht.

Jedenfalls sind die genetische Veranlagung, eine fettreiche und energiereiche Ernährung sowie ein bewegungsarmer Lebensstil drei Hauptfaktoren, die zu einem hohen Risiko für Diabetes Typ-2 beitragen. In mehreren Studien wurde auch berichtet, dass ein Ungleichgewicht der Darmflora einen wichtigen Faktor für das schnelle Fortschreiten der Insulinresistenz bei Diabetes Typ-2 darstellt. Das soll bei etwa 90% aller Diabetesfälle weltweit der Fall sein.

 

Darmmikrobiom bei Übergewicht und Medikamenteneinnahme verändert

In einer Studie haben Forscher beispielsweise das Darmmikrobiom aus 1.280 Stuhlproben bestimmt. Diese stammen aus sogenannten Kohortenstudien, in denen man einerseits von zahlreichen Probanden über längere Zeiträume regelmäßig Bioproben, etwa aus Stuhl, Urin und Blut, sammelte. Andererseits wurden auch umfassende Informationen der Studienteilnehmer über ihren Lebensstil, Krankheiten und Medikamenteneinnahme dokumentiert. Die untersuchten Probanden waren normalgewichtige Menschen, übergewichtige Menschen und übergewichtige Menschen mit Diabetes Typ-2.

Die Untersuchungen zeigten, dass das Mikrobiom bei den übergewichtigen Personen – sowohl mit als auch ohne Diabetes Typ-2 – gegenüber den normalgewichtigen deutlich verändert ist. Der Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Diabetes Typ-2 war dabei relativ gering. Die beobachtete deutliche Verringerung der Artenvielfalt der Darmbakterien scheint bei Menschen vor allem mit dem Übergewicht und weniger mit dem Diabetes zusammenzuhängen.

Zudem haben Forscher mithilfe der Kohorten untersucht, welchen Einfluss regelmäßig eingenommene Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel auf das Darmmikrobiom haben. Es zeigte sich, dass Medikamente wie Blutdrucksenker, Schmerzmittel, Antidepressiva und Antidiabetika das Darmmikrobiom merklich verändern. Einen Einfluss haben auch Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Vitamine, Calcium und vor allem Eisen. Solche Stoffe, von denen sich viele Menschen eine gesundheitsfördernde Wirkung erhoffen, verändern auch die Darmbakterien. Damit beeinflussen sie auch, wie der Mensch die Nahrung verarbeitet. Das könnte möglicherweise auch eine Rolle bei Stoffwechselerkrankungen spielen.

 

Bestimmte Darmbakterien bei Diabetes Typ-2 häufiger

Sowohl das Übergewicht, als auch mögliche Medikamenteneinnahmen beeinflussen also die Darmbakterien von Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ-2. Mit bioinformatischen Methoden konnten Forscher zudem die Veränderungen der Darmbakterien bei den Menschen mit Diabetes Typ-2 genauer unter die Lupe nehmen. Man konnte so einzelne Arten von Darmbakterien identifizieren, die spezifisch bei Personen mit Diabetes Typ-2 stärker vertreten sind.


Literatur:

Zhang Z, Tian T, Chen Z, Liu L, Luo T, Dai J. Characteristics of the gut microbiome in patients with prediabetes and type 2 diabetes. PeerJ. 2021 Mar 24;9:e10952. doi: 10.7717/peerj.10952. PMID: 33828910; PMCID: PMC8000457.

Thingholm et al. Obese Individuals with and without Type 2 Diabetes Show Different Gut Microbial Functional Capacity and Composition. Cell Host & Microbe (2019), https://doi.org/10.1016/j.chom.2019.07.004

Sharma S, Tripathi P. Gut microbiome and type 2 diabetes: where we are and where to go? J Nutr Biochem. 2019 Jan;63:101-108. doi: 10.1016/j.jnutbio.2018.10.003. Epub 2018 Oct 11. PMID: 30366260.


Quelle: Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI)

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