Donnerstag, März 28, 2024

Toxisches Schocksyndrom: schnell erkennen, wirksame Behandlung einleiten

Rasch erkennen, effektive Behandlung einleiten: Ein Toxisches Schocksyndrom – selten und manchmal lebensbedrohlich – kann mit Tampons zusammenhängen.

Ein Toxisches Schocksyndrom ist eine seltene aber lebensbedrohliche Infektion. Eine bestimmte Art von Bakterien – meistens sind das Staphylococcus aureus, aber auch die schlimmeren Streptokokken – können diese Infektion hervorrufen. Dabei besteht beim Toxischen Schocksyndrom auch in Zusammenhang mit Tampons. Denn diese sorgen dafür, dass die Bakterien den notwendigen Sauerstoff bekommen, um Giftstoffe produzieren zu können. Unter dem Strich kann man aber ein toxisches Schocksyndrom, wenn man es rechtzeitig erkennen kann, mit einer wirksame Behandlung mit Antibiotika normalerweise gut therapieren.

Die typischen Symptome sind Fieber, niedriger Blutdruck (Hypotonie) sowie ein Ausschlag wie bei einem Sonnenbrand mit Schuppenbildung. In weitere Folge können auch Schädigungen der Endorgane auftreten. Das toxische Schocksyndrom war jedenfalls klassisch mit der Verwendung von Tampons mit hoher Saugfähigkeit verbunden, die Frauen mit Menstruation verwendeten. Unter dem Strich kann übrigens bei einer Infektion mit Streptokokken jede zweite betroffene Person daran sterben. Insbesondere wenn die Diagnose nicht rechtzeitig erfolgt. Bei einer Nicht-Streptokokken-Schocksyndrom versterben weniger als 3%.



 

Berühmte Beispiele

Ein Toxisches Schocksyndrom wurde vor einigen Jahren der 13-jährigen Britin Jemma-Louise zum Verhängnis. Und zwar nachdem sie einen Tampon benutzt hatte, um während der Menstruation schwimmen gehen zu können.

Die Erkrankung begann mit Fieber und Durchfall und endete mit einer Hirnblutung und einem Multiorganversagen. Eine schicksalshafte Fehldiagnose der behandelnden Ärzte im Krankenhaus verschlimmerte die Krankheitssituation. Denn die Ärzte interpretierten die Symptome dort fälschlicherweise als eine Infektion mit Noroviren. Sie schickten das Mädchen fatalerweise wieder nach Hause.

Daraufhin verschlechterte sich der Zustand des Mädchens. Zurück im Krankenhaus stellten die Ärzte diesmal die richtige Diagnose. Ausgelöst durch ein Tampon und eine darauf folgende Infektion mit Bakterien. Doch es war zu spät, die tragische Geschichte ging weltweit später durch alle Medien.

Der jüngste berühmte Fall ist der Fall von Modell und Sportlerin Lauren Wasser. Sie brach durch 42 Grad Fieber, multiplem Organversagen und einem massiven Herzinfarkt völlig zusammen und überlebte nur knapp. Im Krankenhaus dachte ein Arzt zum Glück sofort an ein Tampon als Verursacher. Im Labor konnte man die Annahme und die Diagnose bestätigen.

Allerdings musste Lauren Wasser das rechte Bein und die Zehen des linken Fußes wegen des Wundbrands amputieren lassen. Nur so konnte sie überleben. Zudem musste Lauren Wasser später auch ihr zweites Bein amputieren lassen, da sie die Schmerzen nicht ertragen konnte.

 

Der Begriff Toxisches Schocksyndrom und die Symptome

Historisch gesehen wurde die Bezeichnung Toxisches Schocksyndrom erstmals mit der Verwendung von starksaugenden Tampons in Zusammenhang gebracht. Nachdem die Hersteller diese Art von Tampons nahezu vom Markt genommen hatten, kam die Erkrankung bei menstruierenden Frauen wesentlich seltener vor.

Ein durch das Bakterium Staphylococcus aureus ausgelöstes Toxisches Schocksyndrom verursacht wie erwähnt vor allem Fieber, Blutdruckabfall und Hautausschlag. Weitere Folgen sind Muskelschmerzen, Übelkeit und Durchfall, Nieren- und Leberschäden, Bewusstseinstrübung und Multiorganversagen.

Ein toxisches Schocksyndrom zeigt sich zu Beginn durch folgende mögliche Anzeichen und Symptome:

  • plötzlich auftretendes hohes Fieber
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall
  • Hautausschlag – Röte ähnlich einem Sonnenbrand, vor allem an den Handflächen und Fußsohlen
  • Verwirrung
  • Muskelkater
  • Rötung der Augen, des Mundes, des Rachens

Wenn Anzeichen oder Symptome ein Toxisches Schocksyndrom befürchten lassen, ist sofort ein Arzt zu konsultieren. Das ist vor alem dann wichtig, wenn eine betroffene Frau ein Tampon verwendet hat oder wenn eine Haut- oder Wundinfektion vorliegt.

 

Risikofaktoren und Komplikationen

Ein Toxisches Schocksyndrom kann auch Männer, Kinder und Frauen nach der Menopause betreffen. Aber mehr als die Hälfte der Fälle tritt bei Frauen während der Periode auf.
Ein Toxisches Schocksyndrom wurde in Verbindung gebracht mit:

  • Verletzungen oder Verbrennungen der Haut,
  • nach kürzlich erfolgten Operationen,
  • im Zusammenhang mit der Verwendung von Verhütungsschwämmen, Diaphragmen oder starksaugenden Tampons,
  • bei einer viralen Infektion, wie Grippe oder Windpocken.

Ein Toxisches Schocksyndrom kann sich schnell verschlimmern. Als Komplikationen können Schock, Nierenversagen und sogar der auftreten.

 

Erkennen, effektive Behandlung: Was man gegen ein Toxisches Schocksyndrom tun kann?

Wenn Betroffene ein Toxisches Schocksyndrom befürchten, sollten sie sich keinesfalls bezüglich eines Arzttermins hinhalten lassen. Bei der Terminvereinbarung sollte man bereits fragen, was man gegebenenfalls im Voraus tun könnte oder muss. Dazu gehört zum Beispiel eine Änderung der Ernährung. Folgende Tipps sind hilfreich:

  • Notieren der Symptome, auch solcher, die scheinbar nichts mit dem Grund für den Arzttermin zu tun haben.
  • Notieren wichtiger persönlicher Informationen, einschließlich möglicher Stressfaktoren oder zurückliegender Lebensumstellungen.
  • Frauen sollten das Datum, wann die letzte Periode begann, dokumentieren.
  • Wichtig ist auch, dass man die Fragen aufschreibt, die man dann dem Arzt stellen will.
  • Erstellen einer Liste aller Medikamente, Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel, die eingenommen werden.
  • Wenn möglich sollte man eine nahestehende Person zum Arzttermin mitnehmen, denn die Begleitung könnte sich etwas merken, was der Patient verpasst oder vergisst.

Fragenkatalog für Patienten

Typisch für ein Toxisches Schocksyndrom wären einige grundlegende Fragen, die man dem Arzt stellen sollte:

  • Was hat wahrscheinlich meine Beschwerden bzw. meinen Zustand verursacht?
  • Was sind andere mögliche Ursachen für meine Symptome bzw. meinen Zustand?
  • Gibt es irgendwelche Tests?
  • Was sind die Alternativen zum primären Ansatz, den Sie vermutlich haben?
  • Ich habe auch andere gesundheitliche Probleme. Wie kann ich mit diesen am besten umgehen?
  • An welche Einschränkungen muss ich mich nun halten?
  • Gibt es ein generisch Medikamente als Alternative?
  • Welches Info-Material sollte ich lesen? Welche Websites empfehlen Sie?

Fragenkatalog für den Arzt

  • Wann die Symptome zum ersten Mal aufgetreten?
  • Traten die Symptome kontinuierlich oder gelegentlich auf?
  • Wie stark sind die Symptome?
  •  Haben Sie saugstarke Tampons benutzt?
  • Welche Art von Verhütungsmittel verwenden Sie?
  • Was, wenn überhaupt, scheint Ihre Symptome zu verbessern?
  • In welchen Situationen scheinen sich Ihre Beschwerden zu verschlimmern?



Toxisches Schocksyndrom erkennen und an Tampon denken

Es gibt keinen Test auf ein Toxisches Schocksyndrom. Blut- und Urinproben können auf das Vorhandensein von Bakterien hinweisen. Dazu mus man von der Vagina, dem Gebärmutterhals und dem Muttermund Abstriche für die Laboranalyse machen.

Jedenfalls kann ein Toxisches Schocksyndrom auch mehrere Organe betreffen. Deswegen sollte der Arzt auch andere Tests anordnen, um das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen. Dazu gehören beispielsweise ein CT, eine Lumbalpunktion oder ein Thorax-Röntgen.


Frauengesundheit – Frauengesundheitsbewegung: geschlechtsspezifische Betrachtung

Frauengesundheitsbewegung, Frauengesundheit: Realisierung von gender-based-medicine. © Brocreative / shutterstock.com
FraueFrauengesundheitsbewegung, Frauengesundheit: Realisierung von gender-based-medicine. © Brocreative / shutterstock.comngesundheit – Realisierung von gender-based-medicine. © Brocreative / shutterstock.com

Frauengesundheit – die geschlechtsspezifische Betrachtungsweise – existiert schon seit den 70er-Jahren, seit den Anfängen der Frauengesundheitsbewegung. Mehr dazu siehe https://medmix.at/fokus-frauengesundheit/


Toxisches Schocksyndrom: Behandlung

Wenn ein Toxisches Schocksyndrom definitiv vorliegt, ist eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus notwenig. Dort wird mit Antibiotika behandelt, während die Ärzte die Infektionsquelle gesucht wird. Weiter werden Medikamente eingesetzt, um den Blutdruck zu stabilisieren. Außerdem ist es sehr wichtig, dass die Patientinnen viel Flüssigkeit bekommen, um eine Dehydratation zu vermeiden.

Die Toxine, die von den Staphylokokken oder Streptokokken produziert werden, sowie die begleitende Hypotonie können zu einem Nierenversagen führen. Wenn dies der Fall ist, kann eine Dialyse angezeigt sein.

In schweren Fällen kann sogar ein chirurgischer Eingriff notwendig werden, um abgestorbenes Gewebe (Debridement) von der Infektionsstelle zu entfernen oder um die Infektion zu drainagieren. Dies kann bis zur Amputation führen.



 

So können Risikopersonen ein Toxisches Schocksyndrom vermeiden

Im Grunde genommen sollten Mädchen und Frauen Tampons oft wechseln. Außerdem sollten sie beim Einführen des Tampons auf saubere Hände und Hygiene achten. Wenn eine Frau ein Diaphragma zur Verhütung benutzt, dann sollte sie auch dieses nicht länger als unbedingt notwendig tragen.

Unter dem Strich sind folgende Tipps beachtenswert:

  • Wenn Sie Tampons benutzen, verwenden Sie die mit der niedrigsten Saugfähigkeit.
  • Außerdem sollten Sie die Tampons häufig wechseln, mindestens alle vier bis acht Stunden.
  • Im Grunde genommen ist es auch sehr empfehlenswert, dass Sie die Anwendung von Tampons und Damenbinden abwechseln.
  • Schließlich sollten Sie während der schwachen Periode Slipeinlagen verwenden.

Ein Toxisches Schocksyndrom kann wiederkehren. Menschen, die es einmal gehabt haben, haben ein höheres Risiko. Betroffene Frauen sollten jedenfalls keine Tampons mehr verwenden.

 

 




Literatur:

Schlievert PM. Effect of non-absorbent intravaginal menstrual/contraceptive products on Staphylococcus aureus and production of the superantigen TSST-1. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2020;39(1):31–38. doi:10.1007/s10096-019-03685-x

Adam Ross; Hugh W. Shoff. Toxic Shock Syndrome. StatPearls [Internet]. Last Update: August 11, 2021.

Gossack-Keenan KL, Kam AJ. Toxic Shock Syndrome: Still a Timely Diagnosis. Pediatr Emerg Care. 2017 Oct 16. doi: 10.1097/PEC.0000000000001310. [Epub ahead of print]

Dixit S, Fischer G, Wittekind C. Recurrent menstrual toxic shock syndrome despite discontinuation of tampon use: is menstrual toxic shock syndrome really caused by tampons?. Australas J Dermatol. 2013;54(4):283-286. doi:10.1111/j.1440-0960.2012.00938.x

LeRiche T, Black AY, Fleming NA. Toxic shock syndrome of a probable gynecologic source in an adolescent. A case report and review of the literature. J Pediatr Adolesc Gynecol. 2012;25(6):e133-e137. doi:10.1016/j.jpag.2012.08.011


Quelle:

http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/toxic-shock-syndrome/basics/definition/con-20021326

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