Donnerstag, April 18, 2024

Tollwut-Gefahr für den Mensch auf Reisen ernst nehmen

Die Bedrohung Tollwut für den Mensch sowie die Notwendigkeit einer Schutzimpfung sollte jedem Fernreisenden bewusst sein.

Viele Urlaubsziele, besonders im Raum Afrika und Asien, bergen für den Mensch die Gefahr einer Tollwut-Infektion. Gezielte Aufklärung über das Vorkommen von Tollwut, eine prophylaktische Schutzimpfung und Wissen über das Verhalten im Falle eines tollwutverdächtigen Tierkontaktes sollten zur Reisevorbereitung in En­demiegebiete gehören.

Es gibt zahlreiche Meldungen über die Zunahme der Todesfälle durch Tollwut-Infektion, besonders aus dem Raum Afrika und Asien. Allein in China jährlich mehrere Tausend Menschen an Tollwut, dort auch Rabies genannt.

 

Auslöser der Tollwut

Die Erkrankung wird durch Lyssaviren verursacht. Man differenziert elf Genotypen des Virus, welche in unterschiedlichen geographischen Lagen vorkommen und verschiedene Erregerreservoirs aufweisen. Meist führt der Biss eines Hundes oder eines anderen Warmblüters zur Übertragung der Virusinfektion. Es gibt außerdem Berichte über Ansteckungen durch Fledermaus-Kontakt.

Bei der auch als Rabies-Erkrankung bezeichneten Infektion kommt es üblicherweise zuerst zu starken Schmerzen lokal an der Stelle der Infektion. Nach durchschnittlich 1–3 Wochen erreicht das Virus das zentrale Nervensystem und führt entweder zur paralytischen oder komatösen Form der Tollwut. In beiden Fällen kommt es zu Angst vor Licht und Hydrophobie.

 

Wann bei Tollwut-Gefahr für den Mensch die Indikation einer prophylaktischen Tollwutimpfung gegeben ist

Ist man einmal an Tollwut erkrankt, so nimmt die Infektionskrankheit praktisch immer einen tödlichen Verlauf, nämlich durch Herz- und Kreislaufversagen. Die einzige Möglichkeit zur Verhinderung einer Rabies-Erkrankung ist neben der Expositionsprophylaxe die Tollwutimpfung. Moderne Zellkulturimpfstoffe sind sicher, gut verträglich und effektiv, und zwar sowohl zur prä- als auch zur richtig angewandten postexpositionellen Prophylaxe gegen Tollwut.

Das Vorkommen von Tollwut sowie die Wichtigkeit einer prophylaktischen Schutzimpfung sollte jedem Fernreisenden, der sich in Endemiegebiete begibt, bewusst gemacht werden.

Präexpositionell wird die Tollwutimpfung normalerweise an den Tagen 0, 7, und 21 verabreicht, sowie eine weitere Impfung nach einem Jahr, um den Langzeitschutz zu erzielen.

Die Indikation einer prophylaktischen Tollwutimpfung besteht besonders für Touristen, die in endemischen Gebieten für Tollwut »camping«, »backpacking«, oder ähnliche Outdoor-Aktivitäten betreiben. Außerdem stellen Kinder in Endemiegebieten insofern eine besondere Risikogruppe dar, als ihnen oftmals das Verständnis eines vernünftigen Tierkontakts fehlt.

Auch Reisende, die sich in Tollwut-endemische Gebiete abseits medizinischer Versorgung begeben, wo eine postexpositionelle Prophylaxe nicht in einem entsprechenden Zeitraum durchgeführt werden kann, stellen eine Indikation zur vorbeugenden Impfung dar.

Sind im Ausland an diversen Impfstellen keine modernen Zellkulturimpfstoffe vorhanden, sondern nur Impfstoffe älterer Generationen mit teils hohen Anteilen an Myeloproteinen, so wird aufgrund des gesundheitlichen Risikos sogar empfohlen, auf derartige Impfungen zu verzichten und auf Kosten wertvoller Zeit größere Impfzentren zu konsultieren. Besteht in solch einer Situation im Vorhinein Immunität gegen Tollwut, so wird die Tollwutimpfung nach Tollwut-verdächtigem Kontakt allein aufgrund eines starken Sicherheitsbedürfnisses empfohlen und das Risiko des Angehens einer Infektion wird stark vermindert.

 

Postexpositionelle Tollwutimpfung

Postexpositionell sollte man die Tollwutimpfung dann verabreichen, wenn ein Tollwut-verdächtiges Tier ungeschützte Haut anknabbert oder es zu ­kleinen, nicht blutenden Kratzern oder Hautabschürfungen kommt. Sind Bisswunden oder blutende Kratzer vorhanden, beleckt ein Tollwut-verdächtiges Tier verletzte Haut oder werden Schleimhäuten mit Speichel kontaminiert, so sollte neben der aktiven Schutzimpfung zusätzlich eine passive Immunisierung erfolgen.

Besonders wichtig ist in solchen Fällen jedoch auch die sorgfältige Wundversorgung in Form von Reinigen und Desinfizieren, wodurch das Risiko einer Infektion bereits drastisch reduziert werden kann, weiters sollte eine Tetanus-Schutzimpfung in Erwägung gezogen werden.

Ein anderer Grund für simultan aktive und passive Tollwutimpfung ist Fledermaus-Exposition, da Kontakt mit diesen Tieren, beispielsweise im Schlaf, oftmals nicht wahrgenommen wird. Allgemein sollte eine postexpositionelle Prophylaxe so bald als möglich initiiert werden, optimalerweise innerhalb von 72 Stunden.

Nach Rabies-verdächtigem Kontakt mit Hunden oder Katzen (aber auch illegalen »Urlaubsmitbringseln« in Österreich), welche sich in Endemiegebieten aufhalten oder aufgehalten haben, sollte ebenfalls unverzüglich eine postexpositionelle Tollwutimpfung gestartet werden, das weitere Procedere wird bestimmt durch den Gesundheitszustand des Tieres: Dieses sollte für zehn Tage beobachtet und tierärztlich untersucht werden. Nur wenn der Tierarzt eine Rabies-Infektion beim Tier sicher ausschließen kann, darf die postexpositionelle Prophylaxe abgebrochen werden. Bestehen irgendwelche Zweifel, so sollte der postexpositionellen Prophylaxe stets der Vorrang gegeben werden. Aufgrund der gehäuften Meldungen von Rabieserkrankungen sollten alle Reisenden in Tollwut-Endemiegebiete nicht nur auf das Vorkommen der Erkrankung aufmerksam gemacht werden, sondern auch über das Verhalten im Falle eines tollwutverdächtigen Tierkontaktes aufgeklärt werden. Weiters sollten Reisende über die Möglichkeiten der prä- und postexpositionellen Prophylaxe Bescheid wissen und nach sorgfältiger, individueller Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam mit dem Arzt des Vertrauens die Entscheidung für oder gegen die Tollwutimpfung treffen.


Quelle: Tollwut Dr. Maria Paulke-Korinek, Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch. MEDMIX 4/2008

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