Donnerstag, April 18, 2024

Neue Therapien mit Stammzellen gegen chronische Rückenschmerzen

Eine neue Therapie mit Stammzellen soll PatientInnen helfen, die an chronischen Rückenschmerzen wegen abgenutzter Bandscheiben leiden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an neuen Behandlungsoptionen für Menschen, die unter chronischen Rückenschmerzen aufgrund von abgenützten Bandscheiben leiden. Eine neue Therapie mit Stammzellen könnte nicht nur die Rückenschmerzen lindern, sondern sogar die Funktion der Bandscheiben wiederherstellen.

 

Mit Stammzellen chronische Rückenschmerzen bekämpfen

Eine neue Zelltherapie mit der Bezeichnung MPC-06-ID, die derzeit wissenschaftlich erforscht wird, könnte künftig Patientinnen und Patienten helfen, die an chronischen Rückenschmerzen infolge von Degenerationen an den Bandscheiben leiden. Es handelt sich dabei um sogenannte mesenchymale Stammzellen, die die Eigenschaft besitzen, sich in verschiedene Zelltypen weiter entwickeln zu können. In einer Phase-II-Studie führte eine einzige Injektion von derartigen Stammzellen in eine Bandscheibe zu einer deutlichen und dauerhaften Verbesserung der Schmerzintensität und Funktionalität über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren. Derzeit läuft in den USA eine Phase-III-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit dieses neuen Therapieansatzes. Die neue Behandlungsmethode soll zum Einsatz kommen, wenn herkömmliche konservative Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind.

„Diese zellbasierte Therapie könnten betroffenen Patientinnen und Patienten nicht nur eine langfristige Linderung ihrer Schmerzen bringen, sie könnte auch die natürliche Anatomie und Funktion der Bandscheibe erhalten oder sogar wiederherstellen“, erklärt Prim. Mag. Dr. Gregor Kienbacher, Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) und ärztlicher Leiter des Theresienhof – Klinikum für Orthopädie und orthopädische Rehabilitation Frohnleiten, anlässlich der 20. Österreichischen Schmerzwochen der ÖSG. Die Fachgesellschaft informiert seit nunmehr zwei Jahrzehnten mit ihren jährlichen Schmerzwochen über die neuesten Entwicklungen in der Schmerzmedizin und hat in diesem Jahr den Rückenschmerz als Schwerpunktthema.

Die Wirkung des neuen Medikaments beruht darauf, dass die über einen kleinen Eingriff in die Bandscheibe eingebrachten Stammzellen eine breite Palette von entzündungs- und schmerzhemmenden Stoffen produzieren. Stammzellen sind in der medizinischen Forschung insofern interessant, da sie zur Regeneration von Bandscheibengewebe beitragen können und somit die so wichtige Pufferfunktion wiederherstellen können.​

 

Schmerzen aufgrund von Bandscheibendegenerationen sind oft schwer zu behandeln

Schätzungsweise sieben Millionen Menschen leiden in Europa an chronischen Rückenschmerzen aufgrund von abgenutzter Bandscheiben. „Durch Entzündungen schreiten die Schäden in der Bandscheibe immer weiter fort, deren Funktion wird dadurch immer schlechter. Fortgeschrittenes Alter, Verletzungen und auch genetische Faktoren sind Ursachen dafür“, so Prim. Kienbacher. Da angegriffene Bandscheiben nicht mehr ausreichend „dämpfen“, kann es zu einem Wirbelgleiten und somit zu einer Instabilität der Wirbelsäule kommen. Mechanische Belastungen führen wiederum zu einem Fortschreiten des Bandscheibenverschleißes und somit zu erheblichen Schmerzen und zum Funktionsverlust. „Zusätzlich ist die Entzündung sehr schmerzhaft und auch schwer behandelbar“, erklärt Prim. Kienbacher.

Auch junge Menschen sind häufig von Bandscheibenverschleiß betroffen und leiden unter den Folgen. Die meisten vorhandenen Therapien gehen nicht auf die zugrundeliegenden Mechanismen dieser Veränderungen ein. Sie bieten nur eine begrenzte Schmerzlinderung und können das Fortschreiten der Erkrankung daher nur eingeschränkt verhindern. Manchmal ist eine Operation wie die Wirbelsäulenversteifung für diese Patientinnen und Patienten der letzte Ausweg. „Das ist jedoch ein schwerer Eingriff, der sich nicht mehr rückgängig machen lässt und manchmal nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt. Richtig angewendet, könnte die Therapie mit Stammzellen eine neue wirkungsvolle und schonende Behandlungsoption werden“, resümiert Prim. Kienbacher.


Quellen:

https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02412735

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