Dienstag, April 16, 2024

Testosteron-Hemmer Abirateron bei fortgeschrittenem Prostatakrebs

Der Testosteron-Hemmer Abirateron ist für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs zugelassen, bei denen die Standard-Therapie nicht mehr wirkt.

Seit mehreren Jahren kommt zur Behandlung bei fortgeschrittenem Prostatakrebs der Wirkstoff Abirateron zum Einsatz. Der Wirkstoff verlängert das Überleben von Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom. In Studien zeigte sich eine Lebensverlängerung von fast vier Monaten, was bei einem derart ausgeprägten Tumorleiden deutlich und substanziell ist.

Internationale Phase-III-Studie zu Abirateron

An der Phase-III-Studie nahmen ab April 2008 rund 1200 Patienten in 13 Ländern teil, bei denen trotz antihormoneller Therapien und Docetaxel-Chemotherapie die Tumorzellen wieder wuchsen. Zwei Drittel erhielten Abirateron kombiniert mit Prednison, ein Drittel Placebo plus Prednison. Während die Patienten der Abirateron-Gruppe im statistischen Mittel 14,8 Monate lebten, waren es in der Placebo-Gruppe 10,9 Monate.
Auch ein längeres progressionsfreies Überleben bei Abirateron gegenüber Placebo sowie eine deutlich höhere Ansprechquote bei der Senkung des PSA wurden hervorgehoben. Die Verträglichkeit des oralen Präparats wird auch für ältere Patienten als gut eingestuft. In der Studie wurden keine signifikant unterschiedlichen Toxizitäten zwischen Abirateron und Placebo beobachtet.

Bei den Patienten der Studie hatte die Unterdrückung der Produktion des Sexualhormons Testosteron durch meist medikamentöse, heute kaum noch operative Kastration nicht länger die gewünschte Wirkung erzielt. Die Prostatakarzinome waren kastrationsresistent geworden und bildeten neue Metastasen.

In der Urologie ersetzt der Begriff des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (CRPC) dabei seit 2008 zunehmend die Begriffe „hormonrefraktäres“ oder auch „androgenunabhängiges“ Prostatakarzinom. Er resultiert aus der Erkenntnis, dass trotz Ausschaltung der Keimdrüsen, insbesondere der Hoden, die Prostatakarzinome auf Androgen empfindlich bleiben. Selbst geringste Androgenmengen, die in der Nebennierenrinde oder den Tumorzellen selbst gebildet werden, können so ein neuerliches Tumorwachstum auslösen.

Auch die Chemotherapie auf der Basis von Docetaxel, sonst der therapeutische Königsweg in diesem Stadium der Prostatakrebserkrankung, hatte bei den Patienten das Tumorwachstum am Ende nicht mehr aufgehalten.

RX Fokus Abirateron

Der Wirkstoff Abirateron ist ein irreversibler Inhibitor des Enzyms Cytochrom P-17, das in der intrazellulären Produktion des Androgens Testosteron zentrale Bedeutung hat. Abirateron blockiert die Androgensynthese im gesamten Körper. „Für abschließende Beurteilungen ist es zwar noch zu früh, aber die Studie scheint eine bedeutende Entwicklung zu markieren. Wir müssen sehen, ob mit Verfeinerungen oder in Kombinationen mit anderen Medikamenten noch mehr zu erreichen ist. Das Präparat macht Hoffnung“, so Prof. Dr. Stöckle.

Abirateron könnte nach seiner Ansicht die bisherigen Therapiekonzepte beim CRPC entscheidend verändern und erweitern. Bei entsprechender Weiterentwicklung und ohne Entstehung von Resistenzen sei angesichts der Effektivität und guten Verträglichkeit sogar eine Verdrängung zytostatischer Therapien denkbar. Dies umso eher, sofern eine zweite laufende Phase-III-Studie zu Abirateron die bisherigen Ergebnisse bestätige.

An dieser im April 2009 gestarteten zweiten Studie nehmen CRPC-Patienten ohne chemotherapeutische Vorbehandlung teil. Der neue Testosteron-Blocker Abirateron wurde in den USA von der Firma Cougar Biotechnology entwickelt, die 2009 von Johnson & Johnson übernommen wurde. Mit einer ersten Zulassung des Medikaments, die zunächst auf einen Einsatz nach chemotherapeutischer Vorbehandlung beschränkt bleiben dürfte, wird ab Mitte 2011 gerechnet.

Quellen und weitere Informationen:

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/002321/WC500112858.pdf

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