Freitag, März 29, 2024

Telemedizinische copd -Behandlung

Die Hemmnisse zur flächendeckenden Anwendung der Telemedizin für die copd -Behandlung liegen derzeit keinesfalls im technischen Bereich.

Unter Telemedizin versteht man nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Erbringen von Gesundheitsleistungen zu Diagnose, Therapie oder Prävention im Gesundheitswesen unter Überbrückung räumlicher Entfernungen. Damit ist Telemedizin ein weitgefasster Begriff und kein eigenes Fachgebiet, die technischen Möglichkeiten für den unterstützenden Einsatz zur copd -Behandlung (chronic obstructive pulmonary disease) sind sehr gut entwickelt.

 

Telemedizin als unterstützende copd -Behandlung

Der Begriff Telemedizin ist vielmehr eine Art Sammelbecken für innovative Versorgungsmethoden, bei denen räumliche Distanzen zwischen Arzt und Patient mittels Informations- und Kommunikationstechnik überbrückt werden. Durch telemedizinische Verfahren kann eine qualitativ hochwertige Versorgung unabhängig vom Aufenthaltsort der Patienten angeboten werden. Telemonitoring kann potenziell die Versorgung chronisch lungenkranker Patienten in Hinblick auf Behandlungsqualität und Qualitätsmanagement, leitlinienorientierte Behandlung, Therapietreue und Selbstverantwortung, Lebensqualität und Verringerung stationärer Aufenthalte optimieren und dadurch Kosten einsparen.

Der Stand des evidenzbasierten Wissens für die Empfehlung von telemedizinischen Strategien bezüglich verschiedener pneumologischer Erkrankungen ist sehr unterschiedlich. Interessante Perspektiven zum Einsatz der Telemedizin sind die Erfassung von Umwelteinflüssen bei Patienten mit Lungenerkrankungen, Telemonitoring bei der copd -Behandlung für die Patienten im Hinblick auf wichtige primäre Zielvariablen, wie die Gesamtzahl der Exazerbationen, Lebensqualität, stationäre Aufnahmen und Mortalität.

Des Weiteren hat sich in der Pneumologie die außerklinische Beatmung als Therapieform bei chronischer ventilatorischer Insuffizienz in den letzten 20 Jahren etabliert. Die Zahl der außerklinisch invasiv beatmeten Patienten ist in den letzten Jahren in Deutschland deutlich angewachsen. Die außerklinische invasive Beatmung erfordert eine engmaschige, kompetente ärztliche und pflegerische Versorgung, die vielfältige Einsatzgebiete der Telemedizin in diesem Bereich eröffnet.

Die Telemedizin kann einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Vernetzung von Transplantationszentren und Patienten vor und nach Lungentransplantation leisten. Auch im Bereich der Schlafmedizin sind zur Akzeptanz der nCPAP-Therapie praktische Verbesserungen zur Adhärenzsteigerung dringend erforderlich, zum Beispiel bei Problemgruppen wie Patienten nach Apoplex. Moderne telemedizinische Technologie ermöglicht eine Fernabfrage der Therapiegeräte und eine zentrale Auswertung der Daten.

 

Telemedizin-Projekt in Stuttgart

Bereits seit 2012 werden im Telemedizinischen Zentrum (TMZ) am Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) in Kooperation mit der Klinik Schillerhöhe (StuttgartGerlingen) deutschlandweit Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK), die an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leiden, telemedizinisch betreut. Initiiert wurde dies durch die TK und damals Bosch HealthCare GmbH als technischer Partner. Insgesamt wurden bis 2014 mehrere Hundert Patienten im Rahmen des dafür geschlossenen Integrierten Versorgungsvertrag (IV-Vertrag) betreut. Durch dieses Projekt geben wir selektiv ausgewählten Versicherten, die an COPD leiden, die Möglichkeit, sich zusätzlich in ihrem Alltag mit ihrer COPD-Erkrankung telemedizinisch begleiten zu lassen. Die telemedizinische Betreuung der Patienten erfolgt mithilfe eines leitliniengerechten Versorgungsplans, der speziell für COPD-Patienten entwickelt wurde. Er ist modular aufgebaut und kann in Abhängigkeit vom aktuellen Gesundheitszustand und den Vitalwerten für jeden Patienten individuell zusammengestellt werden. Ziel ist es, mit telemedizinischen Lösungen die medizinische Versorgung und das Selbstmanagement von Patienten mit COPD nachhaltig zu verbessern sowie durch eine frühzeitige Erkennung von Verschlechterungen Hospitalisierungen zu vermeiden und nachhaltig den Umgang der Patienten mit ihrer Erkrankung zu stärken.

 

Flächendeckender Einsatz der Telemedizin bei der Asthma- und copd -Behandlung

Wo liegen aktuell die Probleme für einen flächendeckenden Einsatz der Telemedizin? Aktuell liegen Hemmnisse zur flächendeckenden Anwendung der Telemedizin nicht im technischen Bereich. Hürden, die einer schnelleren Verbreitung entgegenstehen, sind vor allem die mangelnde Interoperabilität der Systeme, offene Rechtsfragen und fehlende Abrechnungsmöglichkeiten. Bei der Vielfalt der telemedizinischen Projekte, die natürlich auch wirtschaftliche Interessen verfolgen, ist es wichtig, die Projekte nach wissenschaftlichen Kriterien, Transparenz, aber insbesondere nach aktueller Bedarfslage und medizinischer Sinnhaftigkeit zu gewichten und zu beurteilen. Weitere Anstrengungen in der versorgungsmedizinischen Forschung sind auf diesem innovativen Gebiet erforderlich. So hat die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) im Rahmen des Förderprogramms „Ziel und Zukunft“ (ZuZ) ein innovatives pneumologisches Versorgungsmodellprojekt „IT-gestützte Flächenversorgung in der Pneumologie“ am 18.1.2017 zur Förderung freigegeben. Ziel ist die verbesserte Versorgung von Patienten mit Asthma und COPD vor allem im ländlichen Bereich, bei der auch der Einsatz von Telecoaching in Form von indikatorengestützten Interventionen per Mail oder Videosprechstunde mit der VitabookPatientenakte erprobt werden soll.

Quelle:

Statement » Zu Hause gut betreut? Telemedizinische Behandlung der COPD « von Professor Dr. med. Martin Kohlhäufl, Kongresspräsident, Pneumologe, Stuttgart anlässlich des 58. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, März 2017, Messe Stuttgart.

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