Alle Jahre wieder wird am 5. Juni der Tag der Umwelt begangen. Damit soll an die Umweltschutzkonferenz der UNO am 5. Juni 1972 in Stockholm erinnert werden.
Den Tag der Umwelt nimmt auch die Ärztekammer für Wien zum Anlass, auf seit längerem bestehende Forderungen aufmerksam zu machen. Menschlicher Lebensraum ist gesundheitsrelevant und muss über wirtschaftlichen Interessen stehen. „Es ist unumstritten, dass ein gesunder Lebensraum in Koexistenz mit einer natürlichen Artenvielfalt eine wesentliche Grundlage zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Menschen darstellt“, betont der Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, Piero Lercher. Anlässlich des heutigen Tag der Umwelt bekräftigt die Wiener Ärztekammer ihre Forderungen nach nachhaltigen Umweltstrategien in Bezug auf handyfreie Zonen, einem Stopp der Renaissance der Kernenergie sowie einem stärkeren Verantwortungsbewusstsein für kommende Generationen in den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP.
Warnung vor exzessiven Handykonsum
Die Wiener Ärztekammer warnt regelmäßig vor den direkten und indirekten Folgen eines exzessiven Handykonsums. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Oktober 2014 darauf hingewiesen, dass elektromagnetische Felder, die von Mobiltelefonen produziert werden, nach wie vor als „für Menschen möglicherweise krebserregend“ klassifiziert werden.
Die Ärztekammer bekräftigt daher ihre Forderung nach der Untersuchung von Langzeiteffekten und einem bewussten Umgang mit Mobiltelefonen. „Zeitliche und örtliche handyfreie Zonen, die in vielen Gesellschaftsbereichen und Institutionen immer stärker angenommen und implementiert werden, sind eine positive Entwicklung, die die Ärztekammer befürwortet“, so Lercher.
Energieversorgungsprozess beeinflusst Gesundheit
Die Ärztekammer unterstützt ebenfalls die Bestrebungen der österreichischen Bundesregierung, die Förderung und Neuerrichtung von Kernkraftwerken auch auf internationaler Ebene zu unterbinden. „Die Renaissance der Kernenergie wird als fragwürdige Klimaschutzmaßnahme propagiert“, kritisiert Lercher. „Dabei haben gerade die Nuklearkatastrophen der jüngsten Zeit gezeigt, dass das Betreiben von Kernkraftwerken unverantwortliche Sicherheitsrisiken birgt.“ Ebenso ist die permanente und sichere Entsorgung von radioaktiven Abfällen nach wie vor ein ungelöstes Problem.
Aber auch hinsichtlich der im Rahmen der Energiewende geplanten Ökostromprojekte muss beachtet werden, dass der Energieversorgungsprozess Auswirkungen auf das Lebensumfeld der Menschen hat. „Großdimensionierte Projekte sollten daher umweltmedizinischen Prüfungen unterzogen werden und Gesetzeslücken, die eine Umgehung von Umweltverträglichkeitsprüfungen zulassen, geschlossen werden“, erklärt Lercher. „Wir appellieren hier vor allem an politische Entscheidungsträger, das Thema Energiesparen wieder verstärkt zu propagieren.“ So könne so manches Kraftwerksprojekt eingespart werden.
Für die Erhaltung eines gesunden Lebensraums des Menschen sei aus medizinischer Sicht außerdem der Schutz der Biodiversität von großer Bedeutung. Die biologische Vielfalt sei eine wesentliche Grundlage und Voraussetzung für die Erhaltung eines gesunden Lebensraums des Menschen. Daher appelliert die Ärztekammer anlässlich des Tags der Umwelt auch an die verantwortlichen Politiker, in den Verhandlungen rund um das geplante Freihandelsabkommen TTIP im Sinne einer Verantwortung für kommende Generationen Naturschutz, Biodiversität und Gesundheitsförderung über wirtschaftliche Interessen zu stellen. „Denn das beste medizinische Konzept wird längerfristig ineffizient und wirkungslos sein, wenn Lebensraum und Umgebung des Individuums krank machen“, betont Lercher.