Donnerstag, April 25, 2024

Tag der seelischen Gesundheit 2016

Die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich braucht dringend neue Impulse, fordern Experten zum Tag der seelischen Gesundheit.

ÖGPP und pro mente Austria zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit. Durch die dramatisch ansteigende Zahl spricht man im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten heute von Volkskrankheiten. Unsicherheiten und Ängste sind ein guter Nährboden für psychische Leiden, das beschleunigt den Trend weiter. Diesen problematischen Entwicklungen stehen jedoch keine angemessenen Versorgungsstrukturen gegenüber, tatsächlich öffnet sich die Schere zwischen Bedarf und Angebot in Österreich immer weiter, was gravierende gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen haben wird, wenn nicht gegengesteuert wird. Zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit 2016 (10. Oktober) warnen österreichische Psychiater vor diesen Fehlentwicklungen, der heuer unter dem Motto „Die Würde der seelischen Gesundheit“ steht.

Psychische Erkrankungen noch immer Krankheiten 2. Klasse

„In Österreich akzeptieren wir, wenn es um die Versorgungssituation psychisch Kranker geht, seit Jahren Entwicklungen, die bei jedem anderen Krankheitsbild als inakzeptabel gelten würden. Offenbar gelten psychische Erkrankungen immer noch als Krankheiten 2. Klasse, die auch nur eine Behandlung 2. Klasse verdient haben“, so Chefarzt Prim. Dr. Georg Psota, Past Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie. „Zusammengefasst kann man die Art und Weise, wie wir mit psychiatrischen Patientinnen und Patienten umgehen, nur als nicht zeitgemäß bezeichnen: Ich fürchte, das werden wir erst in 10 Jahren erkennen und rückblickend bedauern.“

In den europäischen WHO-Staaten erkrankt einer von 15 Menschen pro Jahr an einer schweren Depression. Angststörungen und leichtere Depressions-Formen eingerechnet, sind es 4 von 15. Von Suchterkrankungen abgesehen, sind Frauen häufiger betroffen als Männer: 33,2 vs. 21,7 Prozent.

In den WHO-Berechnungen zur „Krankheitslast“ rangieren in unseren Breiten bereits jetzt Depressionen und Suchterkrankungen unter den Top 5. Bis 2030 wird die Depression die neue Nummer 1 und Demenzerkrankungen und Süchte folgen bald danach – dann werden 3 psychische Krankheitsbilder unter den Top 5 aufscheinen. Prim. Psota: „Derzeit ist die psychiatrische Versorgungslage in Österreich so, dass wir gerade noch das Notwendige schaffen.“ Einige Beispiele:

  • Während etwa in der Schweiz 30 Psychiater pro 100.000 Einwohner zur Verfügung stehen, gibt es in ganz Österreich weniger als 150 mit einem Kassenvertrag. Wer nicht zusatzversichert oder reich ist, muss sich einen Kassenplatz mit rund 55.000 anderen teilen.
  • Von den rund 900.000 Patienten, die in Österreich mit Antidepressiva versorgt werden, sind nicht einmal 15 Prozent in einer psychotherapeutischen Behandlung.
  • Derzeit stehen für 100.000 Einwohner je nach Bundesland bloß 35 bis 55 Psychiatrie-Betten bereit – damit liegt Österreich im europäischen Vergleich am unteren Ende der Skala. Zu wenig ausgebaute ambulante Behandlungsstrukturen bedeuten oft unzumutbare Wartezeiten.
  • Neuere Medikamente werden seit Jahren nicht routinemäßig erstattet.

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