Dienstag, April 16, 2024

Tag der Rückengesundheit 2017

Zum Tag der Rückengesundheit am 15. März 2017 betont die DWG, dass Prävention von Rückenschmerzen eine entscheidende Bedeutung zukommt.

Rückenschmerzen treten in der heutigen zivilisierten Gesellschaft so häufig und regelmäßig auf, dass man provokativ davon sprechen kann, dass diese normal sind.  Fast jeder hat schon mindestens einmal eine Episode mit starken Rückenschmerzen erlebt. Zum Glück lösen sich diese in 90% der Fälle innerhalb von 6 Wochen wieder auf.  Aber was passiert, wenn sie immer wieder kommen oder gar nicht mehr weg gehen? Lange Zeiten der Arbeitsunfähigkeit drohen. Wer länger als 6 Monate wegen Rückenschmerzen aus dem Job raus ist, schafft es selten wieder in den Beruf zurück. Deshalb ist es wichtig die Schmerzursache zu finden und frühzeitig mit der geeigneten Therapie zu beginnen.

Die Ursachen von Rückenschmerzen können einerseits begründet sein in sog. spezifischen Erkrankungen. Hierbei finden sich konkrete krankhafte Veränderungen am Organ der Wirbelsäule, so z.B. eine Entzündung, eine Instabilität, ein Wirbelbruch, ein Tumor oder ein Bandscheibenvorfall mit Nervendruck.

Weitaus häufiger finden sich dagegen sog. nicht-spezifische Rückenschmerzen. Hier lässt sich die genaue Ursache der Beschwerden nicht definieren. Vielmehr erscheint in diesen Fällen die Balance sowohl im körperlichen Bereich als oftmals auch im psychischen Bereich nicht mehr gegeben zu sein. Als Auslöser dieser Beschwerden gilt u.a. eine Fehlbelastung der Wirbelsäule z.B. verursacht durch das Tragen schwerer Lasten oder durch monotone Körperhaltungen.  Auch allgemein fehlende körperliche  Bewegung, übertriebene sportliche Belastung oder auch ein erhebliches Übergewicht werden als Auslöser verantwortlich gemacht. Aber auch akute oder chronische, seit Jahren bestehende, psychische oder soziale Belastungsfaktoren können regelmäßig im Zusammenhang mit Rückenschmerzen beobachtet werden. Faktoren sind hier oft ein hoher Leistungsdruck am Arbeitsplatz, soziale Konflikte im beruflichen oder privaten Umfeld, oder existenzielle wirtschaftliche Ängste.

Der Vorsitzende der Kommission konservative Wirbelsäulentherapie der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG), Professor Dr. Karl-Stefan Delank, berichtet, dass die richtige Diagnose meistens schon durch eine gute und umfassende Beschreibung des Beschwerdebildes, eine gezielte krankheitsbezogene Familien- und Berufsanamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung  durch den Wirbelsäulenspezialisten gestellt werden kann. Bildgebende Untersuchungen (Röntgen/MRT/CT) sind nur dann sinnvoll, wenn nach einer 6-wöchigen Behandlung die Beschwerden immer noch vorhanden sind oder aber Warnhinweise vorliegen für eine Fraktur/Entzündung/Tumor oder Nervenschädigung. Nach Aussage von Professor Delank wird es bei sog. chronischen Rückenschmerzen (>12 Wochen) immer schwieriger, die ursprüngliche Ursache herauszufinden. Körperliche Veränderungen an der Wirbelsäule und psychische sowie soziale Belastungsfaktoren vermischen sich immer mehr und lassen sich dann oftmals nur noch unzureichend trennen.

Tag der Rückengesundheit: „Balance halten – Rücken stärken“

Vor diesem Hintergrund ist nicht nur die frühzeitige Behandlung, sondern vor allem die Prävention von entscheidender Bedeutung. Das diesjährige Motto am Tag der Rückengesundheit ist „Balance halten – Rücken stärken“: dieses unterstreicht die Notwendigkeit, das Leben körperlich aktiv zu gestalten und auf ein gesundes Gleichgewicht zu achten.

Der unkomplizierte akute Rückenschmerz lässt sich durch eine kurzweilige Schonung und muskelentspannende Maßnahmen gut behandeln. Bettruhe ist allerdings nicht zu empfehlen! Ausreichend Bewegung ist notwendig, evtl. unter kurzfristiger Einnahme eines schmerzlindernden Medikamentes, um Schonhaltungen zu vermeiden, Bandscheiben und Muskeln ausreichend zu ernähren und Muskelverspannungen entgegen zu wirken. Ambulante physiotherapeutische Behandlungen können zusätzlich eingesetzt werden. Bei einem chronischen Rückenschmerz muss immer ein Team aus verschiedenen Fachdisziplinen und Therapeuten in die Diagnostik und Therapie aktiv einbezogen werden. So gelingt es eine sog. multimodale Therapie durchzuführen, die heutzutage als Standardbehandlung bei diesen Patienten anzusehen ist.

Nur bei spezifischen Rückenschmerzen deren Ursache z.B. eine Entzündung, eine Wirbelfraktur, ein Tumor oder ein Bandscheibenvorfall mit Nervenkompressionserscheinungen oder eine andere organisch fassbare Wirbelsäulenveränderungen ist, kann die operative Therapie sinnvoll sein.

Die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG) weist zum Tag der Rückengesundheit darauf hin, dass der Prävention von Rückenschmerzen eine ganz entscheidende Bedeutung zukommt und unterstützt daher das diesjährige Motto ausdrücklich. Bei bereits eingetretenen Rückenschmerzen ist jedoch eine frühzeitige und konsequente konservative Therapie notwendig. Gleichzeitig macht sie aber auch darauf aufmerksam, dass manche Wirbelsäulenerkrankungen sehr erfolgreich durch moderne operative Behandlungsmaßnahmen behandelt werden können oder gar müssen.

Related Articles

Aktuell

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...
- Advertisement -

Latest Articles

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...

Medikamente können die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigen

Vorsicht im Verkehr: Die Einnahme mancher Medikamente können die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigen, weil sie beispielsweise die Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr herabsetzen. Die Einnahme bestimmter Medikamente...