Freitag, April 19, 2024

Stroke Action Plan for Europe (SAP-E) – eine gemeinsame Stimme im Kampf gegen Schlaganfall in Europa

Schlaganfall-Experten und Patienten-Fürsprecher haben in Brüssel gemeinsam den europäischen Aktionsplan » Stroke Action Plan for Europe (SAP-E) « ausgerufen.

Im Grunde genommen beschreibt der » Stroke Action Plan for Europe « bestimmte Versorgungsziele bis zum Jahr 2030. Unter dem Strich verursacht der Schlaganfall bislang großes Leid und hohe Kosten. Und zwar treten mehr als eine Million Schlaganfälle jährlich auf, davon 460000 Sterbefälle. Zudem leiden rund zehn Millionen Menschen an den Folgen eines Schlaganfalls in Europa. Experten schätzen dazu, dass diese Zahl in der nächsten Generation um 26 Prozent steigt. Doch nicht nur die medizinische Versorgung und das Wohl der Patienten haben die European Stroke Organisation (ESO) und die Stroke Alliance for Europe (SAFE) im Blick. Schon jetzt betragen die gesellschaftlichen Kosten des Schlaganfalls in der EU geschätzte 60 Milliarden Euro. Nach einer Oxford-Studie werden sie bis 2040 auf 86 Milliarden steigen.

 

Stroke Action Plan for Europe auch wegen unterschiedlicher Situationen zur Versorgung so wichtig

Die Versorgungssituation in den Staaten Europas ist sehr unterschiedlich. Gute Strukturen existieren vornehmlich in den Ländern Nord-, West- und Mitteleuropas. Entwicklungsbedürftig dagegen sind die Strukturen in vielen Ländern Ost- und Südeuropas. Professor Martin Dichgans (München), Präsident der ESO, hält den nun vorgelegten Stroke Action Plan for Europe auch deshalb für wichtig.

„Wir brauchen einen einheitlichen Ansatz für die Schlaganfall-Behandlung und das Schlaganfall-Management. Um Ungleichheiten zwischen den europäischen Ländern, die sich durch die Pandemie verstärkt haben, zu überwinden.“

 

Akutbehandlung auf Stroke Units

Mit dem Stroke Action Plan rufen die europäischen Organisationen die Gesundheitsminister der Länder auf, sich bis zum Jahr 2030 verbindliche Ziele für die Schlaganfall-Versorgung zu setzen.

So fordern ESO und SAFE, die Bemühungen zur Prävention deutlich zu erhöhen, um die Zahl der Schlaganfälle um zehn Prozent zu senken. Und die Akutversorgung des Schlaganfalls soll deutlich verbessert werden. Ziel ist es, 90 Prozent der Patienten auf spezialisierten Stationen (Stroke Units) zu versorgen. Diesem Ziel kommt Deutschland schon heute nahe, DSG und Schlaganfall-Hilfe haben in den vergangenen Jahren mehr als 330 Stroke Units zertifiziert. Einige andere Länder verfügen über nicht einmal zehn solcher Stationen.

 

Deutschland will die Nachsorge stärken

Diese Ungleichheiten sehen jedenfalls auch ESO und SAFE. Deshalb lautet ein weiteres Ziel des Aktionsplans, dass alle Länder nationale Schlaganfall-Pläne und -Strategien festlegen. Und zwar um ihr Vorgehen den Verhältnissen anzupassen.

Nationale Koordinatoren des Stroke Action Plans für Deutschland sind Professor Jürgen Faiss für die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und Dr. Markus Wagner für die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Gemeinsam wollen beide Organisationen in den kommenden Jahren an einem nationalen Plan arbeiten.

Nachdem die Akutversorgung bereits auf einem sehr guten Stand ist und auch die Rehabilitation in den vergangenen Jahren große Fortschritte machte, liegt jetzt ein besonderes Augenmerk auf der Nachsorge. Die DSG gründete bereits unter Beteiligung der Schlaganfall-Hilfe eine Nachsorgekommission.

 

Fachärztliche neurologische Betreuung und Schlaganfall-Lotsen von zentraler Bedeutung

Mittelfristiges Ziel einer verbesserten Schlaganfall-Nachsorge in Deutschland ist es, die Sekundärprävention zu verbessern und Komplikationen nach Schlaganfall zu vermeiden oder früh zu erkennen, damit Patienten eine höhere Lebensqualität erreichen und seltener wiederholte Schlaganfälle erleiden.

Schließlich könnten eine engere fachärztlich-neurologische Betreuung und sogenannte Schlaganfall-Lotsen zentrale Bestandteile einer verbesserten Struktur sein. Hierzu sind solche bereits in zahlreichen Projekten an verschiedenen Orten Deutschlands im Einsatz.


Quelle:

Statement: Stroke Action Plan for Europe (SAP-E) – eine gemeinsame Stimme im Kampf gegen Schlaganfall in Europa. Prof. Dr. med. Jürgen H. Faiss Geschäftsführer der DSG e.V., Berlin. Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) zum Weltschlaganfalltag am 29. Oktober 2021

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...