Donnerstag, April 25, 2024

Strahlentherapie und Chemotherapie beim Hirntumor Glioblastom

Beim Hirntumor Glioblastom kann die Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie auch bei älteren Patienten sicher und effektiv eingesetzt werden.

Der seltene, aber äußerst bösartige Hirntumor Glioblastom kann durch die Kombination aus Chemotherapie und Radiotherapie nach der Operation zurückgedrängt werden. Eine aktuelle Studie zeigt, dass auch hochbetagte Patienten davon profitieren. Bislang erhielten die Betroffenen mit dem Hirntumor Glioblastom – gestützt auf einen Gentest – entweder eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie. Eine gleichzeitige Radiotherapie kombiniert mit Temozolomid hat die Überlebenszeit dieser Patientengruppe verlängert. Experten empfehlen die Radiochemotherapie unabhängig vom Alter der Patienten und unterstützen weitere Studien zur Bedeutung des Biomarkers MGMT.

 

Strahlentherapie und Chemotherapie können beim Hirntumor Glioblastom die Lebenszeit verlängern und die Lebensqualität verbessern

Die meisten Menschen mit einem Hirntumor Glioblastom sind über 65 Jahre alt, wenn ihr Hirntumor entdeckt wird. Eine Operation kann den Tumor in der Regel nicht heilen. Strahlentherapie und Chemotherapie kann beim Hirntumor Glioblastom jedoch die Lebenszeit verlängern und bei den meisten Patienten auch die Lebensqualität verbessern. Die Behandlung ist jedoch anspruchsvoll und die Nebenwirkungen von Strahlen- und Chemotherapie können sich verstärken.

Im Grunde genommen war man bisher sehr zurückhaltend, die Strahlentherapie in Kombination mit Chemotherapie älteren Patienten anzubieten. Zumal diese häufig Begleiterkrankungen haben, die die Verträglichkeit der Behandlung verschlechtern können.

Diese Vorbehalte wurden durch die Ergebnisse einer Studie aus Kanada ausgeräumt. Dort erhielten 562 Patienten im Alter zwischen 65 und 90 Jahren nach der Operation eines Glioblastoms eine verkürzte Strahlentherapie. Die Hälfte der Studienteilnehmer erhielt zudem eine Chemotherapie mit dem Wirkstoff Temozolomid.

Die Kombination von Strahlen- und Chemotherapie hat zwar einige Nebenwirkungen, wie Übelkeit und Erbrechen, verstärkt, die Lebensqualität hat jedoch insgesamt nicht gelitten. Für die meisten Patienten ist es zudem entscheidend, dass der Tumor möglichst lange zurückgedrängt wird und sie länger leben. Beides ist in der Studie gelungen.

Das progressionsfreie Überleben stieg von 3,9 auf 5,3 Monate und das Gesamtüberleben von 7,6 auf 9,3 Monate. Für Experten zeigt die Studie, dass es beim Hirntumor Glioblastom von Anfang an auf eine möglichst entschlossene Therapie ankommt, bestehend aus maximaler Operation, ausreichend dosierter Strahlentherapie und gleichzeitiger Chemotherapie.

Experten sind davon überzeugt, dass die kanadische Studie die Behandlung von älteren Patienten mit Glioblastom verändern wird. Bei allen älteren Patienten wird vor der Therapie im Tumorgewebe nach dem Biomarker MGMT-Promotor-Methylierung gesucht. Dieser zeigt an, ob ein Patient eher von der Strahlentherapie oder von der Chemotherapie mit Temozolomid profitiert.

 

Widersprüchliche Studienergebinsse

In der kanadischen Studie hat die Bestrahlung die Ergebnisse der Chemotherapie jedoch auch bei Patienten mit ungünstiger MGMT-Situation verbessert. Wenngleich auch in einem geringeren Ausmaß. Alle Patienten hatten profitiert, wenngleich in unterschiedlichem Umfang. Auf den Biomarker MGMT sollte nur getestet werden, wenn die Behandler eine Konsequenz daraus ziehen wollen.

Offen sind noch Dauer und Dosis der Strahlentherapie. In der Studie hatten die Patienten eine Gesamtdosis von 40 Gray erhalten, verteilt auf 15 Einzelbestrahlungen. In unseren Breiten ist eine Dosis von 60 Gray verteilt auf 30 Termine die Regel. Eine Verkürzung auf 15 Tage ist für viele Experten nur für ältere Patienten mit einem schlechteren Allgemeinzustand eine gute Option.

Wir wissen, dass die standardfraktionierte mit der hypofraktionierten Strahlentherapie in dieser Situation gleichwertig ist, aber nicht, ob dies auch für die Kombitherapie zutrifft. Bei der verkürzten Strahlentherapie wird auch die Zeit der Chemotherapie halbiert. Daher sollte, wenn es der Allgemeinzustand der Patienten zulässt, kein verkürztes Schema angeboten werden.

 

Zur Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.


Literatur:

Perry, JR et al. Short-Course Radiation plus Temozolomide in Elderly Patients with Glioblastoma. N Engl J Med 2017;376:1027-37. DOI: 10.1056/NEJMoa1611977.


Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) und die NOA – Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.

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