Donnerstag, April 25, 2024

Stereotaktische Bestrahlung bei Lungenkrebs mit guter Wirkung

Die stereotaktische Bestrahlung bei Lungenkrebs zeigt auch im Frühstadium der Erkrankung eine gute Wirkung und ist eine effektive Alternative zur Operation.

Die Anwendung von Bestrahlung bei Lungenkrebs im Frühstadium – in Form der stereotaktischen ablativen Radiotherapie – konnte in ersten klinischen Studien bessere Ergebnisse erzielen als eine Operation. Bei der untersuchten, eingesetzten Methode handelt es sich um eine relativ neue Technik, die eine millimetergenaue Bestrahlung von Tumoren ermöglicht. Experten sehen diese stereotaktische Bestrahlung bei Lungenkrebs als eine schonende Alternative zur Operation.

 

Lungenkrebs wird oft zu spät erkannt

Da Lungenkrebs anfangs keine Beschwerden verursacht, entdecken Ärzte und Betroffene die Erkrankung in vielen Fällen erst spät. Dann ist die Aussicht auf Heilung nicht gut. Das Lungenkarzinom ist daher die mit Abstand häufigste Krebstodesursache bei Männern (mit einem Anteil von 25 Prozent) und die dritthäufigste bei Frauen (mit 14 Prozent).

 

Standardtherapie versus stereotaktische Bestrahlung bei Lungenkrebs

Ein Lungenkrebs im Frühstadium kann jedoch häufig geheilt werden. Die Standardtherapie ist derzeit eine sogenannte Lobektomie. Die Chirurgen entfernen dabei den gesamten Lungenlappen, in dem sich der Tumor befindet, sowie die benachbarten Lymphknoten. Bis dato hat man die Heilungschancen durch die Operation höher eingestuft als bei einer Radiotherapie. Bei der Bestrahlung kann man nicht prüfen, ob alle Krebszellen durch die Strahlung abgetötet wurden.

Eine Bestrahlung bei Lungenkrebs erhalten derzeit vorwiegend Patienten, für die eine Operation zu riskant wäre. wird durch Die Ergfolge der stereotaktischen ablativen Radiotherapie (SABR) stellen diese Einschätzung zunehmend infrage. Denn die stereotaktische Bestrahlung kann die Strahlen millimetergenau auf den Tumor fokussieren.

Die stereotaktische Bestrahlung bei Lungenkrebs – die stereotaktische ablative Radiotherapie (SABR) – scheint verglichen mit der Operation zumindest gleichwertig zu sein, meinen die Experten.

Es sind deshalb wesentlich höhere Strahlendosierungen möglich. Die Erfahrungen bei inoperablen Patienten haben gezeigt, dass die Tumorkontrolle und damit die Chance auf eine Heilung bei über 90 Prozent liegen, so Experten. Rückblickende Vergleiche hatten diese Einschätzung auch für operable Patienten in den letzten Jahren zunehmend gestützt.

 

Drei aussichtsreiche Studien zur stereotaktischen Bestrahlung bei Lungenkrebs

Drei Studien haben aktuell Operation und stereotaktische Bestrahlung bei Lungenkrebs direkt und mit zufälliger – randomisierter – Zuteilung bei Patienten verglichen, die noch operiert werden konnten. Alle Studien mussten vorzeitig abgebrochen werden, weil zu wenige Patienten sich auf einen solchen Vergleich einlassen wollten. Die Angst, eventuell durch eine Radiotherapie die Chance einer sicheren Heilung aufzugeben oder die Furcht vor einer eingreifenden Operation, waren im Einzelfall zu groß.

Forscher aus den Niederlanden haben die Daten von 58 Patienten aus zwei der drei Studien näher untersucht. Die 2015 in der Fachzeitschrift Lancet Oncology veröffentlichten Ergebnisse zeigten, dass die Bedenken bezüglich der Therapie mit Bestrahlung bei Lungenkrebs unbegründet sind.

Nach der Operation starben in den ersten drei Jahren sechs von 27 Patienten, davon zwei am ursprünglichen Lungenkrebs und einer an einem neu entstandenen Lungenkrebs. Unter den 31 Patienten, die eine stereotaktische Bestrahlung erhalten hatten, gab es nur einen Todesfall. Hier war der Tumor trotz Radiotherapie weiter gewachsen.

 

Bestrahlung im Vergleich mit der Lungenoperation die schonendere Therapie

Es ist noch nicht endgültig geklärt, ob die Radiotherapie mit SABR der Operation gleichwertig oder überlegen ist. Sie ist aber für viele Patienten die schonendere Therapie. Eine Lungenoperation kann auch für körperlich fitte Patienten eine große Strapaze sein. Der Verlust von einem der insgesamt fünf Lungenlappen beschränkt auf Dauer die Sauerstoffzufuhr, was langfristig die Lebensqualität der Patienten herabsetzen kann.


Literatur

J. Y. Chang, S. Senan, M. A, Paul et al. Stereotactic ablative radiotherapy versus lobectomy for operable stage I non-small-cell lung cancer: a pooled analysis of two randomised trials. Lancet Oncol 2015; 16: 630–37. DOI: 10.1016/S1470-2045(15)70168-3.


Quelle: DEGRO – Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie

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