Donnerstag, März 28, 2024

Starker Anstieg der Puumala Virus-Infektionen in Österreich

Puumala Virus-Infektionen verursachen plötzlich auftretendes hohes Fieber mit Kopfschmerzen, Schüttelfrost und reduziertem Allgemeinbefinden, meist gefolgt von starken Bauch-, Flanken- oder Rückenschmerzen.

Im heurigen Jahr wurden bisher 114 Puumalavirus Erkrankungsfälle nachgewiesen. Ähnlich viele Fälle gab es auch in den entsprechenden Zeiträumen der Jahre 2012 und 2019 (109 bzw. 97 Fälle). Es ist daher für 2021 mit etwa 250 Puumala Virus-Erkrankungen zu rechnen. Die epidemiologischen Daten der letzten 14 Jahre zeigen, dass die Anzahl an Puumala Virus-Infektionen von Jahr zu Jahr unterschiedlich ist. Während in vielen Jahren weniger als 40 Infektionen diagnostiziert wurden, waren es in den Jahren 2007, 2014 und 2017 etwa 80 Fälle und in den Jahren 2012 und 2019 mehr als 250 Fälle.

 

Puumalaviren in Rötelmäusen

Die Höhe der Fallzahlen wird maßgeblich von der Populationsdichte der Rötelmäuse bestimmt. Diese scheiden das Puumalavirus im Rahmen einer asymptomatischen Infektion monatelang über Speichel, Kot und Urin aus. Und die Ansteckung des Menschen erfolgt vor allem durch das Einatmen von virushaltigem Staub. Wenig bzw. längere Zeit unbewohnte Häuser, wie z.B. Wochenendhäuser, Jagdhütten, Almhütten und wenig frequentierte Bereiche von am Waldrand gelegenen Wohnhäusern, sowie angrenzende Ställe, Schuppen, Garagen, Werkräume, Dachböden und Keller sind bevorzugte Ziele für das Eindringen der Rötelmäuse.

Häufig erfolgen Diagnostik von Puumala Virus-Infektionen durch Tätigkeiten an solchen Orten. Zur Vermeidung einer Ansteckung wird in Endemiegebieten vor allem für die Reinigung der von Mäusen befallenen Räumen das Tragen von Handschuhen, Atemmaske und das Vermeiden von Staubaufwirbelung (feuchtes Wischen) empfohlen.

 

Abbildung: Puumala Virus-Infektionen in Österreich pro Quartal
Abbildung: Puumala Virus-Infektionen in Österreich pro Quartal

 

Auch wenn die Rötelmaus in ganz Österreich beheimatet ist, kommen Puumalavirus- infizierte Rötelmäuse und die damit verbundenen Puumala Virus-Infektionen beim Menschen regional unterschiedlich vor. Die meisten Infektionen konnte man in der Steiermark vor allem in der Südoststeiermark, Kärnten, Südburgenland und in Oberösterreich im Bezirk Rohrbach nachweisen.

Auch in diesem Jahr ist die Steiermark mit 92% der Fälle am stärksten betroffen. Im Burgenland wurden 5 Fälle nachgewiesen. Weiter 2 Fälle in Oberösterreich und bei 1 Person aus Wien ist der Infektionsort unbestimmt. Die wahrscheinlichsten Infektionsorte des Jahres 2021 sowie aller bisher bestätigten Puumala-Fälle sind in der Österreich Grafik (Einstiegsbild oben) ersichtlich.

Von den Diagnostik von Puumala Virus-Infektionen des Jahres 2021 sind, wie schon in den vergangenen Jahren, mit 72% jedenfalls hauptsächlich Männer betroffen. Das durchschnittliche Alter der bisher Erkrankten beträgt 47 Jahre, wobei der jüngste Patient 17 Jahre, der älteste 86 Jahre alt war.

 

Symptome

Im Grunde genommen führen Puumala Virus-Infektionen zu plötzlich auftretendem hohem Fieber mit Kopfschmerz, Schüttelfrost und reduziertem Allgemeinbefinden, meist gefolgt von starken Bauch-, Flanken- oder Rückenschmerzen als Zeichen der Nierenbeteiligung. Die Nierenfunktionsstörung kann zu einem akuten Nierenversagen führen. Und in 4% der Erkrankten ist eine vorübergehende Akutdialyse notwendig.

Eine Thrombozytopenie, sowie eine CRP-Erhöhung und Leukozytose werden häufig nachgewiesen. Die Erkrankung, auch als „Nephropathia epidemica“ bezeichnet, heilt üblicherweise ohne bleibende Schäden aus und führt sehr selten (ca. in 0,5%) zum Tod. Im Jahr 2021 hat es bisher keinen Todesfall durch eine Puumalavirus Infektion gegeben.

 

Diagnostik bei Puumala Virus-Infektionen

Die Diagnostik von Puumala Virus-Infektionen erfolgt durch den Nachweis spezifischer IgM- sowie IgG-Antikörper im Serum. Antikörper können wenige Tage nach Krankheitsbeginn und in jedem Fall bei Auftreten der Nierenfunktionsstörung nachgewiesen werden. In der ersten Krankheitswoche können die Puumalaviren auch direkt mittels PCR im Blut detektiert werden.


Quelle:

logo-virusepidemiologische-informationenVIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION NR. 12/21. Prof. Dr. Stephan Aberle.

Department für Virologie der Med. Universität Wien.

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