Montag, März 18, 2024

Hämatopoetische Stammzelltransplantation bei schwerer Sklerodermie

Die hämatopoetische Stammzelltransplantation könnte nach über 40 Jahren die erste neue Therapie zur Verbesserung des Überlebens bei Patienten mit schwerer Sklerodermie sein.

Die systemische Sklerodermie – systemische Sklerose – ist eine entzündliche, rheumatische Systemerkrankung. Man zählt sie auch zu den Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen). Die sehr seltene Multiorganerkrankung geht mit einer Sklerosierung von Haut und Unterhaut sowie einer Beteiligung zahlreicher innerer Organe – wie Herz, Lunge, Magen-Darm und Nieren – und der Gefäße einher. Die systemische Sklerodermie tritt meist zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr auf, wobei Frauen 10-bis 15mal so häufig betroffen sind wie Männer. Ein neuer Ansatz zur Stammzelltransplantation (SCOT), die hämatopoetische Stammzelltransplantation, könnte seit mehr als vier Jahrzehnten die erste neue Behandlung zur Verbesserung des Überlebens bei Patienten mit schwerer Sklerodermie darstellen.

 

Chemotherapie und Bestrahlung nebst Stammzelltransplantation in der Behandlung von schwerer Sklerodermie

In einem experimentellen Verfahren wird Chemotherapie und Bestrahlung eingesetzt, um das körperlich gestörte Immunsystem zu zerstören und es dann durch eine Stammzelltransplantation wieder neu aufzubauen. Die Stammzellen werden zuvor aus dem eigenen Blut des Patienten entnommen und nach der Chemotherapie dem Patienten wieder transplantiert.

In einer klinischen Studie war die Stammzelltransplantation effektiver als die bestehende Behandlung und verbesserte das Überleben signifikant. Auch die Lebensqualität verbesserte sich massiv. Das ist ein großer Fortschritt in der Behandlung von schwerer Sklerodermie.

 

Sklerodermie-Studie zur Stammzelltransplantation

Die zitierte SCOT-Studie verglich die Behandlung mit dem problematischen Zytostatikum Cyclophosphamid mit dem neuen Ansatz der Stammzelltransplantation bei Skerodermie-Patienten. 34 Versuchsteilnehmer erhielten Cyclophosphamid, während 33 die Stammzelltransplantation erhielten. Wobei alle Studienteilnehmer an einer schweren Sklerodermie litten, die ihre Lungen oder Nieren beeinträchtigte.

Nach 72 Monaten blieben 86 Prozent derjenigen, die die Stammzelltransplantation erhielten, am Leben, verglichen mit nur 51 Prozent derjenigen, die Infusionen von Cyclophosphamid erhielten.

Nach viereinhalb Jahren hatten die Skerodermie-Patienten, die eine Stammzelltransplantation erhielten, insgesamt signifikant bessere Ergebnisse als diejenigen, die Cyclophosphamid erhielten.

Hinzu kam, dass 44 Prozent der Teilnehmer aus der Cyclophosphamid-Gruppe damit begannen, Antirheumatika gegen das Fortschreiten der Sklerodermie zu nehmen. Und zwar verglichen mit nur 9 Prozent der Skerodermie-Patienten mit Stammzelltransplantation. Die Schwere der Nebenwirkungen und die Gesamtinfektionsraten waren ähnlich.

Die Forscher stellten aber auch fest, dass ihre Studie Einschränkungen hatte, die darauf hindeuten, dass die Ergebnisse vermutlich nicht für alle Patienten mit Sklerodermie gelten.

 

Künstliche Intelligenz mit maschinellem Lernen soll die Reaktion von Patienten auf die Stammzelltransplantation bei schwerer Sklerodermie voraus

Die Sklerodermie-Studie zum Vergleich von Cyclophosphamid mit der Stammzelltransplantation zeigte jedenfalls den klinischen Nutzen einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation im Vergleich zu Cyclophosphamid.

In einer nachfolgenden Analyse haben die Wissenschaftler verschiedene PBC-Proben mit peripheren Blutzellen aus der klinischen SCOT-Studie auf die Hypothese untersucht. Dabei sollten intrinsische Sklerodermie-Untergruppen eine langfristige Reaktion auf eine hämatopoetische Stammzelltransplantation vorhersagen. Und zwar analysierten die Forscher dazu die Genexpression von PBC-Proben, um ein unterschiedliches Ansprechen auf die Behandlung zu identifizieren. Es zeigte sich, dass man damit Patienten mit Sklerodermie identifizieren kann, die einen signifikanten Nutzen aus der hämatopoetischen Stammzelltransplantation ziehen.


Literatur:

Franks JM, Martyanov V, Wang Y, Wood TA, Pinckney A, Crofford LJ, Keyes-Elstein L, Furst DE, Goldmuntz E, Mayes MD, McSweeney P, Nash RA, Sullivan KM, Whitfield ML. Machine learning predicts stem cell transplant response in severe scleroderma. Ann Rheum Dis. 2020 Sep 15:annrheumdis-2020-217033. doi: 10.1136/annrheumdis-2020-217033. Epub ahead of print. PMID: 32933919.

Sullivan KM, Goldmuntz EA, Keyes-Elstein L, McSweeney PA, Pinckney A, Welch B, Mayes MD, Nash RA, Crofford LJ, Eggleston B, Castina S, Griffith LM, Goldstein JS, Wallace D, Craciunescu O, Khanna D, Folz RJ, Goldin J, St Clair EW, Seibold JR, Phillips K, Mineishi S, Simms RW, Ballen K, Wener MH, Georges GE, Heimfeld S, Hosing C, Forman S, Kafaja S, Silver RM, Griffing L, Storek J, LeClercq S, Brasington R, Csuka ME, Bredeson C, Keever-Taylor C, Domsic RT, Kahaleh MB, Medsger T, Furst DE; SCOT Study Investigators. Myeloablative Autologous Stem-Cell Transplantation for Severe Scleroderma. N Engl J Med. 2018 Jan 4;378(1):35-47. doi: 10.1056/nejmoa1703327. PMID: 29298160; PMCID: PMC5846574.


Quelle: Universität von Virginia

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