Donnerstag, März 28, 2024

Sprunggelenksverletzungen: tägliche Routine in der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis

Es gibt verschiedene Arten von Sprunggelenksverletzungen, die häufigste Sprunggelenksverletzung ist aber das Umknicken.

Bei Sprunggelenksverletzungen handelt es sich um Verletzungen, die das Sprunggelenk betreffen. Unter dem Strich führen Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle häufig zu Verletzungen im Bereich des Knöchels und Fußes. Dabei treten am häufigsten Zerrungen oder Verstauchungen auf, während Brüche seltener vorkommen. Diese Art von Verletzungen am Fuß und Sprunggelenk sind auch bei Arbeits- und Wegeunfällen häufig anzutreffen.

Besonders häufig ist das obere Sprunggelenk von solchen Verletzungen betroffen. Das Sprunggelenk besteht aus dem unteren Ende des Schienbeins (Tibia), dem Wadenbein (Fibula) und dem Sprungbein (Talus). Es ist ein komplexes Gelenk, das eine wichtige Rolle beim Gehen, Laufen und Springen spielt.

 

Ursachen für eine Sprunggelenksverletzung

Sprunggelenksverletzungen können auf verschiedene Arten auftreten, aber die häufigste Art ist die Distorsion, auch als »Umknicken« bekannt. Dabei kommt es zu einer übermäßigen Belastung oder Verdrehung des Sprunggelenks, was zu Bänderdehnungen oder -rissen führen kann. Dies kann mit Schmerzen, Schwellungen, Blutergüssen und eingeschränkter Beweglichkeit einhergehen.

Häufige Ursachen für Sprunggelenksverletzungen sind unvorteilhafte Bewegungsmuster beim Gehen oder Laufen, zum Beispiel aufgrund von unebenem Boden. Auch schnelle Richtungswechsel und Landungen nach Sprüngen bei Ballsportarten können Verletzungen verursachen.

Untersuchungen an menschlichen Kadavern sowie Bewegungsanalysen haben detailliert herausgearbeitet, welche Belastungen auf die verschiedenen Strukturen des Sprunggelenks und des Fußes wirken. Forschende konnten feststellen, dass schon geringe Abweichungen von der normalen Gelenkstellung ausreichen können, um Verletzungen auszulösen. Zusätzlich kann Übergewicht das Risiko für Sprunggelenksverletzungen erhöhen. Viele Menschen gehen nach einer weichteiligen Sprunggelenksverletzung oft erst gar nicht zum Arzt.

 

Behandlung einer Sprunggelenksverletzung

Die Behandlung von Sprunggelenksverletzungen hängt von der Art und Schwere der Verletzung ab. Das Verletzungsausmaß sollte man daher bereits im Rahmen der Erstversorgung minutiös untersuchen. Außerdem sollte man Vorverletzungen erfassen, um weitere Behandlungsschritte umgehend einzuleiten. Dazu gehören bei Knochenbrüchen die operative Versorgung oder Ruhigstellung.

In vielen Fällen kann eine konservative Behandlung mit Ruhe, Eis und Kompression ausreichen, um die Schwellung zu reduzieren und die Heilung zu fördern. Zudem können dann Physiotherapie und Rehabilitation dabei helfen, die Beweglichkeit und Stabilität des Sprunggelenks wiederherzustellen.

In einigen Fällen kann jedoch eine orthopädisch-unfallchirurgische Intervention erforderlich sein. Dies kann notwendig sein, um gerissene Bänder zu reparieren oder Knochenfragmente zu stabilisieren. Die Entscheidung für eine Operation hängt von der Art der Verletzung, der Aktivitätsniveau des Patienten und anderen individuellen Faktoren ab.

Die Versorgung von Sprunggelenksverletzungen erfordert jedenfalls eine individuelle Herangehensweise, da die Symptome und Behandlungsoptionen je nach Patient variieren können. Es ist wichtig, bei Verdacht auf eine Sprunggelenksverletzung einen Arzt aufzusuchen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und die bestmögliche Behandlung zu erhalten.

 

Operative Versorgung und Ruhigstellung

Bei Verletzungen des Weichteilgewebes, wie beispielsweise einer Kapsel-/Bandverletzung, wird empfohlen, eine ausreichend stabilisierende Sprunggelenkorthese anzulegen. Idealerweise handelt es sich dabei um eine geschnürte oder anpassungsfähige semirigide Orthese. Diese sollte für mindestens fünf Wochen getragen werden, um eine angemessene Stabilität und Unterstützung zu gewährleisten. Es ist wichtig, auch eine mögliche Verletzung der Syndesmose zu berücksichtigen, da diese die Bandverbindung der Knöchelgabel darstellt. Die Behandlung sollte entsprechend darauf abzielen, diese Verletzung angemessen zu behandeln und zu stabilisieren.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Notfallambulanzen, Hausärzten und niedergelassenen Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie ist von entscheidender Bedeutung, um eine umfassende Erstversorgung und eine angemessene Nachbehandlung sicherzustellen.

Es ist wichtig, den Verlauf und die Akzeptanz einer Hilfsmittelversorgung regelmäßig zu überprüfen, um Folgeschäden zu vermeiden.

Um weitere Verletzungen zu vermeiden, sollten Patienten auch über die Verwendung von Hilfsmitteln in risikoreichen Alltagssituationen sowie bei beruflichen und sportlichen Aktivitäten beraten werden. Ein regelmäßiges koordinatives Training kann ebenfalls dazu beitragen, erneuten Verletzungen vorzubeugen. Bei Übergewicht kann auch eine Gewichtsreduktion empfehlenswert sein.

 

Vorbeugung von Sprunggelenksverletzungen

Es ist wichtig, vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Sprunggelenksverletzungen besser bekannt zu machen und regelmäßig anzuwenden. Denn eine unbehandelte oder unzureichend behandelte Sprunggelenksverletzung verursacht häufig langanhaltende Beschwerden.

Eine chronische Instabilität mit wiederholtem Umknicken ist beispielsweise eine mögliche Folge einer unzureichend behandelten Sprunggelenksverletzung. Darüber hinaus können die Probleme letztendlich zu einem vorzeitigen Verschleiß des Gelenks führen.

Dies kann nicht nur die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, sondern auch zu enormen Folgekosten führen. Wiederholte Arbeitsunfähigkeit und sogar eine Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit können ebenfalls die Konsequenzen sein.

Im Grunde genommen kann man das Risiko wiederholter Verletzungen zwar durch Tapes oder Orthesen verringern. Jedoch ergab eine Langzeitstudie, dass immer noch 23 Prozent der Patienten, deren Sprunggelenk über einen Zeitraum von vier Wochen behandelt wurde, erneute Verletzungen erlitten. Bis zu 64 Prozent der Betroffenen haben drei Jahre nach einer Kapsel-/Bandverletzung des Sprunggelenks immer noch Beschwerden. Darüber hinaus waren 72 Prozent der Personen, die eine Verletzung am Sprunggelenk erlitten hatten, nicht mehr in der Lage, ihr vorheriges Aktivitätsniveau aufrechtzuerhalten.

 

Fazit

Generell ist es ratsam, bei jeder Sprunggelenksverletzung einen Facharzt aufzusuchen, um eine optimale Diagnostik und Behandlung gemäß den medizinischen Leitlinien sicherzustellen. Dies gewährleistet nicht nur eine angemessene Versorgung, sondern hilft auch dabei, Folgeschäden zu vermeiden. Zusätzlich können das regelmäßige Koordinationstraining und das Tragen von Sprunggelenkorthesen in risikoreichen Sportarten und Tätigkeiten dazu beitragen, erneute Verletzungen vorzubeugen. Diese Maßnahmen sind ebenso wichtig wie die Reduktion von Übergewicht, um das Sprunggelenk zu entlasten und eine schnellere Genesung zu fördern.


Literatur:

Delahunt E, et al. Clinical assessment of acute lateral ankle sprain injuries (ROAST). 2019 consensus statement and recommendations of the International Ankle Consortium. Br J Sports Med. 2018 Oct;52(20):1304-1310. doi: 10.1136/bjsports-2017-098885. Epub 2018 Jun 9.

Gribble PA, et al. 2016 consensus statement of the International Ankle Consortium: prevalence, impact and long-term consequences of lateral ankle sprains. Br J Sports Med. 2016 Dec;50(24):1493-1495. doi: 10.1136/bjsports-2016-096188. Epub 2016 Jun 3.


Quelle:

Sprunggelenksverletzungen – Warum sind sie so häufig? Wie werden sie optimal behandelt und sind sie vermeidbar? Professor Dr. med. Benita Kuni Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, Durchgangsärztin, Ortho-Zentrum Karlsruhe

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