Donnerstag, April 25, 2024

Sporttherapie für krebskranke Kinder

Individuelle Sporttherapie für krebskranke Kinder – TK und UKL starten bundesweit beispielgebendes Projekt zu Bewegungstherapie für kleine Krebspatienten

 

Für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist Bewegung ein elementarer Baustein. Wird der Alltag der Heranwachsenden von Krankheit und Therapien bestimmt, so können sich diese entwicklungshemmend auswirken. Um dem entgegenzusteuern, bietet das Leipziger Universitätsklinikum krebskranken Kindern und Jugendlichen eine hervorragende behandlungsbegleitende Sporttherapie an. Die begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigen diesen Therapieansatz. Als erste gesetzliche Krankenkasse übernimmt daher die Techniker Krankenkasse (TK) für ihre Versicherten die Kosten.

„Wir freuen uns sehr über diese finanzielle Unterstützung unseres Therapieangebotes, mit dem wir seit 15 Jahren als Pioniere auf diesem Gebiet vorangehen“, sagt Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig. “Auf diese Weise können wir diesen wichtigen Puzzlestein in der Behandlung krebskranker Kinder festigen und ausbauen“, so Fleig.

Das UKL bietet mit dem selbstentwickelten Konzept einer integrierten Sporttherapie allen Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen eine regelmäßige Bewegungstherapie an, abgestimmt auf das Alter und den Gesundheitszustand der Patienten. „Das reicht von Krafttraining im Fitnessraum bis zum Krabbel-Parcours für die Kleinsten“, erklärt Markus Wulftange. Der Sporttherapeut hat das Projekt mit entwickelt und betreut es seit 15 Jahren. Inzwischen wurde das Zusatzangebot zu einem festen, breit aufgestellten Therapiekonzept weiterentwickelt und wird derzeit wissenschaftlich evaluiert. Finanziert wurde das Sportangebot bisher mit Spenden des Vereins „Elternhilfe für krebskranke Kinder Leipzig e.V.“. „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass mit der TK jetzt die erste Krankenkasse die Wertigkeit dieser Therapie anerkennt und finanzieren wird“, so Wulftange. „Wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass es für Kinder mit Krebserkrankungen entscheidend ist, trotz ihrer Erkrankung möglichst viel Alltag bewahren zu können, und dazu gehört auch und gerade, in Bewegung zu bleiben“, ergänzt Prof. Holger Christiansen, Leiter der Abteilung für Kinderonkologie am UKL. „Bewegung ist wichtig für alle Körperfunktionen, und damit für die Psyche ebenso wie für den Körper, um die Heilung zu unterstützen“.

TK setzt auf „Sport als Therapie“

Die Techniker Krankenkasse fördert dieses Angebot, weil es nach der Klinikbehandlung die ambulante therapeutische Nachsorge fortsetzt und dabei die Eltern fest integriert. Überzeugt haben die Kasse vor allem die erfolgversprechenden Studienergebnisse, die optimalen Bedingungen vor Ort und das umfassende Gesamtkonzept. In all dem besteht das Neue und Einzigartige dieser Behandlungsform, mit dem sich das Leipziger Uniklinikum eine Spitzenposition erarbeitet hat, erklärt die Leiterin der TK Sachsen Simone Hartmann.

„Kinder brauchen unsere volle Zuwendung. Erst recht Kinder mit einer Krebserkrankung, die schon früh in ihrem Leben eine schwere Bürde tragen müssen. Bewegung schafft nachweislich einen wirksamen Ausgleich in dieser extremen Belastungssituation, erhält die körperliche Fitness oder baut sie auf. Sporttherapie beeinflusst die Behandlung sehr positiv“, so Simone Hartmann weiter.

Besonders die gelungene Verbindung zwischen Körperaktivität und psychischer Betreuung der Patienten und deren Eltern und Geschwister wird von der Kasse gelobt. So ist die Zusammenarbeit mit den Eltern essentiell für eine Nachhaltigkeit der Therapie. „Das Leipziger Projekt setzt mit diesem umfassenden Ansatz neue Maßstäbe in der ergänzenden Behandlung von krebskranken Kindern. Die Therapeuten und Ärzte in ihren Bemühungen zu unterstützen, ist uns auch ein emotionales Anliegen“, so Hartmann.

Jährlich werden am UKL ca. 50 neue Patienten in der Kinderonkologie behandelt, das Spektrum der Erkrankungen reicht von Leukämie bis zu seltenen Tumoren. Die Krankenhausaufenthalte dauern zwischen 6 und 8 Monaten. „In dieser Zeit versuchen wir mit unserem Therapieangebot den Bewegungsdrang der kleinen Patienten aufzufangen und aufrechtzuerhalten“, so Markus Wulftange.

Betreuung auch nach der Entlassung

Ein besonderer Aspekt ist neben der Therapie während der stationären Behandlung auch die Betreuung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. „Die Kinder sollen in den Alltag zurückfinden und nach der Extremerfahrung einer Krebserkrankung wieder Normalität leben können“, so Prof. Christiansen. Dazu gehört, den eigenen Körper als leistungsfähig zu erleben und innerhalb einer Gruppe zu agieren. Beides lässt sich mit Hilfe von Sportangeboten sehr gut umsetzen. „Wir begleiten unsere Patienten daher auch nach der eigentlichen Therapie, um sie wieder fit zu machen und die Reintegration in die Gemeinschaft Gleichaltriger zu unterstützen“, so Wulftange. Auf diese Weise betreut der Sporttherapeut seine Patienten oft bis zu zwei Jahre lang – zuerst auf Station und später ambulant in der Nachsorge.

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