Freitag, April 19, 2024

Sport und Bewegung bei Brustkrebs erhöht die Überlebenschancen

Sport und Bewegung verbessern bei Brustkrebs die Überlebenschancen. Auch wenn Frauen erst nach der Diagnose ausreichend körperlich aktiv werden.

Im Grunde genommen kann ausreichend körperliche Aktivität, Sport und Bewegung, bei Brustkrebs die Überlebenschancen erhöhen. Dies gilt selbst dann, wenn zuvor nicht sportliche Frauen erst nach der Diagnose ausreichend körperlich aktiv wurden. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum anhand von Daten der MARIE-Studie.

 

MARIE-Studie zu den Auswirkungen von Sport und Bewegung bei Brustkrebs

Viele Studien deuten darauf hin, dass sich körperliche Aktivität vor einer Brustkrebs-Diagnose günstig auf das Überleben der Frauen auswirkt. Dies ist vor allem für Brustkrebs belegt, der nach den Wechseljahren auftritt. Doch bislang wurde selten untersucht, welchen Einfluss körperliche Aktivität nach der Diagnose auf die Prognose von Brustkrebs hat. Auch die Frage, ob und wie sich Änderungen der körperlichen Aktivität aufgrund der Diagnose auf das Brustkrebs-Überleben auswirken, ist noch sehr wenig erforscht.

Um hier mehr Erkenntnisse zu sammeln, untersuchten Epidemiologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum um Jenny Chang Claude und Audrey Jung nun die Daten von 3813 Teilnehmerinnen der MARIE-Studie. Die Studienteilnehmerinnen, die alle nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankt waren, wurden zwischen 2002 und 2005 in die prospektive Kohortenstudie eingeschlossen und bis 2015 nachbeobachtet. Ihr Aktivitätsniveau vor der Diagnose wurde bei Studieneintritt erfasst, das Niveau nach der Diagnose bei Befragungen im Jahr 2009.

Dazu haben die Forscherinnen Daten zu Freizeitsport wie Schwimmen, Aerobic und Nordic Walking erfasst. Um die einzelnen Aktivitäten besser vergleichen zu können, berechneten sie für jede Sportart mit Hilfe der so genannten metabolischen Äquivalente, kurz MET, den Energieverbrauch. Der Grenzwert, den die Richtlinien des World Cancer Research Fund als ausreichend für einen gesunden Lebensstil empfehlen, liegt bei 7,5 MET-Stunden/Woche.

 

Dies entspricht mindestens 7,5 MET-Stunden/Woche

Das bedeutet mindestens 150 Minuten pro Woche körperliche Aktivität mittlerer Intensität. Oder 75 Minuten pro Woche körperliche Aktivität hoher Intensität. Oder eine gleichwertige Kombination von beiden. Das empfiehlt der World Cancer Research Fund in seinen aktuellen Richtlinien für einen gesunden Lebensstil (https://www.wcrf.org/dietandcancer/cancer-survivors).

 

Wesentliche Ergebnisse

  • – Frauen, die weder vor noch nach der Diagnose Sport ausgeübt haben (0 MET-Stunden/Woche) hatten ein höheres Sterblichkeitsrisiko als Frauen, die sowohl vor als auch nach der Diagnose ausreichend Sport getrieben haben (≥7.5 MET-Stunden/Woche). Dies galt sowohl für die Brustkrebs-spezifische als auch die allgemeine Sterblichkeit.
  • – Zunächst weniger sportliche Frauen, die erst nach der Diagnose ausreichend Sport getrieben haben (≥7,5 MET-Stunden/Woche), hatten eine günstigere Prognose als Patientinnen, die weder vor noch nach der Diagnose ausreichend aktiv waren (<7,5 MET-Stunden/Woche).

Diese Ergebnisse sind unabhängig von anderen prognostischen und Lebensstil-Faktoren, die man in der Analyse berücksichtigte. Jedenfalls hat die Arbeit ergeben, dass Brustkrebs-Überlebende, die mindestens 150 Minuten pro Woche eine mäßig intensive sportliche Aktivität ausüben, eine bessere Prognose haben als Frauen, die nicht ausreichend körperlich aktiv waren. Das Bemerkenswerte daran ist: Dieser Effekt ist unabhängig davon, wie viel Sport die Frauen vor der Erkrankung ausgeübt haben.

 

Überlebenschancen nach Brustkrebs verbessern

Das bestätigt erneut, wie wichtig körperliche Aktivität ist, um die Überlebenschancen nach Brustkrebs zu verbessern. Und zwar gilt das nach den vorliegenden Ergebnissen möglicherweise sogar in besonderem Maße für Frauen, die vor ihrer Erkrankung noch nicht ausreichend Sport getrieben haben.

In dieser Gruppe sehen die Forscher, dass die Aufnahme einer ausreichenden körperlichen Aktivität das Sterblichkeitsrisiko sogar nahezu halbiert hat. Die beiden Wissenschaftlerinnen betonen jedoch, dass diese Ergebnisse durch weitere Studien bestätigt werden müssen.

Vergleichbare Empfehlungen veröffentlicht auch die Weltgesundheitsorganisation.


Literatur:

Audrey Y. Jung, Sabine Behrens, Martina Schmidt, Kathrin Thoene, Nadia Obi, Anika Hüsing, Axel Benner, Karen Steindorf, Jenny Chang-Claude. Pre- to postdiagnosis leisure-time physical activity and prognosis in postmenopausal breast cancer survivors. Breast Cancer Research 2019; DOI: 10.1186/s13058-019-1206-0


Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

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