Donnerstag, April 25, 2024

Sphenopalatine Ganglion Stimulation: Therapie bei Cluster-Kopfschmerz

Die Sphenopalatine Ganglion Stimulation stellt eine aussichtsreiche neue Therapie-Option für Patienten mit schwerem Cluster-Kopfschmerz dar.

Unter dem Strich gehört der Cluster-Kopfschmerz zu den schwersten Kopfschmerzerkrankungen, wobei auch die Therapie sehr schwierig ist. Der Kopfschmerzcharakter wird jedenfalls als unerträglich heftig, reißend, bohrend, manchmal auch als brennend geschildert. Dabei sitzt der Hauptschmerz meist einseitig um das Auge herum oder hinter dem Auge. Die Schmerzen können jedenfalls oft ganz unvermittelt ohne erkennbare Auslöser in mehreren Attacken pro Tag auftreten. Dabei wechseln sie praktisch nie die Seite. Außerdem können sie auch durch eine tageszeitliche Rhythmik gekennzeichnet sein. Zur Behandlung stehen unter anderem bisher die medikamentöse Einstellung mit Kombinationen stark wirksamer Analgetika, Triptanen und die Inhalation mit Sauerstoff zur Verfügung. Schließlich stellt die Sphenopalatine Ganglion Stimulation (SPG) für die betroffenen Patienten eine neue Behandlungsoption gegen den Cluster-Kopfschmerz dar.



Sphenopalatine Ganglion Stimulation bei Cluster-Kopfschmerz

Die hier befindlichen Trigeminusnervenfasern an der Entstehung des Schmerzes beteiligt sind (siehe Abbildung 1, Einstiegsbild oben). Forscher berichteten über neue Erfahrungen mit einem über den Mundvorhof implantierten, permanenten Stimulationssystem (Pulsante® SPG Microstimulator System).

Abbildung 2: Implantat mit Elektrode (Pfeil) am Sphenopalatine ganglion.
Abbildung 2: Implantat mit Elektrode (Pfeil) am Sphenopalatine ganglion.

Man führt dazu Stimulationselektrode wird hierbei direkt an das Ganglion sphenopalatinum geführt (siehe Abbildung 2).

Im Falle einer Schmerzattacke aktiviert dann der Patienten selbst das Implantat. Dadurch kann er seine Schmerzen lindern sowie auch Attacken verkürzen.

Das operativ-technische Vorgehen beinhaltet eine umfangreiche präoperative Vorbereitung anhand einer individuellen virtuellen 3-D-Modell-Planung des Gesichtsschädels und Auswahl der entsprechend angepassten Elektrodenmodelle sowie einer intraoperativen radiologischen und neurophysiologischen Verifikation der Elektrodenposition.

Die Eingriffe erfolgen jedenfalls in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen HNO- und Neurochirurgischer Klinik.

Im Grunde genommen tolerieren nahezu alle Patienten das chirurgische Prozedere gut. Nach Aktivierung der Stimulation vier Wochen postoperativ berichteten viele Patienten über eine Reduktion der Attacken-Frequenz respektive der Stärke der auftretenden Schmerzattacken.

 

Fazit

Nach Abschluss erster Studien (s. u.) mit Einschluss von annähernd 100 Patienten findet die Therapie mit Sphenopalatine Ganglion Stimulation bei Cluster-Kopfschmerz zunehmend ihren Platz in der klinischen Versorgung. Das operative und technische Prozedere ist anspruchsvoll und erfordert umfangreiche Vorbereitung und Training. Bisher sind zirka 400 Patienten weltweit versorgt worden.

Die klinischen Erfahrungen entsprechen bezüglich der Ergebnisse jedenfalls den Literaturdaten. Schließlich stellt die Sphenopalatine Ganglion Stimulation insgesamt eine aussichtsreiche neue Therapie-Option bei schwerem Cluster-Kopfschmerz dar.

 




Literatur:

Wei DY, Khalil M, Goadsby PJ. Managing cluster headache. Pract Neurol. 2019;19(6):521–528. doi:10.1136/practneurol-2018-002124

Schoenen J, Jensen RH, Lantéri-Minet M, Láinez MJA, Gaul C, Goodman AM, Caparso  A, May. A. Stimulation of the sphenopalatine ganglion (SPG) for cluster headache treatment. Pathway CH-1: A randomized, sham-controlled study. Cephalalgia 2013;33:816−30

Jürgens T, Barloese M et al. Long-term effectiveness of sphenopalatine ganglion stimulation for cluster headache. Cephalalgia 2016. Published online before print May 9, 2016, doi: 10.1177/0333102416649092


Quelle:

» Therapie bei Cluster-Kopfschmerz: Operation als Chance? «. Statement von Professor Dr. med. Dr. h.c. Thomas Klenzner, Stellvertretender Direktor der Universitäts-HNO-Klinik Düsseldorf und Leiter des klinikeigenen Hörzentrums, Universitätsklinikum Düsseldorf

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