Das Warten auf Spenderorgane ist für die Patienten in Deutschland eine tödliche Falle. Im Durchschnitt sterben täglich 2,5 Patienten auf der Warteliste.
Im Jahr 2017 warteten in Deutschland 10.107 Patienten auf Spenderorgane. Dem standen 797 Organspender gegenüber, die zusammen 2594 Organe gespendet haben. Dies waren im Vergleich zum Vorjahr 273 (Rückgang von 9,5 Prozent) und im Vergleich zu 2010 sogar 1611 Spenderorgane weniger (Rückgang von 38,3 Prozent). Insgesamt wurden 2017 in Deutschland 2765 postmortal gespendete Organe transplantiert. Das sind 171 Spenderorgane mehr, als gespendet wurden. Diese zusätzlichen Spenderorgane wurden über die Eurotransplant-Partnerländer zur Verfügung gestellt. Zusammen mit 620 Lebendspenden (18,3 Prozent) wurden 2017 in Deutschland 3385 Organe transplantiert.
Warten auf Spenderorgane in Deutschland – eine tödliche Falle
Auch wenn die Organtransplantation eine lebensrettende Therapiemaßnahme darstellt, rettet sie nirgendwo in Europa so wenige Leben wie in Deutschland. Das Warten auf ein Organ gerät für die Patienten in Deutschland zur tödlichen Falle. Im Durchschnitt sterben täglich 2,5 Patienten auf der Warteliste, weil lebensrettende Spenderorgane fehlen. Die Mortalitätsraten auf den Wartelisten für Leber und Lunge, für die es im Gegensatz zur Dialysetherapie bei Niereninsuffizienz keine Organersatztherapie gibt, sind im Vergleich zu den anderen Eurotransplant-Ländern sogar mehr als doppelt so hoch. Hinzu kommt, dass insbesondere bei der Lebertransplantation auch die Überlebensraten der transplantierten Empfänger niedriger ist als im europäischen Ausland, da die Organknappheit bedingt, dass jeweils nur die Schwerstkranken mit den schlechtesten Prognosen transplantiert werden können.
In jedem europäischen Land gibt es mehr Spenderorgane als in Deutschland, wobei Spanien mit 46,9 Spendern pro eine Million Einwohner im Jahr Spitzenreiter ist. In Deutschland waren es zuletzt 9,7 Spender – der niedrigste Stand seit 20 Jahren. Während Patienten hierzulande im Mittel 6 Jahre auf eine Niere warten, sind es in Österreich nur 18 Monate und in Spanien sogar nur 12 Monate. Der wesentliche Unterschied zu Deutschland besteht in der Widerspruchslösung: Wer zu Lebzeiten der Organspende nicht widerspricht, gilt als Organspender. Und wer widersprochen hat, darf selbstverständlich trotzdem ein Organ erhalten.
Im von der WHO empfohlenen spanischen System ist die Organspende zum Normalfall geworden. Ein verantwortungsvolles Miteinander hat in Spanien wie in fast allen europäischen Ländern zur Einführung dieser Widerspruchslösung geführt. Dabei bleibt zugleich die Freiheit der Selbstbestimmung unangetastet, da man sich jederzeit dem zugeschriebenen Organspenderstatus durch einfache Erklärung entziehen kann. Eine angemessene
Quelle:
Statement »Mangel an Spenderorganen: Rettung vor dem Tod auf der Warteliste« – Professor Dr. Rainer Blasczyk Institut für Transfusionsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover zu 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie e.V. (DGTI), September 2018, Lübeck