Donnerstag, April 25, 2024

Blasenentzündung ohne Antibiotikum behandeln: pflanzlich, mit Ibuprofen, mit viel Flüssigkeit

Blasenentzündung zuerst ohne Antibiotikum behandeln: mit Ibuprofen, pflanzlichen Mitteln und viel Flüssigkeit trinken, um die Symptome zu lindern.

Unter dem Strich sind ist die Blasenentzündung beziehungsweise sind Harnwegsinfekte keineswegs ein Phänomen der kalten Jahreszeit. Denn auch in den Sommermonaten tritt die Infektion häufig auf, wobei dann andere Gründe vorherrschen. Dazu gehört beispielsweise nasse Badekleidung, die man nicht rasch genug ausgezogen. Weiter unterschätzen vor allem auch Frauen häufig die abendliche Kühle. Ein Grund kann aber auch ein gesteigertes Sexualleben (Honeymoon-Zystitis) in den Sommermonaten beziehungsweise in der Urlaubszeit sein. Wobei viele Ärzte ihren Patientinnen bei Blasenentzündung oft sofort ein Antibiotikum verschreiben. Doch in vielen Fällen ist das unnötig, denn man kann eine Blasenentzündung durchaus auch ohne Antibiotikum behandeln. Denn unter dem Strich heilen unkomplizierte Blasenentzündungen oft folgenlos aus, die Betroffenen können die Symptome mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen sowie mit pflanzlichen Mitteln lindern. Der unkritische Antibiotika-Einsatz bei Blasenentzündung trägt übrigens allgemein sogar zur Entstehung von Antibiotikaresistenzen bei.

 

Typische Beschwerden sind brennende Schmerzen beim Wasserlassen. Weiter das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen sowie manchmal auch Unterleibskrämpfe. Übrigens erkrankt jede zweite Frau mindestens einmal im Leben an einer Blasenentzündung. Jede vierte bis fünfte Betroffene leidet unter wiederkehrenden Infektionen. Vor allem bei Frauen kommen zu den Sommerleiden Blasenentzündung beziehungsweise Probleme mit den Harnwegen dazu.

Bei Männern treten Harnwegsinfektionen deutlich seltener auf. Das hat anatomische Gründe. Denn der Harnleiter ist bei Frauen wesentlich kürzer. Dadurch dringen sich die Bakterien schneller in die Harnblase vor und setzen sich sich dort fest. Meist sind es Darmbakterien der Art Escherichia coli, die die lästige Infektion verursachen. Aber auch andere Bakterien kommen als Erreger infrage.

 

Jedenfalls gehört die unkomplizierte Harnwegsinfektion zu jenen Infektionen, bei denen Ärzte und Patienten oft vorschnell und unnötigerweise ein Antibiotikum einsetzen. Eine deutsche Studie zeigte unlängst, dass etwa zwei Drittel der 494 Patientinnen mit unkomplizierter  auch ohne Antibiotikum wieder gesund wurde, eine rein symptomatische Behandlung mit dem entzündungshemmenden Schmerzmittel Ibuprofen reichte dabei aus. Bei jeder dritten Patientin hielten allerdings die Symptome zu lange an oder verschlimmerten sich, sodass die doch noch mit Antibiotika behandelt werden musste.

Es gibt aber auch verschiedene Heilpflanzen, die bei der Behandlung einer Blasenentzündung eine gute Alternative darstellen. Bewährt haben sich beispielsweise Zubereitungen mit Bärentraubenblättern, deren Inhaltsstoffe die Bakterien abtöten und wie ein natürliches Antibiotikum wirken. Weitere bewährte Heilpflanzen sind beispielsweise Tausendgüldenkraut, die Birke, Liebstöckel und Rosmarinblätter sowie die Brennnessel und Goldrute.

Dies sollte man jedoch keinesfalls als Aufforderung zur Selbsttherapie verstehen. Auch unkomplizierte Harnwegsinfektionen, die etwa 90 Prozent ausmachen, sind ein Fall für ärztliche Expertise. In Absprache mit dem Arzt kann man aber die Behandlung einer Harnwegsinfektion durchaus zunächst einmal ohne Antibiotika versuchen.

 

Pflanzliche Mittel und viel Flüssigkeit trinken sind effektiv zur Vorbeugung, helfen aber auch dabei, die Blasenentzündung ohne Antibiotikum zu behandeln

Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, dem Blasenentzündung vorzubeugen, hierzu gibt es verschiedene Verhaltensmaßnahmen und wiederum pflanzliche Behandlungen. Bekannt sind dazu auch Zubereitungen aus Preiselbeere und Cranberries (Moosberen). Weiter wirken medizinische Produkte mit dem Einfachzucker D-Mannose bei Harnwegsinfekten vorbeugend.

Außerdem weiss man schon lange, dass viel Flüssigkeit trinken vorbeugend wirkt. Die Wirksamkeit ist sogar auch wissenschaftlich gut belegt. Denn eine Ende 2018 prominent publizierte Studie zeigte, dass Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen sehr von der erhöhten Flüssigkeitsaufnahme profitieren. Beispielsweise half die Steigerung der täglichen Trinkmenge von 1,5 auf drei Liter, um die Zahl der jährlichen Harnwegsinfektionen von durchschnittlich 3,3 auf 1,7 fast zu halbieren, gleichzeitig sank auch die Zahl der Antibiotika-Verschreibungen um nahezu die Hälfte.


Literatur:

Gágyor Ildikó, Bleidorn Jutta, Kochen Michael M, Schmiemann Guido, Wegscheider Karl, Hummers-Pradier Eva et al. Ibuprofen versus fosfomycin for uncomplicated urinary tract infection in women: randomised controlled trial. BMJ 2015; 351 :h6544

Hooton TM, Vecchio M, Iroz A, et al. Effect of Increased Daily Water Intake in Premenopausal Women With Recurrent Urinary Tract Infections. A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. 2018;178(11):1509‐1515. doi:10.1001/jamainternmed.2018.4204

Gupta K, Grigoryan L, Trautner B. Urinary Tract Infection. Ann Intern Med. 2017;167(7):ITC49‐ITC64. doi:10.7326/AITC201710030

Domenici et al. D-mannose: a promising support for acute urinary tract infections in women. A pilot study. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2016 Jul;20(13):2920-5.

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