Sonntag, März 17, 2024

Sensation-Seeker bevorzugen dominante Partner in der Beziehung

Sensation-Seeker, die oft schnell gelangweilt sind, suchen gerne aufregende soziale Kontakte und bevorzugen dominante Partner für Beziehungen.

Angeblich soll es für jeden Menschen ein ideales Erregungsniveau geben. Wobei man dieses durch Suchen oder Vermeiden von Erregungszuständen immer wieder regulieren kann. Unter dem Strich haben sogenannte Sensation-Seeker ein geringes Erregungsniveau und suchen daher aufregende Reize, dazu zählen Begebenheiten, soziale Kontakte, Sportarten, Abenteuer aber auch aufregende sexuelle Beziehungen. Jedenfalls gilt Sensation Seeking als ein facettenreiches, auch häufig vererbte Eigenart der Persönlichkeit. Diese fördert auch die Entwicklung von Substanzkonsum und Substanzmissbrauch beim Menschen. Bei jugendlichen Sensation-Seeker ist oft Suchtverhalten mit einem höheren Maß an Impulsivität und dem Hang zum Sensation-Seeking verbunden. Eine langsamere Abnahme der Impulsivität brachte in einer rezenten Studie auch eine schnellere Zunahme der Sensationssucht.

 

Welche Eigenschaften haben Menschen, die sich zu einem dominanten Partner hingezogen fühlen?

Psychologen an der Universität Konstanz haben unlängst einen Zusammenhang zwischen bestimmten Charaktereigenschaften und dem Wunsch nach einem dominanten Partner gefunden. In einer Online-Untersuchung kamen unlängst Dr. Gilda Giebel und ihre Kollegen zum Ergebnis, dass Sensation-Seeker – Menschen, die ein hohes Erregungslevel brauchen und aufregende soziale Aktivitäten suchen – starke Tendenzen hin zu einem dominanten Partner zeigen. Das gleiche gilt für Frauen, die Ängstlichkeit als Charaktereigenschaft aufweisen. Mit einer Ausnahme.

 

Sensation-Seeker brauchen ein hohes Erregungslevel

Als Sensation-Seeker werden Menschen bezeichnet, die ein hohes Erregungsmuster brauchen, um sich wohl zu fühlen. Sie suchen starke Gefühle und Abenteuer und versuchen auf jeden Fall, Langeweile zu vermeiden.

Auf der anderen Seite stehen Menschen, bei denen Ängstlichkeit – auf englisch Trait Anxiety – eine hervorstechende Charaktereigenschaft darstellt. Sie machen sich viele Sorgen und sind allgemein angespannt. Die Konstanzer Psychologen haben bei ihren insgesamt 172 Studienteilnehmenden diese beiden Eigenschaften abgefragt und gleichzeitig untersucht, inwiefern diese mit der Präferenz für dominante Partner einhergehen.

Sensation-Seeker starke Gefühle und Abenteuer. Sensation Seeker versuchen auf jeden Fall, Langeweile zu vermeiden. So lieben sie Bungee-Jumping und verabscheuen Routinen.

Das Ergebnis war schließlich eindeutig. Denn Sensation Seeker, ob männlich oder weiblich, die schnell gelangweilt sind und gern aufregende soziale Kontakte eingehen, suchen dominante Partner. „Dominante Partner sind für sie attraktiv. Ob sie dabei eher eine Kurzzeitaffäre als einen stabilen Langzeitpartner im Auge haben, muss in einer weiteren Studie untersucht werden“, erläutert Gilda Giebel. Das Ergebnis der Sensation Seeker gilt sowohl für die männlichen Studienteilnehmenden als auch für die weiblichen.

Die Psychologin Dr. Gilda Giebel erhob, dass Sensation Seeker aber auch Trait Anxiety eher zu dominanten Partnern tendieren. © Universität Konstanz
Die Psychologin Dr. Gilda Giebel erhob, dass Sensation Seeker aber auch Trait Anxiety eher zu dominanten Partnern tendieren. © Universität Konstanz

Was die Personen des ängstlichen Typs betrifft, ist beim weiblichen Anteil nochmals zu differenzieren. Hier ist bei einigen der Wunsch nach einem dominanten Partner ausgeprägt vorhanden. „Wir gehen davon aus, dass diese Personen in einem dominanten Partner eine starke Schulter zum Anlehnen suchen. Als Langzeitpartner gibt er den Weg durchs Leben vor“, erläutert Gilda Giebel dieses Ergebnis. Der umgekehrte Effekt, dass sich ängstliche Männer zu dominanten Frauen hingezogen fühlen, konnte nicht beobachtet werden.

Ängstliche Frauen suchen für eine Beziehung oft dominante Partner. Dies konnte man umgekehrt bei Männern nicht beobachten.

Unter den weiblichen Personen, die eher ängstliche Verhaltenseigenschaften aufweisen, wurden allerdings auch Frauen identifiziert, die ihre Ängstlichkeit durch einen alternativen Lebensweg kompensieren. Diese weibliche Personengruppe sucht keinen Partner, sondern fokussiert ihr Interesse auf Kultur, dem sie aktiv nachgeht.

Die Frauen suchen neue Erfahrungen, indem sie möglicherweise viel reisen, viel lesen und sich allgemein der Kunst und Kultur widmen. „Da würde ein Mann, der sehr dominant ist und den Lebensweg dieser Person beeinflusst, nur stören“, interpretiert Gilda Giebel dieses Einzelergebnis. Die einen suchen sich somit einen Partner, der ihnen beisteht, die anderen bauen sich einen eigenen Lebensstil auf.

Während sich die Psychologen bei der Abfrage der Eigenschaften Sensation Seeking und Trait Anxiety standardisierter Fragebögen bedienten, haben sie für den Punkt Dominanz einen eigenen Fragebogen entwickelt, den ersten zu diesem Thema. Dominanz wird hier als soziale Dominanz begriffen. Insgesamt zeigt die Studie, dass Frauen in diesem Sinne immer noch eine höhere Präferenz für einen dominanten Partner haben.

 

Sensation-Seeker mittels Brief Sensation Seeking Scale (BSSS) bewerten und einteilen

Sensation-Seeker suchen also ständig neue Reize, um den gewünschte, befriedigende Stimulierung zu erhalten. Psychologische Tests ermöglichen es, den Brief Sensation Seeking Scale (BSSS – Hoyle et al., 2002) zu erheben und die Persönlichkeit der Sensation-Seeker so zu bewerten.

Die Arbeit von Hoyle und Kollegen basierte auf die Untersuchungen von Zuckerman 1978 und dessen Sensation Seeking Scale Form V, wobei die untersuchten Personen auf einer Fünf-Punkte-Skala verschieden Fragestellungen mit „ich stimme gar nicht zu“ bis „ich stimme sehr zu“ zu bewerten mussten. Danach wurden die befragten Sensation-Seeker in Untergruppen eingeteilt:

Experience Sensation-Seeker. Ihre Antworten ergaben folgende Aussagen:

  • Ich würde gerne unbekannte Plätze erforschen.
  • Ich würde gerne eine Fahrt ins Blaue beziehungsweise eine Reise ins Ungewisse machen – ohne geplante Route und ohne Zeitplan.

Boredom susceptibility Sensation-Seeker. Ihre Antworten ergaben folgende Aussagen:

  • Ich werde unruhig, wenn ich zuviel Zeit zuhause verbringe.
  • Ich verbringe meine Zeit lieber mit aufregenden, unberechenbaren Freunden.

Disinhibition Sensation-Seeker. Ihre Antworten ergaben folgende Aussagen:

  • Ich liebe wilde Parties.
  • Ich würde gerne neue, aufregende Erfahrungen machen, auch wenn sie illegal sind.

Thrill and adventure Sensation-Seeker. Ihre Antworten ergaben folgende Aussagen:

  • Ich liebe angsteinflössende, erschreckende Dinge.
  • Ich würde gerne Bungee Jumping oder ähnliche extreme Aktivitäten machen.

Beziehungen mit dominanten Partnern sind für Sensation-Seeker attraktiv. Ob Menschen mit Sensation Seeking dabei eher eine Kurzzeitaffäre als einen Langzeitpartner suchen, muss weiter untersucht werden.

Unter dem Strich kann man im Zusammenhang mit dem optimalen Erregungsniveau durchschnittlich etwa 70 % der emotionalen Unterschiede bei verschiedenen Personen genetisch erklären. Die restlichen 30 % lassen sich auf Umwelteinflüsse beziehungsweise Prägung zurückführen. Beispielsweise ist die Suche nach Abwechslung beziehungsweise dem speziellen Kick bei jüngeren Menschen im Alter von 20 bis 25 Jahren typisch. Nicht sehr überraschend sind Sensation-Seeker übrigens eher männlich.

Die Studie von Giebel ist auch im Zusammenhang mit verschiedenen pathologischen Ausprägungen und therapeutischen Maßnahmen bedeutsam. Dabei wirft sie auch sehr viele offene Fragen auf, die Gegenstand weiterer Untersuchungen sein sollten.


Literatur:

Wasserman AM, Mathias CW, Hill-Kapturczak N, Karns-Wright TE, Dougherty DM. The Development of Impulsivity and Sensation Seeking: Associations with Substance Use among At-Risk Adolescents. J Res Adolesc. 2020 Sep 20. doi: 10.1111/jora.12579. Epub ahead of print. PMID: 32951266.

Dickson PE, Roy TA, McNaughton KA, Wilcox TD, Kumar P, Chesler EJ. Systems genetics of sensation seeking. Genes Brain Behav. 2019 Mar;18(3):e12519. doi: 10.1111/gbb.12519. Epub 2018 Oct 8. PMID: 30221471; PMCID: PMC6399063.

Gilda Giebel, James Moran, Anne Schawohl und Roland Weiersta. The thrill of loving a dominant partner: Relationships between preference for a dominant mate, sensation seeking, and trait anxiety. Personal Relationships, Volume 22, Issue 2, 275–284, June 2015. DOI:10.1111/pere.12079

Rick H. Hoyle, Michael T. Stephenson, Philip Palmgreen, Elizabeth Pugzles Lorch, R. Lewis Donohew. Reliability and validity of a brief measure of sensation seeking. Journal of Personality and Individual Differences.


Quellen:

http://www.aktuelles.uni-konstanz.de/presseinformationen/2015/78/

http://chirr.nlm.nih.gov/sensation-seeking.php

Related Articles

Aktuell

Depressive Störung im Alter rechtzeitig erkennen und wirksam behandeln

Eine depressive Störung im Alter kann man durchaus erfolgreich behandeln. Bedeutend ist eine rechtzeitige Diagnose und das Erkennen der Ursachen. Laut demoskopischer Voraussagen sind wir eine Bevölkerung,...
- Advertisement -

Latest Articles

Intermittierendes Fasten gegen Diabetes und Fettleibigkeit

Intermittierendes Fasten ist vielversprechend gegen Diabetes und Fettleibigkeit. Wobei man trotz Schummeltagen von den Vorteilen profitieren kann. Aktuelle Forschungen beleuchten die positiven Effekte, die Intermittierendes...

Zervikale Bandscheibenprothese: zukunftsweisende Behandlung für Bandscheibenvorfälle

Die Behandlung mit einer zervikalen Bandscheibenprothese ist eine zukunftsweisende Therapie für Bandscheibenvorfälle. In Europa ist die anteriore Diskektomie und Fusion, oft durchgeführt mit einem Cage,...

Gesunde Wirkungen der Katzenkralle: gegen Rheumatoide Arthritis, Entzündungen bei vielen anderen Erkrankungen

Die südamerikanische Heilpflanze Katzenkralle, Uncaria tomentosa, zeigt Wirkung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und verbessert die eingeschränkte Beweglichkeit. Die Katzenkralle – auch als Krallendorn oder...